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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Autoren: Matthias Falke
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Laertes.
    Er rührte in seinem Jadetee und nickte der Ordonnanz freundlich und zerstreut zu, als sie ihm ein Schälchen Diamantzucker reichte.
    »Das wissen wir nicht«, gab Reynolds gereizt zurück. »Wie Sie vielleicht gesehen haben, ist sie vor unseren Augen zu Strahlung verglüht. Einige Milliarden Terawatt in hochionisierten Partikeln.«
    Er zündete sich eine Qat-Zigarette an und inhalierte den Rauch in einem tiefen Lungenzug. Ich überlegte, wann ich ihn das letzte Mal rauchen gesehen hatte.
    »Ihre Masse muss vollständig in Energie umgewandelt worden sein«, fiel Dr. Frankel ein. »Immerhin zwanzig Tonnen ...«
    Laertes ließ sich nicht irremachen. Er blies den hellgrünen Dampf von der Tasse, trank einen Schluck und fasste dann die beiden Wissenschaftler ins Auge.
    »Sie scheint sich doch auf dem Rückweg befunden zu haben ...«
    Reynolds schüttelte nur den Kopf und überließ es Frankel, darauf zu antworten.
    »Dieser Eindruck drängt sich einem auf«, sagte der Stellvertretende Leiter der Planetarischen Abteilung, »aber er könnte trügen. Der Warpkorridor könnte auch von einer Gravitationsanomalie gespiegelt worden sein.«
    »Immerhin«, warf Jennifer ein, »wurde der vorausberechnete Termin bis auf einige Sekunden eingehalten. Das deutete doch darauf hin, dass die Sonde ihr Ziel erreichte und nur bei der Rückkehr nicht funktionierte.«
    Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen, die Lehne des gravimetrischen Sessels zurückgefahren und nippte an ihrer Brokkolimilch.
    »Wir verstehen diese Vorgänge noch viel zu wenig«, seufzte Reynolds. »Dass an Bord dieses Schiffes ungefähr die vorausberechnete Zeit verstrichen ist, hat nichts zu heißen. Wir werden den Strahlungsblitz nach allen Regeln der Kunst analysieren, aber ich erwarte davon nicht, dass wir erfahren, ob der Warpantrieb wenigstens in einer Richtung funktioniert hat und ob die Sonde der Erde nahe gekommen ist.«
    Svetlana, die auf der Armlehne von Wiszewskys Sessel hockte und sich an seine Seite schmiegte, wurde zusehends unruhig. Sie flüsterte dem Commodore etwas ins Ohr, aber dessen einzige Reaktion bestand darin, zur Runde hin zu nicken. Das schien sie als Aufforderung zu verstehen, ihr Anliegen der Allgemeinheit vorzutragen.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, wandte sie sich daraufhin an die beiden federführenden Wissenschaftler. »Aber was ist denn daran so schwierig? Ich meine – die MARQUIS DE LAPLACE hat diese Strecke ja auch zurückgelegt und unsere Explorer wurden erfolgreich auf Warpantrieb umgerüstet ...«
    Reynolds starrte vor sich hin, als habe er ihre Frage nicht gehört. Auch Frankel ließ den Antrag an sich abtropfen. Ich suchte Jennifers Blicke, aber sie hasste die Komarowa erklärtermaßen, seit sie ihr zum ersten Mal begegnet war, und hielt der Stille, die sich auf der Messe ausbreitete, gelassen stand. Es war klar, dass sie sich nicht zu einer Auskunft verstehen würde, auch wenn sie nach den beiden Physikern diejenige war, die die Materie am ehesten durchschaute, und obwohl zu vermuten stand, dass Wiszewsky seine Geliebte nur vorgeschickt hatte, um einen Bericht einzuholen, den von Amts wegen einzufordern er zu träge war.
    »Die MARQUIS DE LAPLACE«, begann ich zögernd, »und auch die ENTHYMESIS-Explorer verfügen über Reaktorleistungen, die die der Lambda-Sonden um ein Vielfaches übersteigen. Daher können sie Warpkorridore von wesentlich größerer Stabilität öffnen. Paradoxerweise gestaltet sich der Warpantrieb umso einfacher, je größer und massereicher ein Objekt ist, und umso schwieriger, je kleiner es ist.«
    »Die delta-epsilon-Faktoren der Feldgeneratoren sind unterhalb der kritischen Energiemassendichte zu fluktuant«, warf Reynolds ein. »Die Einsteinkonstante erfordert ein minimales Nanogewicht, ohne die die Krümmungskongruenz nicht die nötige Affinität erhält.«
    »Na schön«, brummte ich. »So kann man es auch sagen.«
    Wider willen steckte Reynolds Gereiztheit mich an. Dann sollte er eben die Klappe halten oder es uns erklären! An Bord der ENTHYMESIS hätte ich ihn zusammengeschissen und eine anständige Meldung gefordert. Ich begriff nicht, dass Wiszewsky sich das bieten ließ.
    »Ein Schiff braucht einen gewissen Tiefgang«, kam Frankel jetzt zu Hilfe. »Wenn es zu leicht ist, wird es von den Wellen umgeworfen.«
    Es war klar, dass das nur ein sehr verallgemeinerndes Bild war, aber man konnte sich doch etwas darunter vorstellen. Reynolds freilich suhlte sich in seiner
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