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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere
Autoren: Dean R. Koontz
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sehr ernst, und seine Stirn lag oft in nachdenklichen Falten.
    »Einige der bösen Spielsachen könnten sich hier immer noch verbergen«, sagte er nun und betrachtete die anderen über seine Brille hinweg mit gerunzelter Stirn. »Vater Isaak vermutete, daß unter unseren Kellerräumen noch Gewölbe lägen, in die der erste Spielzeugmacher seine Schöpfungen geschafft hat. Er konnte jedoch den Eingang nicht finden, aber es kann sein, daß er durch einen Zauberbann des Bösen geschützt ist.«
    Hupf, das Karnickel, starrte auf den Fußboden. »Schlimme Spielsachen, direkt unter uns?« Seine Nase zuckte. Sein Schwanz zuckte. Sein Hängeohr zuckte. »Richtig gemeine Spielsachen?«
    »Außerordentlich gemein«, antwortete der Alte.
    »Mit denen werden wir fertigwerden«, sagte Amos mit fester Stimme.
    »Na klar doch. Wenn sie hier raufkommen«, sagte Einstein, »dann werde ich sie zertrampeln.« Zum Beweis stampfte er mit einem seiner kleinen Elefantenfüße auf die Dielen. »Zerquetschen werde ich sie, und zwar tüchtig. Quetsch, quetsch, quetsch.«
    »Und ich«, sagte der Gestiefelte Kater, »nehme sie auf meine Degenspitze!«
    Der Gestiefelte Kater war wie ein Kavalier gekleidet: seidenes Hemd mit weiten Ärmeln, grüne Wickelweste, breiter Ledergürtel und kastanienbraune Hose, die in hohen Reiterstiefeln steckte. Er trug einen Hut mit breiter Krempe, die an der einen Seite aufgeschlagen war, was dem Kater ein kühnes Aussehen gab. Der Degen in seiner Schärpe, auf dem er jetzt die Pfote ruhen ließ, bestand aus extrem biegsamem Hartgummi und konnte kaum ein Knäckebrot aufspießen, aber der Kater hielt sich trotzdem für einen sehr geschickten Fechter. Und wenn man so fest an sich glaubt, ist fast alles möglich. Dann kann selbst ein Gummischwert eine ausgezeichnete Waffe sein.
    »Ich könnte sie wohl beißen«, sagte Karamel, »obwohl es mir sicher leid täte, selbst bei so gemeinen Bösewichten.« Ihre Zähne waren nicht sehr viel schärfer als Einsteins Stoßzähne, aber sie war tief unglücklich bei der Vorstellung, sie müßte ihre sanften Fänge jemandem ins Fleisch schlagen, selbst wenn es ein Feind war.
    Von all diesen Beweisen von Mut und Tapferkeit hingerissen, sagte Hupf: »Und wenn diese bösen Biester sich hier wirklich blicken lassen, dann werde auch ich sie bekämpfen.«
    »Du?« fragte der Gestiefelte Kater zweifelnd. »Was könntest du denn schon machen, um sie zu verscheuchen?«
    Hupf blinzelte. Er ließ die Schnuppernase nachdenklich spielen. »Ich könnte ihnen meine großen flachen Hinterfüße um die Ohren hauen, daß ihnen Hören und Sehen vergeht«, verkündete er schließlich.
    Der Kater zog seinen Gummidegen aus der Schärpe. Während er die Klinge streichelte, sagte er: »Hupf, wenn diese finsteren Schurken wirklich so tückisch sind, dann haben sie dir deine Hinterläufe abgehauen, ehe du sie ohrfeigen kannst, und stecken sie als Talisman ein.«
    Hupf richtete seine Löffel kerzengerade auf, auch das Hängeohr, und riß die Augen auf.
    Blitze zuckten über die Fenster, und im blutroten Zwielicht sprangen drei Schatten vorbei.
    Der Donner rumpelte und rollte durch den Himmel. Die Plüschpinguine begannen nervös zu zwitschern. Die Katzen machten einen Buckel, die Hunde schauten sich sorgenvoll um, und die Bären umarmten sich, um beim anderen Trost zu finden. Der Frosch auf dem Sofa quakte bedrückt und redete mit seiner tiefen, knarrenden Stimme von Schicksal und Verhängnis.
    Bevor sich die Zaubertiere jedoch in helle Verzweiflung steigerten, griff Amos ein. »Wir müssen uns jetzt auf den Weg zu Martha Millers Spielzeugladen machen, und wir dürfen keine Minute mehr zögern.«
    »Ja«, sagte der Gestiefelte Kater, »sonst kriechen diese Finsterlinge aus dem Keller und versuchen uns aufzuhalten.«
    »Die meisten von euch müssen hierbleiben«, sagte Amos, »wenn das Schlimmste eintritt, müßt ihr die Spielzeugfabrik vor allem verteidigen, was aus den Kellergewölben kommt.«
    Ein kleiner Teddybär namens Ralph kletterte auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa und griff nach dem Löffel neben der leeren Porzellantasse, aus der Vater Isaak seinen Frühstückskaffee getrunken hatte. Ralph machte mit dem Löffel ein paar flinke Übungshiebe und schnitt dabei ein so grimmiges Gesicht, als ob er eine tödliche Waffe schwänge und nicht ein kleines silbernes Löffelchen.
    Amos bezweifelte, daß die Werkstatt von teelöffelbewaffneten Kriegern verteidigt werden konnte, aber er wußte, daß seine
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