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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ein Schwimmbad soll sie haben, sagte der General Assban. Das wird vielleicht das Wichtigste für Birgit sein. Sie schwimmt so gern.
    Alf Brockmann nickte seiner Sekretärin zu. »Lore, gießen Sie Kaffee ein. Es wird ja doch nicht anders, wenn man darüber nachgrübelt. Lassen wir uns überraschen.«
    Und im Inneren dachte er: In ein paar Wochen wird Birgit kommen. Und mein Junge. Detlef-Jörg. Fünf Jahre alt. Er wird auf einem Esel durch die Oase reiten und im Wadi mit den Fellachenjungen spielen. Wir werden eine kleine, glückliche Familie sein. Ist es da nicht gleichgültig, wo man lebt … wenn man nur glücklich sein darf?
    Vom vorderen Jeep aus ließ General Yarib Assban einen Funkspruch in das sich immer mehr entfernende Gizeh durchgeben.
    »Aktion Schwalbe erledigt. Befinden uns auf Route 9. Ende.«
    Neben der Wagenkolonne her liefen einige wilde Hunde und bellten. Sie hatten Hunger. Ihr struppiges Fell war gelbweiß vom Staub, zwischen den Knochen klebten Geschwüre in der Haut.
    Die Wüste ist nicht nur schön, sie ist auch grausam und mitleidlos.
    *
    Etwas außerhalb von Lübeck, am Elbe-Trave-Kanal, lag das Haus, das sich Alt Brockmann in geduldiger Arbeit Stück für Stück aufgebaut hatte, bis er es mit seiner Familie, die damals gerade aus seiner jungen Frau Birgit und ihm bestand, beziehen konnte. Nach dem plötzlichen Infarkttod ihres Mannes zog auch noch Birgits Mutter dazu. Detlef-Jörg wurde geboren und spielte später in dem blühenden Garten, der bis hinunter zu den Spundwänden des Kanals reichte, wo ein Boot an einem hölzernen Steg lag. Mit ihm war Alf Brockmann immer unter eine Brücke gefahren und hatte geangelt, wenn er übers Wochenende von Hamburg nach Lübeck kam.
    Sein Weggang von der Hamburger Universität war abrupt gewesen. Eine ihm versprochene Dozentur für Physik hatte ein anderer bekommen, der gleichzeitig auch Schwiegersohn des Dekans der Universität wurde. Diese Schiebung allein aber war es nicht, was Alf Brockmann dazu bewog, ein Angebot nach Kairo anzunehmen, sondern vielmehr die Beurteilung seiner Person, die er durch Zufall in die Hände bekam. Darin schrieb der Dekan:
    »Brockmann ist ein guter Arbeiter und ein besessener Wissenschaftler, aber ihm fehlt die Reife und Abgeklärtheit, um ein Lehramt anzutreten. Sein enormes fachliches Wissen kann nicht überdecken, daß er in seiner modernen Lebensauffassung einer akademischen Lebensart fast feindlich gegenübersteht. Es ist zu befürchten, daß sein Einfluß auf die Studenten eine gefährliche sozialistische Note in den Geist der Alma mater bringt. Man sollte vermeiden, solche Modernitäten nicht noch zu befruchten, indem man einer Dozentur zustimmt.«
    Das war vor über einem Jahr.
    Nun wohnten Birgit Brockmann und ihre Mutter, Berta Koller, mit dem kleinen Detlef-Jörg allein in der Villa am Kanal und verbrachten die langen Tage und vor allem Abende damit, sich zu streiten oder anzuöden.
    »Was ist das für eine Ehe«, war die ständige Rede von Berta Koller. »Er in Ägypten, du hier, das Kind wächst ohne väterliche Autorität auf, gerade jetzt in einem Alter, wo es dringend einen Vater braucht. Jeden Monat kommt ein läppischer Brief mit nichtssagenden Phrasen und immer neuen Vertröstungen … Nein, mein Kind, das ist keine Ehe!« Und dann holte Berta Koller tief Luft und schoß ihre stärkste Rakete ab: »Und während du hier auf ihn wartest, vergnügt er sich in Kairo in Bars mit Bauchtänzerinnen und Bajaderen!«
    »Alf nicht!« rief Birgit dann stets unter Tränen. »Er kann ja nichts tun, als warten. Er kann doch die Regierung nicht zwingen.«
    »Weil er ein Weichling ist. Auf den Tisch hauen, das hilft immer. Schließlich brauchen die Ägypter ihn und er nicht die Ägypter. Aber er will ja gar nicht. Eine feurige Sudanesin im Arm, da lebt es sich besser als mit dir. Und das Kind? Anhängsel ist es für ihn, weiter nichts. Er ist froh, ein paar tausend Kilometer von euch weg zu sein.«
    »Das sagst du nur, weil du ihn nicht leiden kannst.«
    »Allerdings. Vom ersten Tag an war er mir unsympathisch.« Berta Koller wischte sich mit der Serviette über den Mund. »Natürlich, deinem Vater gefiel er, weil er mir über den Mund fuhr. Ich vergesse es nie, wie er sagte: ›Gnädige Frau, so gern ich Ihnen zuhöre – aber davon haben Sie gar keine Ahnung.‹ Ein grober Flegel, weiter nichts. Und dein Vater lachte sich fast schief. Nie, nie vergesse ich das!«
    »Aber er hatte doch recht, Mutter. Du wolltest ihm
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