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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Autoren: Matthias Falke
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Haar zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden, mit elastischen Schritten zwischen den beiden federführenden Wissenschaftlern und der Gruppe der Techniker hin und herging. Sie war die einzige Frau in dieser konspirativ wirkenden Männerrunde, und vielleicht wirkte sie deshalb ein bisschen wie ein Bub, der sich auf der Straße unter einen Trupp Bauarbeiter mischte und sich ihre zyklopischen Maschinen besah. Allerdings verstand sie von dem Fluggerät, das hier zu modifizieren und zu voller Warpfähigkeit aufzurüsten war, mehr, als die Masse der herumstehenden Männer, Frankel nicht ausgenommen, der im Augenblick eher ratlos zwischen Reynolds’ Board und der aufgeklappten Apparatur und ihrem verwirrenden Innenleben hin und hersah.
    Ich schritt mitten in die Gruppe hinein. Die Mechaniker traten respektvoll auseinander, während die Angehörigen der fliegenden Crew einen förmlichen Gruß andeuteten. Seit unserem Hasardflug zum Jupiter, den wir mit Antimaterie-Granaten beschossen hatten, umgab uns ein heiligmäßiger Nimbus.
     
    »Guten Morgen, Commander«, begrüßte mich Sergeant Taylor, der in der Gruppe der Techniker und Ingenieure stand und wild gestikulierend mit einigen anderen Männern über das weitere Vorgehen diskutierte.
    Ich erwiderte seinen Gruß und erkundigte mich nach seinem Wohlergehen.
    »Ausgezeichnet«, lachte er und hob die linke Hand, mit deren Fingern er auf einer unsichtbaren Klaviatur ein paar rasche Läufe und Triller spielte.
    Ich hörte die Servos, die in seinem Unterarm arbeiteten, aber ansonsten war der Eindruck vollkommen. Nach unserer Rückkehr auf die MARQUIS DE LAPLACE hatte er sich mehreren schmerzhaften Operationen und einer mehrmonatigen Rehabilitation unterziehen müssen. Man hatte von der Schulter abwärts sämtliche Muskeln, beinahe alle Sehnen und einen Teil des Skeletts ersetzen müssen. Mittlerweile bewegte er die sensorielle Prothese aber mit einer Gewandtheit, mit der nur wenige Menschen sich ihrer gewachsenen Gliedmaßen bedienen können.
    Sowie er die Rekonvaleszenz hinter sich gebracht hatte, suchte er sich nach Kräften nützlich zu machen. Er war ausgebildeter Generatormechaniker, der für den Fuhrpark der Basis zuständig gewesen war. Jetzt trat sein Talent zutage, und er stieg rasch zu einem der führenden Mitglieder in der technischen Crew des neuen Sondenprogramms auf. Wenn Rogers ihm im Kleinen Drohnendeck oder auf einem der langen Gänge begegnete, pflegte er ihm die Pranke auf die Schulter zu hauen, dass die Servos und Nano-Generatoren darin keuchend quietschten.
    »Mensch Taylor«, brummte er dann. »Ich kann immer noch nicht begreifen, dass einer wie Sie beim Bodenpersonal versauern konnte. Wenn es das einzige Resultat des Weltuntergangsbeschusses gewesen sein sollte, dass Sie zu uns gestoßen sind, dann war es das schon wert!«
    Taylor lächelte dann bescheiden und stürzte sich mit neuem Eifer in die Arbeit.
    »Wie geht es voran?«, erkundigte ich mich jetzt.
    Er zuckte mit den Achseln und strahlte mich auf seine jungenhafte Art an.
    »Schwierig«, grinste er. »Die Sonden sind entweder zu klein oder zu groß, je nachdem, wie man es sieht. Im Grunde bräuchten wir den Generator eines großen Schiffes. Wir müssten den Reaktor eines ENTHYMESIS-Explorers in das Triebwerk einer Lambda-Sonde packen, um sie warptauglich zu machen.«
    »Verstehe«, nickte ich, »aber der Reaktorblock eines Explorers ist dreimal so groß wie die ganze Sonde ...«
    Anstelle einer Antwort strahlte er wieder über das ganze Gesicht und schlug den Zykloschraubenschlüssel in die Handfläche. Er war hier so sehr in seinem Element, dass das Ergebnis für ihn ganz sekundär war. Dazuzugehören und an der Sache mitarbeiten zu können, war die Erfüllung seines Lebens.
    »Es ist unglaublich«, sagte er. »Verglichen mit den Feldgeneratoren der zwei- und viersitzigen Gleiter, mit deren Wartung ich in Pensacola betraut war, ist eine solche Sonde eine Höllenmaschine. Und wir sind damit beschäftigt, ihr Potential um das Tausendfache zu erweitern.« Er warf die Arme in die Luft. »Es ist, als wären mir in den letzten Monaten neue Organe und Gliedmaßen gewachsen!«
    Die Servos in seinem Ellbogen surrten. Ich klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, wobei ich die Seite wählte, von der ich wusste, dass sie noch vollständig aus Fleisch und Blut bestand. Dann wandte ich mich der aufgebockten Sonde zu, die mit offenliegendem Innenleben vor uns stand. Die roten Markierungen von
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