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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders
Autoren: Megan MacFadden
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tiefen Wunde im Rücken bei einem arabischen Arzt abgeliefert hatten, nahmen sie seinen Anteil an den in Akkar erbeuteten Schätzen freundlicherweise an sich. Immerhin hatte man dem Arzt Geld gegeben, und er erwies sich als ein Meister seines Fachs und zudem als eine ehrliche Haut, denn er pflegte den fremden, blonden Ritter gesund. Braden veräußerte seinen letzten Besitz, um zurück in die Heimat zu reisen, sein gutes Pferd, seinen Kettenpanzer, die kostbaren, im Kampf um Akkar erbeuteten Waffen. In Bari erwarb er einen betagten Wallach, der ihn durch Italien und das Frankenreich trug. An der normannischen Küste verkaufte er das Tier, um nach der Überfahrt auf einer altersschwachen Stute durch England bis hinauf in seine schottische Heimat zu reiten.
    Braden MacDean, der vor drei Jahren voller Enthusiasmus ins Heilige Land aufgebrochen war, um Jerusalem aus den Händen der Heiden zu befreien, kehrte arm und verbittert zurück. Er hatte bei sengender Sonne gekämpft und seine Kameraden sterben sehen, hatte erlebt, wie Unschuldige bestialisch ermordet wurden, wie Brutalität und Gier die Ideale der Kreuzritter aushöhlten. Am Ende hatte hinterhältiger Verrat gestanden – Braden MacDean war sich sicher, dass er in diesem Leben niemandem mehr trauen würde. Vor allem keiner Frau.
    Erst in dem Augenblick, als er die Berge seiner schottischen Heimat erblickte, war wieder Hoffnung in ihm aufgekeimt. Hier gehörte er hin, hier war sein Land, der Besitz der MacDeans, der einst sein Erbe sein würde, hier waren seine Familie, seine Pflichten und seine Aufgaben.
    Die Wirtsstube war stickig vom Rauch des Feuers, ein zottiger Hund schlief neben dem offenen Herd und hob den Kopf, als Braden eintrat. Wirt und Wirtin flüsterten miteinander und warfen ihm scheue Blicke zu, vermutlich stritten sie um den Wert der zerschlagenen Töpfe. Er ließ sich unbeeindruckt am Kopfende des langen Tisches nieder und wartete geduldig auf das Frühstück. Es bestand aus dünnem Brei und einem Kanten hartem Haferbrot – viel Aufwand wurde wegen ihm nicht getrieben. Jeder Bauer hätte ein besseres Mahl erhalten, von den Lairds und Clanchefs einmal ganz abgesehen.
    Er bezwang den aufsteigenden Ärger – schließlich hatte er auf seiner langen Reise schon weitaus schlechter gegessen. Schweigend löffelte er die hölzerne Schale leer – das Zeug schmeckte nach weniger als nichts, und die Vorstellung, dem Wirt seine Schüssel samt Inhalt gegen den Kopf zu werfen, war verlockend. Doch er wollte seine Heimkehr nicht gleich mit einem Gewaltakt beginnen, er war friedfertig und sehnte sich nach Ruhe.
    Nachdem er sein Mahl beendet hatte, trat der Wirt mit zögernden Schritten an den Tisch. Braden sah dem Mann an, dass er sich vor ihm fürchtete, vermutlich kam er nur, weil ihm seine Frau, die sich an den Kesseln über dem Feuer zu schaffen machte, keine Ruhe ließ.
    „Ein Krug, Herr“, sagte er und räusperte sich, weil er heiser war. „Aus hart gebranntem Ton und bemalt. Dazu eine Schale mit gezacktem Rand, ein Erbstück meiner Frau. Der Schemel war nicht viel wert, schon etwas wackelig …“
    Braden konnte sich an die Schale nicht erinnern, ein Krug hatte wohl auf dem Schemel gestanden, bemalt war er nicht gewesen.
    „Wie viel willst du haben?“
    Der Wirt zog die Schultern zusammen und machte einen Buckel, er hatte vorhin die stählernen Muskeln seines Gastes gesehen – der bärtige Kerl konnte ihn ohne Zweifel mühelos mit einer Hand zu Boden schlagen. Doch ein rascher Blick zum Herd hinüber machte ihm klar, dass er keine Wahl hatte.
    „Ich überlasse es Eurer Großmut, Herr …“
    Braden zog seinen Beutel hervor und warf ihn auf den Tisch. Es war nur noch eine einzige, kleine Münze darin, alles, was er besaß. Er schob die leere Schüssel beiseite und erhob sich wortlos, um hinauszugehen. An der Schwelle wandte er sich um und sah, wie der Wirt den Beutel ratlos in den Händen drehte.
    „Wenn es dir zu wenig erscheint – frag nach Braden MacDean. Dann wirst du bekommen, was dir zusteht.“
    Draußen war die Dämmerung heraufgezogen, die ersten Vögel begrüßten den Morgen, im Osten brach weißes Licht durch die Wolken. Er führte die Stute aus dem Verschlag, die sich hungrig auf das frische Gras am Wegrand stürzte. Eine Weile ließ er sie grasen, zornig, dass man das Tier so schlecht versorgt hatte, dann schwang er sich in den Sattel und ritt davon ohne sich umzusehen.
    Die Wirtin war zu ihrem Mann gelaufen, hatte ihm den Beutel aus
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