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0471 - Im Bann der Hexe

0471 - Im Bann der Hexe

Titel: 0471 - Im Bann der Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Rio de Janeiro, Brasilien: »Das war's also für dieses Jahr«, sagte Professor Zamorra. »Totales Chaos auf den Straßen und in den Häusern dank kurzschlußbedingten Stromausfalls für die ganze Stadt inklusive der dadurch bedingten Steigerung der Kriminalitätsrate um wenigstens fünfzig Prozent. Eine Hochzeit auf einem der Karnevalswagen, reif für das Guinness-Buch der Rekorde. In der Nacht davor das totale Abbrennen eines Karnevalswagens während des Festumzuges. Eine Nicole Duval und eine Teri Theken, die sich in den Festzug gemischt und mitgemacht haben. Das Unschädlichmachen eines Vampirs, der glaubte, im Karnevals-Durcheinander ungestraft ein paar Opfer ermorden zu können…«
    »Nicht zu vergessen der Ärger mit dem Fledermaus-Schützer«, ergänzte Nicole Duval, »der uns fast daran gehindert hätte, dem Vampir auf den Zahn zu fühlen…«
    »Nicht zu vergessen die drei hübschen Boys im Karnevalszug, die ich vernascht habe«, fügte die Silbermond-Druidin Teri Rheken genießerisch hinzu.
    »Und das in aller Öffentlichkeit«, seufzte Nicole.
    »He«, wunderte sich Teri. »Moralisierst du neuerdings?«
    »Quatsch!« wehrte Nicole ab. »Aus mir treuer Fee spricht bloß der nackte Neid. Zamorra war ja leider nicht greifbar. Der hockte auf dem Dach und mußte den Vampir ausschalten… und anschließend hast du nicht daran gedacht, ihn da oben runter und zu uns ins Getümmel zu holen, den armen Kerl…«
    Der »arme Kerl« räusperte sich.
    Ihm hätte nämlich absolut nichts daran gelegen. Zumindest nicht am Sex mitten im Festzug. Er hatte durchaus nichts dagegen einzuwenden, daß Nicole sich gern so sparsam bekleidet und sexy wie möglich zeigte. Ihre Freizügigkeit regte ihn an. Aber das war das Appetitholen. Genascht wurde dann unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Nicole sah das ähnlich; ihre jetzige »Kritik« war nur lockeres Geplänkel. Teri dagegen hatte weitaus freiere Ansichten. Sie war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen und ließ keinen Genuß aus. Sie nahm sich einfach, was und wen sie wollte; es lag wohl in ihrer Natur. Die Silbermond-Druiden hatten in jeder Beziehung schon immer ganz anders gedacht als die Menschen der Erde.
    Sie lächelte und strich sich durch die hüftlange, golden leuchtende Haarpracht. »Das kommt davon, wenn man sich ausschließlich auf einen einzigen Partner fixiert. Die Welt ist voller netter, brauchbarer Männer - und notfalls, gibt's auch noch ein paar Frauen. Weshalb sich also an einen einzigen klammern?«
    »Vielleicht, weil man diesen einzigen eben liebt«, erwiderte Nicole und sprach damit aus, was auch Zamorra dachte. Sie liebten einander in bedingungsloser Hingabe und schrankenlosem Vertrauen. Sie schenkten sich gegenseitig, was sie benötigten; es bestand kein Grund, auch nur vorübergehend nach einem anderen Partner Ausschau zu halten. Teri wußte das natürlich auch; ihre Anspielung war nicht ernst gemeint. Nicole fuhr fort: »Und wenn das nicht zählt, dann eben, um sich nicht mit allerlei unschönen und ungesunden Dingen zu infizieren, von denen Aids die Krönung sein dürfte. Bist du sicher, daß du dir da nichts geholt hast, Teri?«
    Die winkte ab. »Ich weiß mich zu schützen. Als Silbermond-Druidin kann ich Erreger aller Art in mir - und auch in anderen - feststellen, isolieren und eliminieren. Das solltest du eigentlich wissen. Du kannst mir auch glauben, daß ich ständige Kontrollen an mir selbst durchführe. Als Frau von der Erde müßte ich in der Tat wesentlich vorsichtiger sein. Deshalb hüte ich mich auch, meinen Lebenswandel anderen als vorbildlich zu empfehlen.«
    Zamorra erhob sich.
    »Soviel also zur Manöverkritik unserer letzten Aktion«, sagte er. Eine Aktion, die recht ungeplant war. Eigentlich waren sie nur hierher gekommen, weil Nicole einfach mal den Karneval in Rio kennenlernen wollte. Trotz aller ihrer ungezählten Weltreisen hatten sie dafür bislang noch nie Muße gefunden.
    Und prompt waren sie wieder mitten in einen Fall geraten…
    Aber das war jetzt alles vorbei. »Ich nehme an, unserer Abreise steht also nichts mehr im Wege«, vermutete Zamorra.
    »Die Hotelrechnung ist bezahlt, alles ist klar, Gepäck haben wir ja so gut wie keines. Wir sind startklar.«
    »Dann los«, sagte die Silbermond-Druidin.
    Sie streckte beide Hände aus.
    Zamorra griff mit der rechten Hand zu; in der linken hielt er das relativ karge Gepäck. Nicole berührte die Druidin mit der linken Hand; die rechte krallte sie ins Nackenfell des
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