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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Autoren: Stefan Wolf
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1. Kerzenlicht in der Scheune
     
    Die Füße taten ihnen weh.
Klößchen hatte sich Blasen gelaufen, und Karl meinte, er könnte einen Eimer
leer trinken — so plage ihn der Durst. Außerdem senkte sich Dämmerung auf die
junigrüne Landschaft, und Gaby, die etwas zurück geblieben war, schloß eiligst
auf - an die kleine Wandergruppe, als sie ein dunkles, abendstilles Wäldchen
durchquerten.
    Die TKKG-Freunde — mit Tarzan,
Karl, Klößchen und Gaby — kehrten von einer Wanderung zurück. Es war herrlich
gewesen, aber sie hatten sich verschätzt. Sie waren zu weit gelaufen, und jetzt
hängte die Müdigkeit ihre Bleigewichte an Beine und Rücken.
    Tarzan, dem Supersportler,
machte es wenig aus. Er schritt munter voran und schleppte den einzigen
Rucksack. Der war zwar leergefuttert inzwischen, aber sechs Pfandflaschen
hatten auch ihr Gewicht — obwohl sie statt Limonade nur noch säuerliche Luft
enthielten.
    Karl stolperte über seine
dünnen Windhundbeine. Klößchen nörgelte wegen winziger Bläschen an seinen Füßen
und hatte, das Schlimmste für ihn, keine Schokolade mehr.
    Gaby, das einzige Mädchen der
Freundes-Bande, hatte sich wacker gehalten, aber jetzt schlurfte ihr
Turnschuhschritt so flach über den Waldboden, daß Ameisen und Käfer die Köpfe
einzogen.
    „Heh, Tarzan!“ rief sie. „Wie
weit ist es denn noch?“
    Er blieb stehen.
    Prompt lief Klößchen, der
Tolpatsch, gegen ihn. Sein Kopf stieß gegen den Rucksack. Die leeren Flaschen
klirrten.

    „Au!“ jammerte er. „Meine
Birne!“ Dann setzte er sich mit einem Plumps auf den Boden.
    „Das klang recht hohl“,
flachste Tarzan. „War das die große Limoflasche oder dein Kopf?“
    „Du hast gut reden!“ schimpfte
Klößchen. „Du hast Hornhaut unter den Sohlen, daß du barfuß skifahren könntest.
Aber meine zarten Füße...“
    „Meine sind auch zart“, sagte
Gaby, „und brauchen eine Pause. Tarzan, du verhinderter Pfadfinder, wann kommen
wir denn wieder unter Menschen? Weißt du nun die Richtung, oder sollen wir uns
nochmal verlaufen?“
    „Klar weiß ich die Richtung“,
meinte Tarzan. „Wir müssen durch den Wald, dann über die Felder bis Dengenbach.
Na, und von dort fahren wir mit dem Bus oder der S-Bahn.“
    „Bus! S-Bahn!“ murmelte
Klößchen. „Was für großartige Erfindungen! Man sitzt und wird gefahren. Ich
werde die Fahrzeuge streicheln.“
    Sie stiefelten weiter und
erreichten den Waldrand. Unendlich weit dehnte sich die Ebene vor ihnen aus —
mit Feldern, Wiesen und Weiden. Schmale Wege, für landwirtschaftliche Fahrzeuge
angelegt, teilten hier und dort die Landschaft. Vereinzelte Bauernhöfe duckten
sich in Mulden. In der Luft standen Lerchen. Weit in der Ferne fuhr ein Traktor
heimwärts. Im Westen war die Sonne schon halb hinter dem Horizont versunken.
    „Und wo ist Dengenbach?“ fragte
Gaby.
    Tarzan streckte den Arm aus.
„Man sieht es zwar noch nicht, aber das Stück schaffen wir bestimmt. Wenn du
nicht mehr kannst“, bot er eilfertig an, „trage ich dich.“
    „Im Rucksack, wie?“ Sie lachte.
„Vielen Dank! Eher laufe ich mir die Beine kurz. Im übrigen brauche ich nur
eine Pause, eine klitzekleine Pause. Ein Päuschen!“
    Sie schlurfte weiter.
    „Mein Mund fühlt sich trocken
an wie eine Mehltüte“, erklärte Karl vorwurfsvoll.
    „Da gibt’s nur eins“, meinte
Tarzan: „Geschlossen halten! Sonst staubt’s, und wir werden weiß.“
    „Ich glaube, Gaby macht Pause“,
sagte Klößchen, „aber natürlich nicht unter freiem Himmel.“
    Klößchens Vermutung schien
zuzutreffen, denn Gaby hielt auf eine mächtige Scheune zu.
    Sie stand auf einer sanften Anhöhe.
Wind und Wetter hatten ihr zugesetzt. Die braune Schutzfarbe war verblichen.
Auf dem Dach fehlten Schindeln. Sie schien groß genug, um das Winterheu für ein
paar hundert Kühe zu fassen.
    „Na, gut. Dann machen wir
Pause!“ sagte Tarzan.
    Er sah, wie Gaby das breite
Scheunentor öffnete. Sie spähte hinein, wartete aber, bis die Jungs neben ihr
waren.
    „Ist niemand zu Hause?“ fragte
Tarzan lachend.
    „Ob wir da rein dürfen?“ Gaby
zögerte noch.
    „Warum denn nicht? Das Tor ist
offen. Wir machen nichts kaputt, und wir stehlen auch nichts.“
    Sie traten in die Scheune. Hier
war es schattig und angenehm kühl. Die schwüle Hitze des Junitages, die man
auch jetzt noch spürte, blieb draußen.
    Tarzan sah sich um.
    Die hintere Hälfte der Scheune
war an die drei Meter hoch mit Heu gefüllt. Im vorderen Teil standen
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