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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere
Autoren: Dean R. Koontz
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Freunde von Natur aus ein sanftes Herz besaßen und deshalb nicht wie die Wilden kämpfen würden. Aber sie würden tun, was sie konnten. So fuhr Amos mit seiner ernsthaften und tiefen Bärenstimme fort: »Wenn die Firma Liebmanns Zaubertiere in ihre Hände fallen sollte, bevor wir Martha Miller erreicht und sie dazu überredet haben, Vater Isaaks Platz einzunehmen, dann kann es sein, daß ein böser Spielzeugzauberer die Herrschaft übernimmt. Und die Firma wird wieder so heißen wie früher —«
    »Fabrikation von Gliederfiguren und Spielmaschinen« sagte der Alte.
    »— aber wenn das geschieht — also, dann ist alles zu spät. Dann wird die Werkstatt für viele Jahre verloren sein. Man wird hier böses Spielzeug hersteilen, und das Leben vieler Kinder wird in Gefahr sein.«
    Ralph, der kleine Bär, holte wieder mit dem Löffel aus.
    Die Katzen fauchten, und einer der Hunde knurrte tief in der Kehle.
    Zwei Affen, einer aus Samt, der andere aus Cord, begannen Federn und Bleistifte, Briefbeschwerer, kleine Figuren und Vasen zu holen, mit denen sie die Feinde bewerfen konnten. Sie stapelten die Wurfgeschosse in einem Winkel der Werkstatt auf.
    Amos fuhr fort: »Ich aber werde einen Trupp der Zaubertiere zu Martha Millers Spielzeugladen führen. Ich brauche treue, und tapfere Kameraden — mit kühnem Herzen, schnellem Fuß, starken Gliedern und raschem Geist. Und zuverlässig.«
    »Donnerwetter, Amos, das klingt nach mir«, sagte Hupf, das Karnickel.
     
     
    Die guten Kräfte von Isaak Liebmann schützten die Spielzeugwerkstatt immer noch vor dem Bösen, und solange sie eine Wirkung besaßen, war es den Kreaturen in den Kellergewölben unmöglich, in die oberen Geschosse des Hauses vorzudringen und die Herrschaft zu übernehmen. Weil der Fürst der Finsternis, der Böse selbst, sich ständig mit Rex in einer klaren Stimme unterhielt, die dessen Spießgesellen nur als schwaches Flüstern wahrnehmen konnten, wußte die Marionette im Smoking genau, daß einige der Zaubertiere planten, sich auf die gefährliche Wanderschaft zu Martha Millers Spielzeugladen zu machen. Sie konnten aber wohl kaum die Gefahren der Nacht, des Sturms und der Stadt überleben. Doch wenn sie auch nur eine geringe Chance hatten, Martha Miller zur rechten Zeit zu erreichen, konnte es Rex nicht riskieren, sie ungehindert losmarschieren zu lassen.
    »Wir müssen sie aufhalten«, teilte er dem üblen
    Gesindel mit, das sich im Gewölbe um ihn scharte. »Wir müssen sie verfolgen und auslöschen. Ich werde Unterstützung brauchen. Lissie, du wirst mit mir kommen.«
    Lissie war ebenfalls eine Marionette und nach dem Vorbild der Tanzmädchen der goldenen zwanziger Jahre entstanden. Sie trug ein kurzes, ärmelloses rotes Kleid mit tiefer Taille, einen passenden Glockenhut, der ihr fest am Kopf saß und mit einer kleinen blauen Feder geschmückt war, und drei lange Ketten aus blauen Perlen. Ihre Backen waren leuchtend rot gepudert. Die Haare lagen ihr in festen kleinen Locken auf der Stirn. Sie wirkte hart und kalt, und das gefiel Rex genauso wie die Grausamkeit ihrer blauen Augen. Sie hatte einen langen schwarzen Zigarettenhalter in der Hand, in dem eine Plastikzigarette steckte. Auch an ihren Gliedern hingen keine Fäden.
    Rex sagte: »Und du, Eisenbeißer, mußt auch mitkommen. Vielleicht brauchen wir deine Kräfte.«
    Eisenbeißer war ein Roboter, die letzte Gliederfigur, die vor der Übernahme der Fabrik durch Herrn Liebmann entstanden war. Ein Zukunftsentwurf. Eisenbeißer bestand ganz und gar aus Metall und war leicht mit Rost überzogen, der nun allmählich verflog, während ihn die Kraft des Bösen nach all den untätigen Jahren wieder mit Leben erfüllte. Zwei kleine, aber bösartige gelbe Lichter glimmerten in seinen tiefen Augenhöhlen. Die lippenlosen Kiefern waren wie Baggerschaufeln geformt, und auch seine Hände sahen erschreckend gewalttätig aus. Er trat vor, indem er sich rücksichtslos durch die Schar der bösen Spielsachen zwängte, die sich alle eifrig vorgedrängelt hatten, um auch ausgewählt zu werden. Eisenbeißers Füße klirrten und klapperten leise und schlugen gelegentlich einen Funken aus den kalten Steinen des Fußbodens.
    Der Roboter baute sich vor der Kiste auf, auf der Rex stand. Er schaute empor und sagte mit einer Stimme aus Eis und Eisen: »Ich werde ihnen die weichen Glieder vom Leibe reißen. Ich werde ihnen die Füllung aus den Gliedern reißen. Ich werde sie in Stücke reißen.«
    Irgend etwas an Eisenbeißer
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