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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Autoren: Stefan Wolf
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nicht auf sich.
    „Mach den Mund zu!“ zischte
Tarzan und puffte seinen Freund in die Rippen.
    „Himmel, da ist er ja!“
flüsterte Klößchen.
    „Kommt doch wie bestellt. Und nur
der Tisch neben ihm ist noch frei. Nichts wie hin!“
    Tarzan ging voran. Gaby folgte
beherzt, war aber etwas blaß um die niedliche Nase; und die Müdigkeit in ihren
Knien schien zurückzukehren. Plötzlich fühlten sie sich an wie Pudding.
    Karl blinzelte heftig hinter
seiner Nickelbrille, nahm sie dann ab und polierte die Gläser am Ärmel; bei ihm
ein untrügliches Zeichen für Aufregung.
    Jetzt, da der Fuchs in der
Falle saß, kam es auf einige Augenblicke nicht an.
    Die Kinder setzten sich.
Fanhauser glotzte Gaby an. Mit Daumen und Zeigefinger knetete er seine
fleischigen Lippen. Aus der Nähe sah er grob und abstoßend aus.
    Lächelnd stupste Tarzan dem
blonden TKKG-Schatz einen Finger auf die Nase. Das sollte beruhigen. Denn er
sah ihr an: Sie war vor Angst ganz verkrampft. Immerhin lächelte sie. Dann trat
eine junge Serviererin an den Tisch.
    „Nanu“, sagte Gaby. „Dich kenne
ich doch. Wir waren in der letzten Klasse der Grundschule zusammen. Du bist
Jutta Liebig, nicht wahr?“
    „Stimmt! Und du bist Gaby
Glockner.“
    Tarzan musterte das Mädchen.
Sie sah aus wie mindestens 15, war etwas drall, hatte ein rundes Gesicht und
braune Locken. Sie sah nett aus, obschon etwas einfältig.
    „Ich helfe hier aus“, sagte sie
und gab Gaby die Hand. „Sind das deine Freunde? Was möchtet ihr denn?“
    „Noch einen doppelten Schnaps“,
sagte Fanhauser in diesem Moment hinter ihr. „Und schenk dir auch einen ein,
Schätzchen.“
    Indem sie sich umdrehte, sagte
sie: „Vielen Dank, Herr Fanhauser! Aber ich trinke nicht.“
    „Du trinkst! Sonst versohle ich
dir das Hinterteil.“
    Er schmatzte bei jedem Wort,
als hätte er den Mund voller Bratensülze. Nüchtern war er sicherlich nicht
mehr.
    Jutta wandte sich den vier
Freunden zu. Ihr Blick signalisierte: Ein ekliger Kerl! Aber was soll ich
machen? Der Gast ist nun mal König — auch wenn er sich nicht so benimmt.
    Nicht mehr lange, dachte
Tarzan, dann kann er seinen Schnaps beim Justizwachtmeister im Gefängnis
bestellen — falls er da einen kriegt.
    Sie bestellten. Jutta schrieb
alles auf. Tarzan fragte, wo er telefonieren könne. Es wäre nur an der Theke
möglich, antwortete Jutta, denn der Apparat im Flur sei gestört.
    Als sie vom Tisch ging, beugte
Fanhauser sich vor. Tarzan sah nicht, was er tat. Aber Jutta quietschte auf,
machte fast einen Sprung, drehte sich um mit hochrotem Kopf.
    „Herr Fanhauser! Das sollten
Sie wirklich nicht tun! Mich einfach so kneifen...“
    Ihr Gesichtsausdruck schwankte
zwischen Empörung und Selbstbeschwichtigung.
    Der Bauer lachte fettig. Einige
Gäste blickten her. Aber niemand hätte sich eingemischt zugunsten des Mädchens.
    Voller Ekel sah Tarzan den Kerl
an. Brandstifter und Rüpel! Offenbar paßte das zusammen.
    Fanhauser fing den Blick auf.
Seine Miene fror ein. „Gefällt dir was nicht?“ fragte er hämisch.
    „Ihr Benehmen läßt zu wünschen
übrig.“
    „So? Meinst du? Schmeckt dir
wohl nicht, wenn ich der Kleinen in den Po kneife? Ich kann’s ja mal bei deiner
Blondine machen!“
    Er meinte Gaby.
    „Wenn Sie das ernsthaft
versuchen wollen“, sagte Tarzan, „sollten Sie vorher im Krankenhaus anrufen, ob
noch ein Bett frei ist — für einen längeren Aufenthalt.“
    Das war keine leere Drohung.
Tarzan war zwar erst dreizehneinhalb, aber bärenstark und einer der besten
Judo-Kämpfer weit und breit. Die Prüfung für den braunen Gürtel hatte er
glänzend bestanden. Selbst für einen kräftigen Mann war es nicht ratsam, sich
mit Tarzan anzulegen. Sicherlich — er verabscheute Gewalt, und Judo betrieb er,
weil es ein toller Sport ist und er enormes Talent dafür bewies. Aber trotz
aller Friedfertigkeit — herausfordern durfte man ihn nicht.
    Fanhauser kniff die Augen
zusammen. Aus seinem Blick sprühte Bösartigkeit wie Insektengift aus einem
Spray. Er hatte was Freches auf der Lippe, schien aber trotz Alkoholnebels zu
merken, daß mit Tarzan nicht gut Kirschenessen war. Er schwieg, schickte nur
noch einen tückischen Blick herüber und widmete sich dann seinem Schnaps.
    Tarzan stand auf.
    „Ich rufe deinen Vater an“,
sagte er leise.
    Gaby nickte. Ihr brünetter
Pfirsichteint zeigte einen rosigen Hauch. Daß sie von Tarzan verteidigt wurde,
war zwar nichts Neues. Aber Herzklopfen kriegte sie immer wieder — vor
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