Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
der Gestiefelte Kater.
    »Na schön«, sagte Hupf, »wenigstens etwas, worüber wir uns keine Sorgen zu machen brauchen.«
    Amos sagte: »Genug geschwatzt. Setzt euch in Bewegung.«
     
     
    Geheime Steinstufen führten aus den Gewölben zu einer verborgenen Tür in der Kellermauer empor. Rex, Lissie und Eisenbeißer konnten die Treppe ohne Schwierigkeiten erklimmen. Die Stecherin flog natürlich einfach nach oben. Sie gab dabei ein hohes und durchdringendes Summen von sich, das zwischen den klammen Wänden des Stiegenhauses so widerhallte, daß es Rex ganz kribbelig machte.
    Da er nur mit Rädern, aber nicht mit Beinen ausgestattet war, fiel dem Schratz der Aufstieg am schwersten. Seine Arme waren jedoch kräftig genug, so daß er sich, vom Verlangen erfüllt, die Zaubertiere zwischen seine Finger zu kriegen, von einer Stufe zur nächsten emporzog.
    Weder Rex noch ein anderer von seinen Spießgesellen bot ihm Unterstützung an, denn sie waren ohne einen Funken Mitleid entworfen, ohne die Fähigkeit, freundlich zu sein. Obgleich sie dasselbe Ziel vereinte, obgleich sie wie mit einem einzigen Verstand dachten und obgleich sie derselbe leidenschaftliche Wunsch vorantrieb, kam ihnen nie in den Sinn, einander zu helfen.
    Oben wurde die Treppe durch eine nackte Birne in einem Drahtkorb beleuchtet. In diesem schwachen Licht erkannte Rex, daß etwa hundert Spinnen mit ihnen emporgestiegen waren und sich jetzt über ihnen an die Spinnweben klammerten. Es waren dicke, blanke schwarze Spinnen mit langen Beinen, eine Abschiedsbegleitung, die ihnen zweifellos der Fürst der Finsternis in eigener Person mitgegeben hatte.
    »Kleine Mädchen haben Angst vor Spinnen«, sagte Lissie. »Wenn ich eines Tages endlich in einen Spielzeugladen geschickt und verkauft werde, sammle ich die scheußlichsten Spinnen zusammen, die ich auftreiben kann. Die versteck’ ich dann unter dem Kopfkissen von meinem Kind und in seinen Schuhen.«
    Der Schratz kicherte beifällig.
    »Du wirst bald für ein Kind verkauft werden«, versprach Rex. »Unsere Zeit ist wiedergekommen.«
    Eisenbeißer hakte seine unempfindlichen Finger in das Schloß der Geheimtür. Dann spannte er seine stählernen Muskeln an und ließ die Tür so weit aufspringen, daß sie in den höher gelegenen Keller schlüpfen konnten. Rex deutete mit seinem schwarzen Stock zur Deckenlampe. Sie flackerte, dann ging das Licht an.
    Hier konnte er spüren, wie der Zauber der Tiere in der Luft lag. Er sickerte von oben herab, aus der Werkstatt, wo er zweifellos noch stärker war. Obgleich Isaak Liebmann gestorben war, wirkte des Spielzeugmachers Güte und Zauberkraft noch weiter und würde oben im Haus so mächtig sein, daß er es den Spielzeugfiguren unmöglich machte, die Herrschaft zu übernehmen. Einstweilen wagten sie sich nicht höher ins Haus als bis zu diesem Keller.
    »Die Zaubertiere haben sich schon auf die Suche nach Martha Millers Laden gemacht.« Rex wiederholte das, was ihm eine innere Stimme sagte. »Wir müssen so rasch wie möglich hier heraus. Wir müssen diese widerlichen Weichlinge finden und sie vernichten.«
    Sie entdeckten in einer Kellerecke eine Kohlenkiste, kletterten auf den Kohlenberg und krabbelten unter dem Schwingtürchen, das oberhalb der Kohlenkiste angebracht war, zur Spielzeugfabrik hinaus. Der Wind brauste über den Rasen, und die Luft war kalt. Blitze zischten durch den Himmel. Schattenfetzen sprangen aus dem Nichts. Donner krachte und rumpelte. Rings um den Rasen skelettschwarze Bäume. Bei jedem Zucken der Blitze schienen sie einen Satz nach vorne zu machen und sprangen dann wieder ins Dunkle zurück.
    Rex brach in Gelächter aus. Nächte wie diese liebte er ganz besonders.
     
     
    Sein Name lautete Zacharias Zack, und dies war nach langer Zeit sein erster Tag in Freiheit. Er hatte wegen schwerer Verbrechen fünfzehn Jahre im Gefängnis gesessen, und an diesem Nachmittag war er entlassen worden.
    Zuerst hatte Zack in einer Imbißstube etwas gegessen, dann war er stetig nach Norden gewandert. Er hatte keine Ahnung, wohin er ging oder was er tun sollte, wenn er ankam, aber er spürte in seinen Knochen, daß er nach Norden gehen mußte. Irgend etwas schien ihn von dort zu rufen. Er marschierte am Rand der Autostraße, und der kalte Regen klatschte ihm ins Gesicht. Er trug ein paar billige schwarze Schuhe, einen billigen blauen Anzug, ein weißes Hemd ohne Krawatte und einen ausgebeulten Regenmantel — das alles hatte er bei seiner Entlassung erhalten. In
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher