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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Autoren: Matthias Falke
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Lichtschnüren teilten den Bereich ab, der nicht betreten werden durfte. In seiner Mitte erhob sich, fünf Stockwerke hoch, der spindelförmig zulaufende Zylinder, der von einem unsichtbaren Kraftfeld stabilisiert wurde. Zwischen drei und zehn Metern Höhe war die Außenverschalung der Sonde entfernt. Man sah den anthrazitfarben schimmernden Warpkern, eine kompakte Spule, deren Feldstärke ausgereicht hätte, das gesamte Drohnendeck in eine Nussschale zu pressen.
    »Schmeißt alles raus«, brüllte Reynolds eben über die Köpfe der Männer hinweg, die auf neue Anweisungen warteten. Er war kaum wiederzuerkennen. In den vergangenen Monaten war er noch hagerer geworden. Unter den Backenknochen wirkten die eingefallenen Wangen hohl, und selbst der kurzgeschnittene rötliche Bart überdeckte seine blauschwarze Gesichtsfarbe nur unzureichend. Die Augen lagen tief in den entzündeten Höhlen. Aber der sonst zum Nuscheln neigte und seine Kommuniqués gedehnt, in näselndem Tonfall vorzutragen pflegte, donnerte seine Kommandos mit Stentorstimme über seine Mannschaften hinweg, dass die kilometerweite Halle davon widerhallte.
    »Das Ding muss mindestens drei Meter kürzer und fünf Tonnen leichter werden«, rief er. »Als Nutzlast genügt ein Kommunikator!« Er hielt seinen Handkommunikator in die Höhe, über dessen daumengroßem Display ein HoloBild der Lambda-Sonde schwebte. »Wir brauchen keine Instrumente und keine Sensoren. Eine Kommunikationseinheit genügt. Dafür müssen wir uns die Spule noch einmal genau anschauen. Die Feldkrümmung muss um sinusP verstärkt werden!«
    Die Männer machten sich sofort an die Arbeit. Zwei Mechaniker betraten die Absperrung. Sie aktivierten ihre AntiGrav-Tornister, die die künstliche Schwerkraft an Bord egalisierten. So schwebten sie zur Spitze der Sonde hinauf. Ihre Service-Roboter, die wie folgsame Hündchen reagierten, rollten an den Stahlzylinder heran. Sie fuhren lange Schweißarme aus und begannen unter der Aufsicht der beiden Techniker ein drei Meter hohes Segment aus der Titanhülle der Sonde herauszuschweißen. Andere Arbeiter kletterten in das Fluggerät hinein und demontierten die serienmäßig dort eingebauten Instrumente. Es war absurd. Ein tonnenschwerer Generator mit dem Energiebedarf einer mittleren Stadt war nötig, um eine handtellergroße Kommunikationseinheit mit ein paar Bildschirmseiten Information zu befördern. Freilich würde die Kommunikationseinheit mit mehr Information gefüttert werden, als die extrasolare Exploration der letzten Jahrzehnte zutage gefördert hatte. In den wenigen Monaten unserer Dislozierung waren schon mehrere tausend neue Galaxien kartiert worden, von den flugdynamischen Erfahrungen eines Aufenthaltes Millionen Lichtjahre jenseits des Andromedanebels zu schweigen.
    Ich begab mich zu den federführenden Wissenschaftlern, bei denen sich jetzt auch Jennifer befand.
    »Wie ich sehe, machen Sie Fortschritte«, begrüßte ich sie im Tonfall eines Vorgesetzten, der eine Arbeitsgruppe seiner Untergebenen inspiziert. Das war ich eigentlich nicht, aber Reynolds ließ sich dennoch zu einem Briefing hinreißen.
    »Das täuscht«, sagte er matt. »Linear ausgedrückt müssen wir die Leistung des Feldgenerators um den Faktor eintausend steigern, ohne dass Gewicht oder Energieverbrauch dabei signifikant ansteigen dürfen. Aber faktisch ist es noch viel komplizierter. Der Krümmungskoeffizient ...«
    Ich winkte ab. »Geben Sie sich keine Mühe. Aber wenn ich Ihnen von Nutzen sein kann, lassen Sie es mich wissen.«
    Reynolds schwieg irritiert. Seine tiefliegenden Augen flackerten nervös. Wie alle Wissenschaftler konnte er nicht begreifen, dass die Details irgendjemandem nicht nur nicht präsent waren, sondern ihn auch nicht interessierten.
    »Danke, Commander«, sagte er verwirrt.
    Jennifer erläuterte die Fortschritte, die die Mechaniker unterdessen machten. Die Verschalung wurde im oberen Drittel der Sonde vollständig entfernt. Weitere Roboter schwebten zu dem tragenden Stahlskelett hinauf und begannen damit, es ebenfalls zu demontieren. Der gesamte Zylinder wurde um ein Fünftel seiner Länge gestutzt, wobei er seiner Eleganz im Wesentlichen verlustig ging. Kabelbäume, Platinen, sekundäre Generatoren und Steuerungsinstrumente wurden extrahiert und auf automatischen Gleitern davongefahren.
    »Wenn ich es recht verstanden habe«, sagte ich zu Jennifer, »hängt es vor allem an der Generatorspule. Wollt ihr sie neu gießen?«
    Sie zog mich ein paar
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