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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Autoren: Matthias Falke
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Eingaben ihrer behandschuhten Finger widersetzt, und dabei vor sich hinfluchte. Das sinesische Bedienfeld entzog sich der akustischen Kommandos. Am Ende würde sie die Luke schließen, das Shuttle mit Luft fluten und die Handschuhe ablegen müssen, um die Armaturen richtig bedienen zu können. Das würde Zeit kosten und an unseren Nerven zerren. Aber was hatte sie überhaupt vor?
    »Quatsch«, sagte sie. »Ich habe es ausgeschaltet. Aber halt dich lieber fest!«
    Ich wusste, dass Warnungen dieser Art bei ihr stets ernst gemeint waren und dass sie ohne Vorwarnzeit erfolgten. Ich vergewisserte mich also, dass der Fischerknoten, der mich über das Kabel mit der Karosserie verband, fest angezogen war, setzte die Magnetsohlen breitbeinig auf das stählerne Dach und klammerte mich an die halb ausgefahrenen Sonnensegel, die senkrecht über mir in die Höhe ragten. Im gleichen Augenblick bockte das Schiff. Es knallte in der Kommunikation. Das Shuttle bäumte sich auf. Und unter meinen Füßen schoss ein blendend heller Feuerstrahl nach hinten, als habe Jennifer das konventionelle Ionentriebwerk betätigt. Als ritte ich auf einer Rakete, brannte der blaue Energiestrahl nach hinten. Aber es war nicht der Rückstoß eines traditionellen Triebwerks, sondern eine gewaltige Entladung, die allmählich zu einem Funkenregen erstarb und sich wieder zu dem bläulichen Schimmer abschwächte, den wir zuerst entdeckt hatten.
    Ich ahnte, was Jennifers Absicht war.
    »Was siehst du?«, schrie sie von innen.
    Ich schilderte es ihr. Dabei wartete ich, bis die Grelle des Strahls sich verringerte. Die Polarisierung meines Visiers hatte sich verstärkt. Dennoch war die Erscheinung so hell, dass sie in den Augen schmerzte. Ich konnte nur hoffen, dass die Abschirmung meines Anzuges das aushielt, denn ich ahnte, welche Energien freigesetzt worden waren. Als die pulsenden Feuerstöße verebbten, tastete ich mich weiter nach hinten. Jennifers MasterBoard, das sie hier zurückgelassen hatte, baumelte, mit einem Titankarabiner gesichert, an der Öffnung des einen Filters. Die Anzeige sprang an, als ich durch das holographische Bedienfeld wischte. Sie zeigte ein Spektrogramm. An der entscheidenden Stelle prangte ein sattroter Balken, der weit über die programmierte Skala hinausreichte.
    »Ich hab es auf dem Schirm«, hörte ich Jennifer sagen. »Es ist tatsächlich Plasma, und es wird durch unsere Warpsignatur hervorgebracht.«
     
    Fünf Minuten später saß ich neben ihr im Cockpit. Ich hatte die Instrumente eingebracht und die Sicherheitsleine gelöst, an der sich das Equipment ins Innere des Shuttles zog. Die Sonnensegel waren eingeklappt und verankert. Wir würden sie nun nicht mehr brauchen. Die Filter der Plasmagewinnungsanlage, die wie aus dem Heck des Schiffes aufragten, waren neu kalibriert und auf den Raum unmittelbar hinter dem Warpgenerator ausgerichtet. Jennifers Messungen hatten ergeben, dass wir durch einen Warpimpuls mehr Plasma gewannen, als zur Hervorbringung des Impulses verbraucht worden war.
    »Das perpetuum mobile«, sagte ich fassungslos. »Aber wie kann das sein? Wie kann es mehr Energie erzeugen als verbrauchen?«
    Jennifer schaltete auf dem Hauptbedienplatz herum. Ich sah, dass sie sich darauf vorbereitete, den Warpflug fortzusetzen. Dabei waren einige grundlegende Fragen noch gar nicht geklärt.
    »Es ist kein geschlossenes System«, erklärte sie. »Die Energie stammt aus dem Raum. Diese Regionen werden von starker, energiereicher Strahlung durchzogen. Im Grunde ist die ganze Apparatur, wie wir sie jetzt improvisiert haben, nur eine umständliche Vorrichtung, um diese Strahlung nutzbar zu machen.«
    Ich grunzte etwas. Es veranlasste sie dazu, in ihren Ausführungen fortzufahren.
    »In diesem Raum, stimuliert durch die hochenergetische Strahlung, bilden sich ständig virtuelle Paare von Materie- und Antimaterieteilchen. Normalerweise vereinigen sie sich noch in derselben Nanosekunde wieder, in der sie entstehen, und wechselwirken miteinander zu Nichts. Abgesehen davon, dass sie ja virtuell sind.«
    Sie ließ mich das verdauen.
    »Unser Warpgenerator öffnet einen Einstein-Korridor, der durch eine starke polarisierte, wie in einem Laser gleichschwingende Quantenströmung gekennzeichnet ist. Das bewirkt, dass die Teilchenpaare halbiert werden. Die Antimateriepartikel prallen an der relativistischen Polarisationsfront ab, während die Materieteilchen sie passieren können. Im Grunde wie bei einer semipermeablen Membran.
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