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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Autoren: Matthias Falke
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der Finsternis des intergalaktischen Raumes, und unzählige Spiral- und Kugelnebel zogen direkt über uns dahin. Durch einen Zufall, oder weil die Kleine ein theatralisches Gespür hatte, war auch die Musik verstummt. Ich atmete schwer durch.
    »Die Weite«, flüsterte Laertes, »vernichtet den Menschen, weil sie ihn auf Null reduziert.«
    Er schwieg. Stille und Dunkelheit lasteten auf uns. Tausende von Galaxien spendeten weniger Licht als eine Kerzenflamme und weniger Trost als ein menschliches Wort.
    »Aber sie erhebt uns auch«, fuhr der Alte fort, »weil wir begreifen, dass dies alles nicht ohne uns da sein kann.«
    Ich machte der Ordonnanz, die in der grünen Finsternis hinter der Bar stand, ein Zeichen. Das in Inseln zerteilte Licht kehrte wieder. Die Polarisation der Kuppel wurde wieder so sehr angehoben, dass das Glas als solches kenntlich wurde. Das Panorama, hunderte von Millionen Lichtjahren weit, rückte optisch um die Handbreit weiter fort, die es erträglich werden ließ. Dann setzte auch die Musik wieder ein, schwermütige Streicherklänge, die nächtliche Großstädte assoziieren ließen.
    »Mir behagt unsere Situation hier nicht«, gestand ich. »Mitten in der endlosen Leere.«
    Laertes schmunzelte.
    »Interessant, nicht? Wir sind immer noch die alten Steppentiere, die sich nach der Deckung einer Termitenburg, dem Schatten eines Baobabs oder einer Höhle als Unterstand sehnen. Und selbst ein ausgebildeter Wissenschaftsoffizier, der weiß, dass es keinen besseren Schutz als den leeren Raum gibt, fühlt sich dabei unbehaglich.«
    »So ist es«, stimmte ich zu. »Seit wir hier draußen sind, wo keine Planeten und Sterne mehr sichtbar sind, schlafen wir bei polarisierten Scheiben.«
    Die Kleine brachte mir unaufgefordert einen neuen Whisky, noch ehe ich registriert hatte, dass mein Glas leer war. Ich begann den Alkohol zu spüren. Weit davon entfernt, mich zu entspannen, vertiefte er meine grüblerische Stimmung.
    »Was glaubst du«, fragte ich, »was geschähe, wenn wir in diese Struktur einfliegen würden?«
    Er sah mich einige Sekunden lang abwartend an. Offensichtlich überlegte er, wie ernst es mir damit war. Dass wir in Erwägung zogen, noch einige weitere Warp-Versuche mit den ENTHYMESIS-Explorern durchzuführen, war seit Tagen ein Gerücht, das sich in den Laboren und Kantinen der MARQUIS DE LAPLACE verbreitete.
    »Angenommen«, setzte ich hinzu, »es gelänge uns, den Aktionsradius unserer Schiffe noch einmal zu vergrößern, und dann vielleicht noch einmal ...«
    Ein flüchtiges Grinsen malte sich über seine altersweisen Züge. Er sah, dass ich schwärmte. Dennoch war er vernünftig genug, mich darin ernstzunehmen.
    »Wir würden hinter dieser Struktur weitere entdecken, und dahinter wieder welche, womöglich sogar immer noch größere.«
    »Und niemals an ein Ende kommen?«, hakte ich nach.
    »Frank«, sagte er tadelnd. »Das sind Wikingerphantasien!«
    Ich hob die Hand und wehrte seinen Einwand ab.
    »Nein, nein, nein«, entgegnete ich rasch. »So meine ich es nicht. Die klassische Theorie von der Krümmung des Universums besagt doch, dass wir irgendwann wieder an den Ausgangspunkt zurückkommen müssten.«
    Er drehte sein filigranes Porzellantässchen in den Händen, die von blauschwarzen Adern und Altersflecken marmoriert waren. Mir fiel auf, dass die blonde Ordonnanz, unter dem Vorwand, Tische zu wischen und Sessel zurechtzurücken, unserer Unterhaltung lauschte, und musste mich darauf besinnen, nicht um billiger Effekte willen zu renommieren.
    »Wer wäre so vermessen?«, sagte Laertes ernst. »Das wäre, als wollte man den Globus zu Fuß umrunden. Selbst wenn wir die Warpkapazitäten unserer Schiffe millionenfach verstärken, wissen wir nicht, welche Räume sich jenseits der von uns vermessenen öffnen, in welchen Dimensionen sie eingefaltet sind. Wir könnten in spiralförmigen Krümmungen verloren gehen ...«
    »Die Reise um die Welt«, sagte ich gleichmütig.
    Ich klaubte das Päckchen mit den Qat-Zigaretten, denen ich in Jennifers Abwesenheit hin und wieder zusprach, aus der Brusttasche und steckte mir eine zwischen die Lippen. Die Kleine materialisierte sich an meiner Seite und gab mir mit einem Laserglimmer Feuer. Ich dankte ihr mit einem zerstreuten Lächeln.
    »Ich weiß«, meinte Laertes noch, »wenn irgendjemand auf eine solche Idee kommen sollte, dann wärst du der Kommandant, sie auszuführen, und Jennifer wäre die Pilotin dazu.«
    Ich winkte ab.
    »Lass gut sein, es ist ja
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