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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders
Autoren: Megan MacFadden
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Kapitel 1
    Schottisches Hochland, Ende des 12. Jahrhunderts
    In Sithas dunklen Augen spiegelte sich die schmale Mondsichel. Ihre Lippen waren tiefrot und wölbten sich verführerisch, während sie ihm leise zuflüsterte: „Du bist mein Herr und Gebieter, Sidhi. Du hast mein Leben gerettet. Ich gehöre dir.“
    Er ahnte den Sinn ihrer Worte mehr, als dass er ihn verstand, denn er kannte ihre Sprache nicht. Die schöne Sarazenin lag vor ihm auf dem Rücken, das Gewand halb geöffnet, das ausgebreitete schwarze Haar malte ein geheimnisvolles Schlangenmuster in den hellen Sand. Man hatte die Tücher des Zelteingangs weit zurückgeschlagen, um die nächtliche Kühle einzulassen, der rötliche, unstete Schein des Lagerfeuers zitterte auf Sithas nackter Haut.
    „Du wirst mit mir gehen, Sitha“, flüsterte er, sich über sie beugend. „In meine Heimat weit im Norden in den Bergen Schottlands. Dort wirst du meine Königin sein …“
    Hatte sie verstanden? Sie lächelte und hob sanft eine Hand, schlang sie um seinen Nacken und zog ihn zu sich herab. Der süße Duft ihres Körpers berauschte ihn, ließ ihn den Kopf verlieren und alle Warnungen der Kameraden vergessen. Nie hatte sie sich ihm so willig dargeboten, er spürte, wie ihre weichen Brüste sich an ihm rieben, wie ihr Schoß ihm entgegenstrebte, er umfasste ihre Lenden und grub seine Hände in ihren Hintern. Roter Nebel senkte sich über das Lager, während seine Sinne explodierten, Feuer schienen ihn zu umlodern, während sie ihm bereitwillig alle Liebeswonnen des Orients bereitete. Gesättigt und erschöpft schlummerte er an ihrer Seite ein, das Gesicht in ihrem Haar, die Arme um ihren heißen, bloßen Körper geschlungen. Kleine Flämmchen tanzten im Zelt, zuckten blau und gelb wie blitzende Klingen, zischten tückisch neben seinem Ohr und mischten sich mit Sithas leisem, zärtlichem Flüstern. Er spürte, wie sie sich aus seinen Armen löste, mit einer leichten Bewegung über ihn glitt …
    An diesem Punkt des Traumes versuchte Braden jedes Mal verzweifelt aufzuwachen. Er kniff sich in die Arme, riss an seinem Haar, knirschte mit den Zähnen, schlug um sich … Doch der Traum war boshaft und hartnäckig, er ließ sein Opfer nicht aus den Fängen, zwang ihn mit sich bis zum bitteren Ende. Kalt bohrte sich Sithas Dolch in seinen Rücken, drang so tief ein, dass er spürte, wie das Leben aus ihm entwich. Danach kam Dunkelheit und das Geräusch eines Brunnenlaufes, aus dem unaufhörlich das Wasser quoll …
    Als er die Augen öffnete, erblickte er über sich ein fleischiges, verschwitztes Gesicht. Der Wirt starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, in denen sich Angst und Mitleid spiegelte.
    „Wir glaubten schon, ein Dieb sei über Euch hergefallen“, stammelte er. „Seid Ihr wohlauf, Herr?“
    Braden blinzelte in den Schein der Laterne, die der verängstige Mann dicht über ihn hielt, und er verfluchte die elende Nachtmahr, die an ihm klebte wie ein Schatten. Er schämte sich – offensichtlich hatte er im Schlaf wie ein Verrückter um sich geschlagen, denn er war von Scherben umgeben, und ein Hocker, der neben seinem Bett gestanden hatte, war auch zu Bruch gegangen.
    „Mir fehlt nichts“, sagte er, sich zu einem beruhigenden Lächeln zwingend. „Ich bin ein unruhiger Schläfer, das ist alles.“
    Er war der einzige Gast in dem strohgedeckten Schlafraum, der den gesamten Dachboden der Herberge ausfüllte. Durch die Ritzen dämmerte der erste, graue Morgenschein, ein Hahn krähte noch etwas müde, der Geruch des Torffeuers und der Hafergrütze durchzog das Haus. Braden liebte diesen Duft, denn es war der Geruch seiner Kindheit.
    An der Tür sah Braden die Wirtin stehen, ein paar dünne, helle Haarsträhnen stahlen sich unter der nicht mehr ganz sauberen Haube hervor, im halboffenen Mund waren nur zwei Zähne zu erkennen. Sie hatte sich ganz offensichtlich nicht in den Raum hineingetraut, denn der große, muskelbepackte Kerl mit dem düsteren Blick, der spät am Abend bei ihnen abgestiegen war, hatte einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck gemacht. Jetzt starrte sie auf die Scherben, und Braden wusste, was sie dachte.
    „Ich werde alles ersetzen.“
    Braden erhob sich von seinem Lager – wobei der Wirt eilig beiseite stolperte, als der Gast sich zu seiner vollen Höhe aufrichtete – und begann in aller Ruhe sich anzukleiden und seine wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken.
    Viel war dem Morgenlandfahrer nicht geblieben. Nachdem ihn Kameraden mit der
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