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Vom Himmel das Helle

Vom Himmel das Helle

Titel: Vom Himmel das Helle
Autoren: Gabriele Diechler
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Prolog

    Ich bin immer davon ausgegangen, dass es nichts Schöneres gibt, als sich zu verlieben, bis einem das Herz beinahe vor Glück zerspringt.
    Doch was bedeutet es, wenn der Mann deines Lebens ein Geist ist? Was ich erlebte, war keine Einbildung, sondern verstörende Realität. Als ich Mark das erste Mal wahrnahm, hielt ich mich für verrückt. Ich sprach offensichtlich mit einem Phantom, denn ich hörte jemanden sprechen, sah ihn aber nicht. Eine Weile versuchte ich zu ignorieren, was passierte. Ich war überarbeitet, da konnte es schon mal vorkommen, dass man Stimmen hörte. Ich würde mich schon wieder fangen. Doch Marks Stimme blieb, es gab ihn, er sprach zu mir und schließlich verliebte ich mich in ihn. Nach und nach begann ich zu verstehen, dass man von der Liebe heimgesucht werden kann, um ein neues, inneres Zuhause zu finden.
    Bei Almut lag der Fall anders, sie war in eine verhängnisvolle Affäre verstrickt, die stündlich an Brisanz gewann.
    Lieben oder nicht lieben war nicht länger eine gewöhnliche Frage für sie. Es war eine Entscheidung auf Leben und Tod.
    Was ich damit zu tun habe? Ich bin die Notfallpsychologin, die man mit dem Fall Almut Lohmann betraut hat. Ich, Lea Einsiedel, soll alles aufklären.

    Die Geschichte, die ich erzähle, nahm ihren Anfang, als ich Almut wieder sah. Wir kannten uns aus Schulzeiten. Zumindest kannte ich Almut, auch genannt die Heißbegehrte. Almut besaß die Fähigkeit, vierundzwanzig Stunden unverhohlen Freude zu zeigen. Sie lachte so laut – heute würde ich sagen, sie war manisch vergnügt – dass alle aufschreckten. Das Schlimmste für sie war es, unauffällig zu sein.
    Ob sie mich damals bemerkte, ist fraglich. Ich war eine von vielen. Nichts Besonderes. Ich war klein, pummelig und vor allem war ich still.
    Im Vergleich zu Almut, der Begehrten, kam ich mir oft zurückgeblieben vor. Ich lebte in einem Schneckenhaus, mit meinen Büchern, den strengen Eltern und krittelte an mir herum, während Almut groß war, gut sichtbar und einen federnden Gang hatte. Alles an ihr sah schnittig aus.
    Während ich noch einen unsinnigen inneren Kampf mit mir führte, war Almut schon in die Schlacht des Lebens gezogen und trug erste Siege nach Hause. Vor allem bei den Jungs. Ihre knospenden Brüste halfen ihr dabei. Und ihre Leichtfertigkeit. Ganz klar, Almut war der Star.
    Doch wegen dieser Attribute und aufgrund ihres Wesens war sie in der Schule zwar von den meisten bewundert, aber auch von nicht wenigen gehasst worden. Oft hassen wir die, die wir beneiden, weil wir nicht so sein können wie sie.
    Damals ist lange her und was das Heute anbelangt, kann ich sagen, ich bin kein Mauerblümchen mehr. Und plötzlich ist Almut wieder mitten in meinem Leben. Diesmal haben wir sogar etwas gemeinsam. Wir haben beide einen geheimnisvollen Liebhaber.

Eins

    Ich war früh aufgestanden, weil draußen jemand an seinem Auto herumschraubte. Nach etlichen erfolglosen Startversuchen des Hobby-Mechanikers, begann ich zu akzeptieren, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Ich schlug die Decke zur Seite, tapste ins Bad, duschte lange und stand wenig später in der Küche. Während ich darauf wartete, dass der Teekessel pfiff, begutachtete ich meine widerspenstigen Haare im Fensterglas. Heute Morgen waren sie noch schwerer als sonst zu bändigen. Notdürftig zupfte ich hier und da eine Strähne zurecht und gab dann auf. Der Teekessel pfiff, ich goss heißes Wasser in die Kanne, in der drei Teebeutel schwammen und blickte dabei gelangweilt aus dem Fenster.
    An jenem Morgen, bevor die Geschichte mit Almut begann, schienen sich die Häuser ringsum auszudehnen. Unzählige Fassaden und Dächer, dazu Mengen von Autos und Mopeds. Um mich herum nur Stein und Blech. Die Stadt dehnte sich in eine seltsame Unendlichkeit. Unendlichkeit? Mit dem Wort hatte ich nie wirklich etwas anfangen können. Alles schien endlich zu sein. Meine Partnerschaften, meine Erfolgssträhnen im Job und natürlich das Leben selbst. Leider. Das bekam gerade ich, die ich eng mit der Mordkommission zusammenarbeitete, ständig vorgeführt.

    An jenem Tag geschah zweierlei: Ich musste eine berufliche Niederlage hinnehmen und traf einen faszinierenden Mann namens Mark. Mark war dafür verantwortlich, dass ich eine verwirrende Erfahrung machte. Eine, die selbst mir Angst einjagte, die ich mich mit sämtlichen Abwehrmechanismen bestens auskenne: mit den tief liegenden Schichten und Funktionen des Gehirns sowie mit dem großen
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