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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Autoren: Matthias Falke
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Unterbau der menschlichen Zivilisation sich wieder zu Wort meldete.
    Endlich fingen wir ein schwaches Funksignal auf. Ein Leitstrahl erfasste uns. Er wollte uns nach Norden dirigieren. Aber er konnte mit der sinesischen Automatik nicht kommunizieren. Jennifer unterdrückte ihn. Wir wussten auch so, wo wir hinmussten. Ich fragte sie, ob ihrer Meinung nach keine Gefahr darin lag, dass wir mit einem feindlichen Schiff, mit feindlicher Kennung und nichtmenschlicher Technologie in diese Räume einbrachen. Stand nicht zu befürchten, dass wir von Jägern aufgebracht oder von Batterien am Boden abgeschossen wurden? Zumindest die befestigten Bunkeranlagen in den Bergen würde man doch mit einem Ring an Flugabwehrstellungen umgeben haben.
    »Das werden sie schön bleiben lassen«, knurrte Jennifer. »Im Gegenteil: gerade wenn sie uns für eine Abordnung von Sina halten, müssen sie den Roten Teppich ausrollen.«
    Es schien sie zu amüsieren, dass unser Nahen für Aufregung sorgte und dass wir die irdischen Statthalter so richtig erschrecken konnten mit unserem Shuttle Made in Sina. Sie achtete darauf, alle Kanäle geschlossen zu halten, und verweigerte jeden Kommentar, als jetzt doch zwei Abfangjäger aufstiegen und sich in gemessenem Abstand neben uns setzten, um uns die letzten paar hundert Kilometer zu eskortieren.
    Wir flogen in ein Seitental der Grand Teton-Region im oberen Wyoming ein. In die Felsmassive der Viertausender hatte man dort schon vor Jahrzehnten ausgedehnte Bunkeranlagen gesprengt. Waffenarsenale, Lebensmittel- und Treibstoffvorräte, Fuhrparks und große Werften waren dort untergebracht. Einigen zehntausend Menschen boten die Kavernen Unterschlupf im Fall eines kosmischen Angriffs. Jetzt residierte dort die Notstandsregierung.
    Wir setzten in strahlendem Sonnenschein auf einer Plattform auf, die wie ein Balkon über einem stillen Tal aufragte, das von einem romantischen Flüsschen durchzogen wurde. Das Rollfeld war hunderte Meter breit. Es konnten große Schiffe bis zur ENTHYMESIS-Klasse hier landen. In der Entfernung sahen wir die meterdicken Befestigungen aus gehärtetem Elastalstahl und Quarzbeton, die den Eingang zu den unterirdischen Anlagen sicherten. Einige Wachmannschaften hatten dort Aufstellung genommen. Müde und desinteressiert registrierten wir, dass schwere Geschütze auf uns zielten; wir zweifelten nicht daran, dass sie durchgeladen waren. Das alles war kindisch und über die Maßen langweilig. In gebührendem Abstand waren die beiden Abfangjäger heruntergegangen. Ein Gleiter kam auf uns zu, während die Reaktoren dröhnend ausliefen. Ich ließ mich in den gravimetrischen Sitz sinken und löste die GraviGurte, die während des Landeanflugs aktiviert gewesen waren.
    »Welcome home«, grinste Jennifer mit Blick auf das vorfahrende, bis an die Zähne bewaffnete Empfangskomitee.
    Sie stellte den Druckausgleich her, ließ die Luke hochgehen und sprang elastisch ins Freie. Ein Schwall kühler, klarer Gebirgsluft wehte mir entgegen. Ich kämpfte mit einer Ohnmacht. Jennifer nahm am Fuß der Rampe Aufstellung. Sie winkte das Kommando heran und salutierte förmlich. Das alles war eine einzige Farce. Als die Männer sahen, dass ein menschliches Wesen ausstieg, eine Frau in der Uniform der Union, steckten sie ihre albernen Strahlenwerfer weg. Der viersitzige Gleiter fuhr vor. Die Soldaten stiegen aus. Mit offenstehenden Mündern musterten sie Jennifer, die lachend den Helm abnahm und ihr schulterlanges Haar im kräftigen Wind wehen ließ. Dann gab sie ihnen zu verstehen, dass sie nicht allein war.
    Zwei Wachmänner, ihren Abzeichen nach Adjutanten des Protokollarischen Dienstes, kamen die Rampe herauf. Ich beeilte mich, den gravimetrischen Sitz herumzuschwenken und aufzustehen. Die beiden nahmen vor mir Aufstellung und salutierten. Dann machten sie Anstalten, mich hinauszutragen.
    »Unterstehen sie sich, mich anzufassen«, schnauzte ich.
    Ich tat zwei Schritte auf die Ausstiegsluke zu. Dann wurde mir schwarz, und ich sackte zusammen. Irgendwie fühlte ich, wie sie mich auffingen und nach draußen brachten.
    »Legen Sie mir in Gottes Namen eine Infusion«, krächzte ich.
    Ich fühlte die Sonne, den kühlen Wind, die ungewohnte irdische Schwerkraft. Weitere Gleiter kamen herangezischt, mindestens drei oder vier. Jennifer unterhielt sich halblaut mit einigen Leuten. Ich wurde auf eine gravimetrische Liege gepackt. Eine Hand war an meinem Unterarm. Dann spürte ich den Einstich.
    Als ich wieder zu mir
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