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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon
Autoren: Charlotte MacLeod
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Kapitel 1
     
     
     
     
     
     
     
    V erdammt nochmal, Sarah, das kannst du
doch nicht machen! Was wird die Familie dazu sagen?« Cousin Dolphs Gesicht
verfärbte sich purpurrot, und seine Wangen beginnen vor Wut zu zittern. Wenn
Dolph wütend wurde, dann geriet er wirklich außer ich.
    »Wen interessiert denn schon, was die
Familie dazu sagt?« hüllte Onkel Jem zurück. Jeremy Kelling war lediglich fünf
Jahre älter als sein Neffe Adolphus, was für die komplizierten Familienverhältnisse
der Kellings durchaus nicht ungewöhnlich war. »Mein Lebtag habe ich auf keinen
von denen gehört, und ich möchte verdammt nochmal wetten, daß ich ein verdammt
angenehmeres Leben geführt habe als ihr alle zusammen.«
    »Pah! Du redest und redest, aber was hast
du je erreicht? Wenn ich fünf Cent bekäme für jede Frau, die du — « Dolph
erinnerte sich rechtzeitig, daß Sarah anwesend war. die in seinen Augen noch ein
unschuldiges Kind war, trotz der Tatsache, daß sie verheiratet gewesen und
inzwischen bereits verwitwet war. »Jedenfalls wäre ich dann heute bestimmt
keinen Pfifferling reicher, als ich es sowieso schon bin.«
    »Zum Teufel mit dir! Wenn du so
stinkreich bist, warum blechst du dann nicht für Sarahs Hypothek?«
    Das Purpurrot auf Adolphus Kellings
Zügen vertiefte sich. »Ausgerechnet du mußt große Töne spucken! Warum läßt du
denn nicht selbst was springen?«
    »Weil ich den Zaster vom alten Onkel
Fred schließlich nicht geerbt habe, sondern du ihn kriegst. Ich habe mein
ganzes Vermögen unter die Leute gebracht, so schnell ich konnte, verpraßt und
verzecht, wie es jeder vernünftige Mann machen sollte. Ich habe selber Schulden
and Hals, und du brauchst gar nicht so herumzubrüllen, weil es mir sowieso
schnurzegal ist. Das heißt, es wäre mir schnurzegal, wenn es dabei nicht um
diese Schweinerei mit den Hypotheken ginge. Sarah weiß, daß ich die Piepen auf
der Stelle lecker machen würde, wenn ich sie bloß hätte.«
    Sarah Kelling Kelling, wenn auch um ein
beträchtliches jünger und sehr viel kleiner als die beiden Kampfhähne, schaffte
es, mit ihrer Stimme den Tumult zu übertönen. »Jetzt haltet endlich beide den
Mund! Ich will von niemandem Geld haben. Es ist mein Problem, nicht eures. Ich —
ich bin bloß dankbar, daß Alexander das alles hier nicht miterleben muß.«
    So ganz entsprach das nicht der
Wahrheit, und Sarahs Stimme klang auch nicht sehr überzeugend, als sie den Satz
beendete. Alexander wäre bestimmt außer sich gewesen, wenn er erfahren hätte,
daß seine junge Gattin, die er gut versorgt geglaubt hatte, nicht einmal mehr
ein richtiges Dach über dem Kopf hatte. Daß sie ihn so plötzlich und auf so
schreckliche Weise verloren hatte * , war
ein Schock, den sie noch immer nicht verwunden hatte und wahrscheinlich nie
verwinden würde.
    Eigentlich konnte Sarah selbst nicht
verstehen, warum sie sich überhaupt die Mühe machte, Dolph und Onkel Jem in ihr
Vorhaben einzuweihen. Es war im Grunde sehr viel einfacher, den ganzen Plan
aufzugeben, die Hypotheken von den Banken für verfallen erklären zu lassen und
sowohl das große Stadthaus in der Tulip Street als auch das viel zu große
Sommerhaus in Ireson’s Landing, das 20 Meilen nördlich von Boston lag, zwangsversteigern
zu lassen. Dann bliebe es ihr wenigstens erspart, jeden Morgen
mutterseelenallein dort aufzuwachen.
    Völlig mittellos würde sie jedenfalls
nicht dastehen. Sarah verfügte immer noch über das spärliche: Einkommen aus dem
Vermögen, das ihr der Vater hinterlassen hatte. Aber bald war sie 27 Jahre alt
und in der Lage, über die ganze Summe zu verfügen, die nach der Plünderung des Kelling-Vermögens
übriggeblieben war, die ihren Vater das Leben gekostet hatte. So einfach
kampflos die Segel zu streichen, erschien ihr zu sehr wie ein Vertrauensbruch
gegenüber Alexander und dem langen, einsamen Kampf, den er geführt hatte, um einen
Teil des Vermögens für sie zu retten.
    Sie hatte daher die Angelegenheit gründlich
überdacht, alle Vor- und Nachteile abgewogen, und wie sie glaubte, klaren,
vernünftigen Lösung für ihr augenblickliches Problem gekommen. Eigentlich hätte
sie wissen müssen, daß jeder Vorschlag von ihr heftige Proteste in der Familie
zur Folge haben würde.
    »Von Finanzen verstehst du genausowenig
wie ein gottverdammter Straßenkater«, informierte Dolph gerade Jem. Keiner von
beiden hatte Sarah auch nur beachtet. »Du solltest eigentlich wissen, daß ich
von Onkel Freds Geld mindestens
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