Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
Vom Netzwerk:
4B 61 6E 6E 73 74 20 44 75 20 61 20 6C 65 73 65 6E 3F
    Mit dieser rätselhaften Zeile ging alles los. Ich war im Chat von hackerblog.de eingeloggt, einer Website für Hacker, Cracker und alle, die sich dafür hielten. Alles ganz harmlos. Meistens ging es nur darum, Links auf Piratensoftware auszutauschen und die neusten Cheatcodes und Cracks für die aktuellsten Computerspiele zu besprechen. Alles Amateure eigentlich. Manchmal so eine scheinheilige Frage wie: »Mein ebuy-Konto ist gehackt worden, wie kann das sein?«, und dann folgte von irgendwem anders eine genaue, detaillierte Anleitung, wie man ein ebuy-Konto knacken kann. Natürlich nur, damit das arme Opfer sich nächstes Mal besser schützen konnte. Oder es kam die Frage, bei welchen Online-Shops man den Code in der Adress-Leiste bei einer Bestellung so verändern könnte, dass der Preis gleich 1 Cent würde. Alles ganz harmlos und meistens auch legal.
    4B 61 6E 6E 73 74 20 44 75 20 61 20 6C 65 73 65 6E 3F
    Da tauchte diese Zeile auf einmal auf meinem Monitor auf, die die anderen im Chat einfach ignorierten, weil sie ihnen nichts sagte und außerdem nichts mit Call of Duty oder World of WarKraft zu tun hatte. Doch das war es genau, was mich interessiert hat.
    »Onkel Tarkan! Guck dir das mal an!« Ich saß nämlich – wie jeden Tag nach der Schule – im Elektronik-Laden von meinem Onkel, im Hinterzimmer zwischen Bauteilen, Lötkolben, Messgeräten und Monitoren, und surfte im Netz. Mein Onkel hatte so einen kleinen Computerladen am Hauptbahnhof, wo es nach Arbeit und Zigaretten riecht und nie ein Mädchen drin gesehen wurde. Hier um den Bahnhof waren früher mal Eisenwarenläden gewesen, jetzt waren es Computerläden. Für Geld gab’s da alles, was man haben wollte.
    Onkel Tarkan war ein riesendicker Kerl, der sich über jeden lustig machte, der nicht so viel von Computern verstand wie er. Obwohl er noch nie was studiert hatte, wusste er mehr über Computer als sonst wer auf der Welt, und die User, die in den schicken Läden in der Fußgängerzone nicht weitergekommen waren, brachten ihre PCs zu ihm und ließen sie von ihm reparieren. Nachdem er sich ein bisschen über sie lustig gemacht hatte. Aber das ließen sie mit sich machen. Trotz Zigarettenqualm und blöder Sprüche kamen sie immer wieder zu ihm. Denn Onkel Tarkan war der Beste, der Schnellste und der Billigste.
    Für mich war es das Paradies. Meine Mutter hatte einen Putzjob und musste sowieso den ganzen Tag arbeiten, seitdem Papa weg war. Ihr war es auch lieber, dassich bei Tarkan saß, anstatt mit meinen vierzehn Jahren irgendwo im Bahnhofsviertel mit den ganzen Gaunern, Betrügern und Aufschneidern in irgendeiner Zockerhölle zu hocken. Und sobald ich meine Hausaufgaben fertig hatte, durfte ich bei Tarkan so lange surfen, wie ich wollte. Ich sag ja: einfach das Paradies.
    Tarkan war wie immer mit drei Kunden gleichzeitig beschäftigt und hatte noch das Handy am Ohr, als er mir über die Schulter guckte. »Na, wird irgendwas auf Unicode sein. Kannst du überhaupt lesen?«
    Nur blöde Sprüche von dem. Unicode. Klar. Das ist die Art, wie Computer Buchstaben in Zahlen übersetzen. Die verstehen nämlich nur Zahlen. Also suchte ich im Netz einen Umwandler, der die Zeile entschlüsseln konnte: 4B ist k, 61 ist a, 6E ist n und so weiter. Am Ende stand da:
    Kannst du das lesen?
    Oh je, genauso ein Schlaumeier wie mein Onkel, dachte ich mir. Na, was der kann, kann ich schon lang. Ich tippte einen Text in den Unicode-Umwandler und klebte das Ergebnis in das Chat-Fenster:
    4E 61 20 6B 6C 61 72 20 64 75 20 42 6C F6 64 6D 61 6E 6E 21
    Was so viel bedeutet wie:
    Na klar du Blödmann!
    Stille. Keine Antwort. Das hatte wohl gesessen. Doch dann kam wieder eine Zeile. Und diese Zeile, die sollte mein Untergang werden. Hätte ich sie doch nie gelesen.Dann wären die ganzen Rechner im Laden von meinem Onkel nicht abgestürzt und Tarkan hätte mir nicht die Ohren lang gezogen und ich hätte nicht alles dransetzen müssen, rauszufinden, wer sich hinter der rätselhaften Nachricht verbarg. Denn die nächste Zeile war nicht verschlüsselt, sondern so unscheinbar gefährlich, wie es nur irgendetwas in der Computerwelt sein kann:
    Dann klick mal auf http://www.binhexer.de .
    Und das (hätte ich auch mal ahnen können!) war eine Falle. Eine Falle, die mich vom Jäger zum Gejagten machte, vom Hacker zum Gehackten. Nichts ahnend klickte ich auf den rätselhaften Link, denn ich musste mir normalerweise im Internet keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher