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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Autoren: Stefan Wolf
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TKKG-Bande verschworene Freunde. Die
Bezeichnung TKKG-Bande hatten sie nach den Anfangsbuchstaben ihrer Spitz-,
beziehungsweise Vornamen gewählt: T wie Tarzan, K wie Karl, K wie Klößchen und
G wie Gaby.
    Freilich — daß Karl und Gaby
keine Spitznamen hatten, so war es nun auch wieder nicht. Im Gegenteil!
    Karl Vierstein hatte einen
Spitznamen, der ihn treffend charakterisierte: der Computer. Wegen seines
unglaublichen Gedächtnisses wurde er so genannt. Was er hörte, las oder sah —
er vergaß einfach nichts. Wahrscheinlich hatte er diese Fähigkeit von seinem
Vater geerbt. Herr Vierstein war Professor an der Universität.
    Karl sah aus, wie man sich
einen Gelehrten — auch wenn er erst ein bißchen über 13 Jahre zählt —
vorstellt: ein intelligentes, etwas spitzes Gesicht hinter einer Nickelbrille
mit runden Gläsern. Er war groß und lattendürr. Seine sehr langen Arme hatten
Schwierigkeiten, passende Ärmel zu finden. Die sahen immer zu kurz aus. Manchmal
strapazierte er die Geduld seiner Freunde, indem er endlose Vorträge hielt, die
mit soviel wissenschaftlichen Tatsachen gespickt waren, daß seine entnervten
Zuhörer bald die Ohren auf Durchzug stellten. Davon mal abgesehen, war er ein
Pfundskerl.
    „Weckt mich bitte, falls ich
einschlafe“, sagte Gaby.
    Sie hatte den Kopf zur Seite
gedreht, fast daß ihre Nasenspitze Tarzans Schulter berührte.
    Obschon so was immer
Geschmacksache ist — Gaby Glockner galt unwidersprochen als eines der
hübschesten Mädchen der riesigen Schule. Ihr Haar war goldblond und lang. Die
Ponyfransen, die sie selbst mit der Papierschere kürzte, hingen ihr meist
ziemlich tief in die kornblumenblauen Augen. Sie hatte lange, pechschwarze
Wimpern, war in Englisch Klassenbeste und eine hervorragende Rückenschwimmerin.
Im Wasser mußte sogar Tarzan sich anstrengen, wenn er mithalten wollte.
    Gabys Vater, Herr Glockner, war
Kriminalkommissar und enorm beliebt bei den drei Jungs. Frau Glockner hatte ein
kleines Lebensmittelgeschäft. Gabys Spitzname war PFOTE. Das hing mit ihrer
Tierliebe zusammen. Besonders in Hunde war sie vernarrt. An keinem konnte sie
Vorbeigehen, ohne ihn zu streicheln. Daß sie sich die Hunde-PFOTE geben ließ,
war Ehrensache. Natürlich besaß sie einen Hund, einen schwarz-weißen Cocker-Spaniel
namens OSKAR, den sie sich aus dem Tierheim geholt hatte. Er war herrenlos
gewesen. Mitleidlose Menschen hatten ihn ausgesetzt. Aber bei Gaby hatte er ein
beneidenswert gutes Plätzchen gefunden. Meistens durfte er dabei sein, wenn die
TKKG-Bande unterwegs war.
    Daß er heute nicht mitwanderte,
lag an einer Wespe. Gestern hatte sie ihn in die linke Vorderpfote gestochen.
Die Schwellung war zwar inzwischen zurückgegangen und Oskar wieder fröhlich wie
stets — doch ein Tag Schonung müsse sein, hatte Frau Glockner verfügt. Und das
war sicherlich richtig.
    „Wenn wir noch lange bleiben“,
sagte Tarzan, „können wir hier gleich übernachten.“
    „Keine schlechte Idee.“ Gaby
murmelte mit geschlossenen Augen.
    „Meine Füße... „, fing Klößchen
an.
    Aber Tarzan machte: „Pst!“ und
richtete sich auf.
    „Was ist?“ flüsterte Gaby.
    „Hörst du’s nicht? Ein Auto.“
    Jetzt hörten auch die anderen
den Wagen. Er näherte sich schnell. Über einen Feldweg kam er zur Scheune.
    Tarzan spähte durch das
spaltbreit geöffnete Tor und sah einen blauen VW.
    „Türmen können wir nicht mehr“,
sagte er rasch. „Grabt euch ins Heu ein. Es könnte Ärger geben, falls das der
Besitzer der Scheune ist.“
    Sie gruben wie die Maulwürfe,
und der Heuberg nahm sie bereitwillig auf. Nur Sekunden — und keine Nasenspitze
war mehr zu sehen. Aber Heu hat genauso wenig Balken wie Wasser und gibt nach.
    Gaby rutschte gegen Tarzan, so
dicht, daß er nicht wußte, was ihn da an der Wange kitzelte: Heu oder Gabys
Haare?
    Der Wagen hielt. Der Motor
verstummte.
    Tarzan verdünnte den Heubatzen
vor seinen Augen, bis er durchblicken konnte.
    Ein Mann schob das Tor auf,
trat ein, schloß es dann sorgfältig und blieb sekundenlang stehen, als lausche
er in die Stille.
    Er war groß und derb, hatte ein
feistes Gesicht, trug einen grünen Lodenanzug und schwere Stiefel.
    Der Bauer! dachte Tarzan.
Bestimmt gehört ihm die Scheune.
    In der Hand hielt der Mann eine
abgeschabte Einkaufstasche. Er stellte sie auf den Boden. Der Bauer blickte
umher.
    Dann nahm er die Tasche wieder
auf und kam in den hinteren Teil der Scheune.
    Die Kinder hielten den Atem an.
    Der Bauer brummelte
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