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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders
Autoren: Megan MacFadden
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der Hand gerissen und die Münze herausgeholt. Ihr Gesicht war verschwitzt und rot vor Ärger, die Haarsträhnen klebten an Wangen und Stirn.
    „Wertloses Zeug!“, schalt sie und warf die kleine Münze auf den Boden. „Keiner nimmt dir so was ab. Warum hast du nicht seinen Mantel verlangt? Oder seine Stiefel?“
    „Bist du verrückt?“, schimpfte er und kroch unter den Tisch, um das Geldstück zu suchen. „Hast du nicht gehört, was er gesagt hat? Braden MacDean!“
    „Du lässt dir auch jeden Bären aufbinden“, gab sie zurück und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel. „Braden MacDean ist tot!“
    „Und wenn nicht? Wenn ich’s recht bedenke, sah er ihm verflucht ähnlich.“
    „Du träumst. Braden war ein fröhlicher, junger Kerl, ein Draufgänger und Bruder Leichtsinn.“
    „Eine Reise ins Heilige Land hat schon so manchen Mann verändert.“
    Die Wirtin zuckte die Schultern und betrachtete den ledernen Beutel. Er war abgeschabt, doch im Lampenschein erkannte sie, dass er über und über mit eingepressten Ornamenten bedeckt war. Halbmonde waren zu sehen, ineinander verschlungene Pflanzen, Sterne. Das Ding war auf keinen Fall in der Gegend hergestellt worden.
    „Wenn das wirklich Braden MacDean gewesen ist“, sagte sie langsam und sog die Luft ein, „dann gnade ihm Gott.“
    ***
    „Nein, nein und nochmals nein!“
    Marian stand vor ihrem Vater, mit glühenden Wangen und glänzenden Augen, alles an ihr war Aufruhr und Widerspruchsgeist. Eine ihrer roten Locken war aus dem Haarband gerutscht und hing ihr keck in die Stirn.
    Noch vor drei Jahren hätte David MacAron solchen Starrsinn mit einer kräftigen Ohrfeige quittiert. Doch die Schicksalsschläge der Vergangenheit hatten seinen Jähzorn gedämpft, so dass er seine Tochter jetzt nur wütend anstarrte, während er die Finger in die Lehne seines Stuhls grub.
    „Du weigerst dich also, deinem Vater zu gehorchen? Deine Pflicht gegenüber der Familie zu erfüllen?“, zischte er sie an.
    Marian sah in die gefährlich schmalen Augen ihres Vaters, und sie wusste, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte. Doch sie war viel zu empört, um klein beizugeben. Auch sie war eine MacAron, und den Starrsinn hatte sie von ihrem Vater.
    „Ich gehorche dir blind, Vater“, rief sie aufgeregt. „Befiel mir, von der Spitze des Turms herunterzuspringen, und ich werde es ohne zu zögern tun. Schick mich in ein Kloster, und ich werde dir gehorchen. Aber ich werde unter keinen Umständen Graham MacBoylls Frau werden!“
    Das war nun vollkommener Blödsinn. Vom Turm springen! Ins Kloster gehen! Heiraten sollte das Mädchen und einen männlichen Nachkommen in die Welt setzen. Alle Hoffnung des alten MacAron ruhte darauf, nachdem ihr Bruder Ewan getötet worden war. Aber Marian, die sich in den letzten Jahren zu einer verlockenden, rothaarigen Schönheit entwickelt hatte, war widerspenstig. Diesen nicht und jenen auch nicht – verflucht, vermutlich war es ihr zu Kopf gestiegen, dass jeder Mann sie anglotzte und seinen Verstand dabei einbüßte.
    David MacAron zog fröstelnd den Mantel um die Schultern, denn der Wohnbereich der alten Burg war zugig, und er war in den letzten Jahren empfindlich geworden. Es ging in den Herbst hinein, bald würde man die Fenster wieder mit hölzernen Läden verschließen, damit die Kälte nicht eindringen konnte. Er hasste die dunklen Tage, die Zeit, in der man bei Fackelschein und Talglichtern am Ofen saß und düstere Gedanken über ihn herfielen. Diese verdammte, sture Person hatte sich zu fügen. Er wollte Graham zum Schwiegersohn haben und seine Enkel sehen. Vor allem das – es sollte wieder Leben in der Burg einkehren, Kinderlachen, herumtobende Bengel, helle, fröhliche Stimmen …
    „Du hast drei Tage Zeit um nachzudenken, Marian.“
    Sie bewegte sich nicht von der Stelle, schob nur trotzig das Kinn vor, genau so, wie sie es schon als Kind gemacht hatte.
    „Es gibt nichts, worüber ich nachdenken könnte, Vater. Jeden anderen, aber nicht Graham MacBoyll.“
    „Schweig“, herrschte er sie an. „Du hast zu gehorchen – oder du bist nicht mehr meine Tochter!“
    Die Drohung war hart und auch gefährlich, denn dieses dickköpfige Mädchen war zu allem Möglichen fähig. Aber er konnte schließlich nicht nach der Pfeife seiner Tochter tanzen. Die ganze Geschichte war schon peinlich genug, da Graham MacBoyll, der seinen Antrag vor zwei Tagen vorgebracht hatte, dringend auf Antwort wartete. Graham MacBoyll war ein guter Freund und
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