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Glücksspiel der Liebe

Glücksspiel der Liebe

Titel: Glücksspiel der Liebe
Autoren: Victoria Alexander
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Prolog
     
    Dezember 1853
     
    »Wir sind heute ein recht trostloses Häufchen, muss ich feststellen.« Oliver Leighton, der Earl of Norcroft, blickte gedankenvoll in die Runde seiner engsten Freunde. Sie hatten sich wie gewohnt im Salon ihres Clubs versammelt.
    »Es ist aber auch trostlos«, bemerkte Nigel Cavendish, Sohn des Viscount Cavendish, und starrte trübsinnig in seinen Brandy. »Das Leben rast mit verblüffender Geschwindigkeit an uns vorbei, schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Wir alle sind um ein Jahr älter und damit dem unabwendbar auf uns lauernden Verhängnis einen weiteren Schritt näher gekommen.«
    »Ich platze ungern mitten in ein Gespräch.« Jonathon Eff in gton, Marquess of Helmsley und Erbe des Duke of Roxborough, ließ sich in den einzigen noch freien Sessel sinken und grinste seine Freunde an. Wie immer strahlte Helmsley Herzlichkeit und gute Laune aus, sein fröhliches Naturell bezauberte Männer wie Frauen. Manchmal war es kaum zu ertragen. » Aber in euren Mienen kann man lesen wie in einem offenen Buch. Ich nehme an, Verhängnis soll die Aussicht auf eine bevorstehende Eheschließung bezeichnen?«
    »Was sonst könnte ausgewachsene Männer derart in Deckung zwingen?« Gideon Pearsall, Viscount Warton, bemühte den schleppenden, zynischen Tonfall, den er für sich zur Kunstform erhoben hatte.
    »Ganz recht, was sonst«, murmelte Cavendish.
    Helmsley zog amüsiert eine Augenbraue hoch.
    »Wir alle haben uns doch zweifellos damit abgefunden, dass es unsere Pflicht ist eines Tages zu heiraten, standesgemäße Erben hervorzubringen, den Familiennamen weiterzutragen et cetera pp. Sich mit etwas abzufinden und es freudig anzunehmen sind allerdings zwei völlig unterschiedliche Angelegenheiten. Die Ehe ist eine wenig ermutigende Aussicht und kein Mitglied des männlichen Geschlechts, das auch nur entfernt noch seine Sinne beisammen hat, kann daran großen Gefallen finden.« Warton bedeutete einem der stets aufmerksamen Diener, dass noch eine Runde Erfrischungen gewünscht wurde. »Und zugleich leider eine Aussicht, der keiner von uns noch allzu lange aus dem Weg gehen kann.«
    Einzig Warton war ihr bislang nicht gänzlich aus dem Weg gegangen; doch das war ein Thema, das in stillem Einvernehmen nicht — niemals! — erörtert werden durfte.
    »Ich weiß nicht, ob ich wirklich weiterhin die Ehe zu meiden wünsche«, ließ sich da Helmsley gelassen vernehmen.
    »Aber natürlich.« Oliver schnaubte. »Genau deshalb sieht man dich auch mit halsbrecherischer Geschwindigkeit vor den Altar stürzen.«
    Helmsley nahm ein Glas von dem Diener entgegen. »Ich habe schlichtweg noch nicht die Richtige gefunden.«
    »Die Richtige?« Warton verdrehte die Augen. »Du meinst, die Frau, die dein Herz entflammen wird?«
    »Ganz zu schweigen von deinen Lenden«, ergänzte Cavendish.
    »Eine Frau, die deinen Verstand herausfordert«, fügte Oliver mit übertrieben dramatischer Geste hinzu. »Und alles, was du sonst zu bieten hast.«
    Helmsleys amüsierter Blick wanderte im Kreis herum. »Sollte ich das etwa schon einmal erwähnt haben?«
    »Jedes einzelne Mal, wenn das Gespräch auf die Ehe kommt.« Warton seufzte. »Mal sehen, ob wir noch all die Anforderungen an die künftige Lady Helmsley zusammenbekommen. Es ist eine nicht unerhebliche Liste, soweit ich mich erinnern kann.«
    »Und so muss es auch sein«, sagte Helmsley mit fester Stimme. »Meine Frau wird eines Tages die Duchess of Roxborough sein. Eine solche Position ist nicht leicht auszufüllen.«
    »Ebenso wenig wie die einer vollkommenen Gattin«, bemerkte Oliver.
    »Vollkommenheit ist relativ«, sagte Warton, »und ihr Empfinden höchst individuell. Ich für meinen Teil bin nicht im Geringsten der Meinung, dass Jonathons Kriterien Vollkommenheit ausmachen.«
    Helmsley hob sein Glas zum Toast. »Dann trinken wir auf alles, was als vollkommen gelten mag.«
    »Vollkommen?« Oliver prustete los. »Deine Vorstellung davon entspricht eher dem, was vernunftbegabte Männer als anstrengend bezeichnen würden.«
    Warton stieß einen lang gezogenen Seufzer aus. »All dieser Unsinn von Temperament und Eigenständigkeit.«
    »Klingt für mich nach einem Haufen Ärger«, grummelte Cavendish düster.
    »Ja, nicht wahr?« Helmsley zog gutgelaunt die Stirn hoch. »Hatte ich übermäßig viel getrunken, als ich das sagte?«
    »Vermutlich.« Warton zuckte die Achseln. »Diese Art von Erörterung der Beziehungen zwischen Mann und Frau und was wir uns wünschen
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