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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unter der Klimaanlage gab es gar nicht.«
    Mit steifen Beinen ging er zu einem Kasten, holte aus einer Lage kleingestoßenen Eises eine Flasche Bier und setzte sie an den Mund. »Du auch?« fragte er, als er sie wieder absetzte.
    Der andere schüttelte den Kopf. »Allah verbot den Alkohol.«
    »Na, dann Prost.« Der Mann trank die Flasche leer und dehnte sich dann. »Merk dir eins, Babu: Es geht nichts über ein kühles, deutsches Bier.«
    Langsam, fast lautlos glitt der breite, dunkle Kahn den Nil hinab. Ein Schiff wie viele, mit großen, schräggestellten Segeln.
    *
    An einem Sonntagmittag warteten an der Kreuzung der beiden Staatsstraßen Alexandria – Gizeh und Gizeh – El Fayum zwei sandgelb gestrichene Jeeps und ein geschlossener Lastwagen. Sie standen etwas seitlich der Route in einer Palmengruppe. Die Nomaden und Fellachen, die an diesem Sonntag unterwegs waren, mit Kamelen oder Eseln, Ochsengespannen oder auch zu Fuß, sahen nur kurz auf diese Gruppe, erkannten Uniformen, starrten auf die Maschinenpistolen, wandten dann den Kopf ab und beeilten sich, an der Palmengruppe vorbeizukommen. Wo Militär ist, wird es ungemütlich, dachten sie. Die Wüste ist weit, der Nil ist voll Wasser, Allah hat ein Auge auf alles, was lebt, am heiligsten aber ist die Ruhe. Und die ist hin, wo eine Uniform auftaucht.
    General Yarib Assban stand unter einer der windschiefen, staubigen Palmen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sonne brannte unbarmherzig auf Sand und Stein, auf Pflanzen und Kreatur. Der karge Schatten unter den Palmen war nur eine Illusion von Kühle. Die Hitze des Sandes drang durch die Schuhsohlen und erweckte den Eindruck, man stehe auf einem riesigen Grill.
    »Sind Sie sicher, daß sie von Oued El Haddadin auf dem Rückweg hier vorbeikommen?« fragte General Yarib Assban. Der junge Leutnant neben ihm nickte.
    »Ganz sicher, General. Es gibt ja keine andere Straße nach Gizeh.«
    »Und wenn sie eine Kamelpiste nehmen?«
    »Das wäre ein Umweg, General.«
    »Ich wiederhole: Es war eine Dummheit, sie überhaupt ausreiten zu lassen. Man sollte den Zorn Allahs über euch herabbeschwören. Sie wissen doch, daß seit vierzehn Tagen eine verstärkte Isolation angeordnet ist.«
    »Der Befehl kam erst vor einer Stunde durch, General.« Der junge Leutnant hob die schmalen Schultern. Allah ist mächtig, dachte er dabei. Aber mächtiger ist die Faulheit. Das ändert auch ein General Yarib Assban nicht.
    »Vor vierzehn Tagen!« rief Assban.
    »Unser Funker nahm den Spruch vor einer Stunde auf, General. Ich kann Ihnen nichts anderes melden.«
    »Das ist eine Sauerei, Leutnant.«
    »Gewiß, General. Aber wo sitzt das Mutterschwein?«
    General Assban stapfte durch den Sand hin und her. Ungeduldig sah er auf seine Armbanduhr, trat an seinen Jeep heran, holte eine Thermoskanne unter dem Sitz hervor und trank einen Schluck kalten Tee. Verteilt unter den Palmen standen die anderen Soldaten, dösten vor sich hin, rauchten oder lasen in der Zeitung. Assban lehnte sich an die Motorhaube des Jeeps. Ein paar Fellachenjungen, die ihn umringten, verscheuchte er wie lästige Moskitos, indem er rief: »Geht weg, ihr Hundesöhne! Los, los, das ist nichts für euch!« Dann rauchte er hastig, sah immer wieder die Straße hinauf und wartete auf die typischen kleinen Staubwölkchen, die trabende Reiter aus dem Wüstenstaub aufwirbeln mußten.
    Gegen Mittag meldete der junge Leutnant die Ankunft der Erwarteten. Durch sein Fernglas hatte er sie deutlich gesehen. Sie ritten auf der festgestampften Straße. Drei Männer und ein Mädchen. Sie ritten auf herrlichen, weißen Araberpferden, und der Silberbeschlag auf den Sätteln und dem Zaumzeug glitzerte weit in der Sonne.
    General Yarib Assban sah noch einmal auf seine Uhr. Kurz nach zwölf. Auch bei bester Fahrt konnte man vor Mitternacht nicht mehr den Zielort erreichen.
    »Lassen Sie die Soldaten aufsitzen«, sagte Assban zu dem jungen Leutnant. »Es ist nicht nötig, daß wir sie sofort erschrecken.« Er sah den schwarzgelockten, jungenhaften Offizier aus zusammengekniffenen Augen an, über denen sich die buschigen Brauen wölbten. »Sie wissen, daß das hier Geheimhaltungsstufe I ist. Kommt ein Wort davon an die Öffentlichkeit, können Sie Ihre Pistole durchladen und an Ihre Schläfe setzen.«
    »Ich weiß, General.«
    »Also denn. Begrüßen wir unsere Gäste.« General Yarib Assban wischte sich noch einmal den Schweiß vom Gesicht, steckte dann das Taschentuch ein, nahm sein
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