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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Autoren: Matthias Falke
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personellen und materiellen Ressourcen der MARQUIS DE LAPLACE zu uneingeschränkter Verfügung standen. Laertes zwinkerte mir listig zu.
     
    Einige Tage nach dieser Besprechung begab ich mich auf das Kleine Drohnendeck. In den glücklichen Zeiten, da wir noch regelmäßig mit der ENTHYMESIS zu Explorationen aufgebrochen waren, hatten wir uns selten hierher verirrt. Die Explorer waren in den Hangars des Großen Drohnendecks geparkt, das sich zwei riesige MARQUIS DE LAPLACE-Segmente weiter zum Bug hin befand. In letzter Zeit hatten sich die Aktivitäten jedoch zum Kleinen Drohnendeck verlagert, denn hier wurden die Shuttles, Drohnen und Robotsonden aufbewahrt, gewartet, programmiert und instandgesetzt. Das Kleine Drohnendeck hatte seinen Namen auch nicht deshalb, weil es äußerlich hinter den Abmessungen des Großen Drohnendecks zurückgestanden hätte. Beide Hallen waren mit jeweils über anderthalb Kilometern Länge, dreihundert Metern Breite und einer lichten Höhe von einhundertzwanzig Metern in etwa gleich geräumig. Nur dass sich im Großen Drohnendeck die bulligen ENTHYMESIS-Explorer befanden, während es hier das fliegerische Kroppzeug war, kleinräumiges Fluggerät, von dem keines über einhundert Bruttotonnen aufwies. Und da im Großen Drohnendeck die Explorer die gesamte Breite des Decks einnahmen, ihre klobigen Stelzfüße, seitlich versetzt, den Durchblick entlang der Längsachse verstellten und der Fußgänger nur bis zu den Rampen und Schleusen ihrer schartigen Bauchseiten aufsehen konnte, wirkte das Kleine Drohnendeck sogar weiträumiger, denn hier gab es nichts, was größer gewesen wäre als ein Mannschaftsbus, sodass die ganze kilometerlange Halle auf einen Blick überblickt werden konnte.
    Deshalb entdeckte ich auch sofort, wonach ich suchte, und machte mich mit zielstrebigen Schritten auf den Weg dorthin. Ich musste das Deck in der Diagonale durchqueren, war also auch in zügigem Marschtempo zehn Minuten unterwegs. Die Absätze meiner Stiefel knallten auf den nackten Titanstahlplanken und hallten in dem weiten Raum wider. Den Scooter, den mir ein junger Officer vom Wachpersonal anbot, lehnte ich dankend ab. Es gehörte zum ungeschriebenen Codex der Fliegenden Crew, die immensen Strecken an Bord des Mutterschiffes zu Fuß zurückzulegen, wenn nicht gerade eine Alarmsituation bestand. Vor mehreren Jahrzehnten hatte ein Mannschaftsarzt herausgefunden, dass diese strammen Märsche der allgemeinen Fitness mehr zugute kamen als jedes andere Training, der Kommandant hatte darauf alle Laufbänder, Gleiter und sonstigen Beförderungssysteme demontieren lassen, und nun wagte es niemand, die Abschaffung des Fußgänger-Credos vorzuschlagen und sich damit als Schwächling zu erkennen zu geben. An einem geschäftigen Tag bekam man einiges an Kilometern zusammen, man verbrachte mehrere Stunden damit, in forciertem Tempo von einem Deck zum anderen zu stiefeln, und war doch nur entlang der Taille unseres Mutterschiffes unterwegs, in den Segmenten III bis VII.
    Die MARQUIS DE LAPLACE, die über alles zwölf Kilometer maß, von der Schnauze bis zur Heckflosse zu durchqueren, hätte einen strammen Tagesmarsch bedeutet, da sich nicht alle Decks wie hier in der Ideallinie durchschreiten ließen. Man blieb also in Bewegung, und das förderte nicht allein die körperliche Fitness, sondern kam auch der mentalen zugute, es beugte Depressionen vor und verhinderte die charakteristischen Symptome des Stumpfsinns und der Aggression, die sich sonst bei einer Population gezeigt hätten, die über lange Zeiträume in einem begrenzten Habitat, bei künstlichem Licht und synthetischer Atmosphäre und monatelanger Beschäftigungslosigkeit eingesperrt war.
    Ich sah also schon von weitem die kleine Gruppe von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Wachleuten und Technikern, die sich in einem abgesperrten Quadranten der heckwärtigen Backbordseite um eine ausgeweidete Lambda-Sonde scharte. Der fünfzehn Meter hohe, silberglänzende Zylinder stand aufrecht im Kraftfeld eines schlanken Serviceturms. Um das konische, schwarze Ionentriebwerk versammelten sich etwa zwanzig Personen und einige Wartungsroboter, die mit ausgefahrenen Sensoren auf die Anweisungen der Mechaniker warteten, auf die sich konditioniert waren. Etwas abseits, aus einem geringen Abstand zu dem eleganten Stahlkörper aufsehend, erblickte ich Dr. Frankel im Laborkittel und WO Reynolds, der ein flaches HoloBoard in der Hand hielt.
    Bei ihnen befand sich auch Jennifer, die, das
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