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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt
Autoren: Emma Wildes
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Prolog
    Wenn Ihr seine Aufmerksamkeit nicht von vornherein geweckt habt – wie könnt Ihr sie dann überhaupt bewahren?
    Das komplette Vorwort von Lady Rothburgs Ratschläge , erstmals veröffentlicht 1802.
     
    Das Vestibül war voller gut gekleideter Menschen, die wie juwelengeschmückte Paradiesvögel in ihrem Putz herumschlenderten. Genauso hatte sie es sich erhofft. Brianna Northfield ließ sich von ihrem Ehemann den Samtumhang von den Schultern nehmen und wandte ihm dabei absichtlich den Rücken zu. Sie nickte und lächelte einigen Bekannten im Gedränge zu. Ihr Mann reichte das Kleidungsstück einem in der Nähe stehenden Diener und begrüßte seinen alten Freund Lord Bassford, während Brianna auf ihn wartete und sich immer noch diskret von ihm abgewandt hielt.
    Dies war der erste Schritt ihres Plans, und sie hoffte inständig, dass dieser funktionierte, denn sie fühlte sich entblößt.
    Sogar sehr.
    Colton beendete seine Unterhaltung und nahm ihren Arm. Sein Blick schweifte zum Glück aufmerksam über die Menge,
auf der Suche nach einem Weg zu ihrer Privatloge. »Hier entlang, meine Liebe. Ich glaube, da vorn ist es etwas leerer, wo der Earl of Farrington steht.«
    »Die junge Frau an seiner Seite ist mir nicht bekannt«, murmelte sie, während ihr das wunderschöne, feurige Haar und die verführerische Figur der jungen Dame auffielen. »Um Himmels willen, er könnte ihr Vater sein.«
    »Es handelt sich um seine neueste Mätresse, vermute ich«, sagte ihr Ehemann kühl, während sie sich durch die Menge schoben. »Ich bin sicher, sie sind heute allein aus dem Grund gemeinsam in der Oper, um seine Frau zu quälen. Diskretion war noch nie Farringtons Stärke.«
    Der missbilligende Tonfall ihres Mannes entging ihr nicht, aber wenigstens waren seine Worte nicht direkt gegen sie gerichtet. Zumindest noch nicht. Colton Northfield war der fünfte Duke of Rolthven, und er hielt nichts davon, seine privaten Angelegenheiten in der Öffentlichkeit auszutragen. So viel hatte sie in den ersten drei Monaten ihrer Ehe begriffen.
    Wenn er sich eine Mätresse hielt, würde er sie bestimmt nicht offen zeigen und mit ihr vor der gesamten besseren Gesellschaft Londons protzen. Brianna betete darum, dass er keine Mätresse hatte. Auch sollte er nie das Gefühl haben, er bräuchte eine.
    Er hielt leicht ihren Arm umfasst und geleitete sie zu den mit Teppich ausgelegten Stufen, die hinauf in die elegante Loge in der Mitte führten. Köpfe drehten sich zu ihnen um, als sie vorbeigingen, Bekannte begrüßten sie. Brianna bemerkte, dass die Blicke von mehr als einem Gentleman über ihren Körper glitten.
    Wunderbar. Schließlich wollte sie heute Abend Eindruck machen. Wenn die Dauer der männlichen Blicke ein guter Maßstab war, hatte sie auf jeden Fall den erwünschten Erfolg.

    Sie spürte es augenblicklich, als Colton zum ersten Mal ihr Kleid bemerkte. Sie waren die Treppe halb hinaufgestiegen. Er zögerte, seine Finger schlossen sich fester um ihren Arm. Mitten in der Bewegung verharrte er, ein Fuß ruhte bereits auf der nächsten Stufe. Plötzlich wurde sein Blick von ihrem Dekolleté gefesselt. »Um Himmels willen, was trägst du da?«
    »Willst du wirklich mitten auf der Treppe stehen bleiben und so auf meinen Busen starren?«, fragte sie mit einer Ruhe, die sie so nicht verspürte. Entschlossen machte sie einen weiteren Schritt. »Es handelt sich um Madame Ellens neueste Kreation, und der Ausschnitt ist vielleicht etwas gewagt, ja. Aber mir wurde versichert, ich habe die richtige Figur, um es tragen zu können.«
    Ihr Mann stand vollkommen bewegungslos da, sein funkelnder Blick ruhte immer noch auf dem elfenbeinhellen Fleisch, das über dem Stoff ihres Mieders schwoll. Die obere Hälfte ihrer Brüste war fast vollständig entblößt. Leise stieß er hervor: »Sicher kannst du derlei tragen, aber vielleicht hättest du dich vorher fragen sollen, ob du es überhaupt tragen solltest . Besser wäre es gewesen, du hättest mich gefragt.«
    Ihn in Modedingen um Rat fragen? Als kümmerte ihn das sonst! Er war stets tadellos gekleidet, verlor aber nie ein Wort über ihr Aussehen.
    Vielleicht würde sich das ab jetzt ändern. Es wäre ein hübscher Anfang, wenn sie wüsste, dass er sie tatsächlich eines Blickes würdigte.
    Brianna flüsterte: »Die Leute starren uns an, Colton. Sie fragen sich, ob wir wohl in der Öffentlichkeit streiten.«
    »Das sollten wir vielleicht tun«, brummte er. »Hast du den Verstand verloren?«

    Der
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