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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas
Autoren: Asher Neal
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Prolog
    Eldene fühlte sich schon zum zweiten Mal heute Morgen schwach und benommen und fragte sich, ob sich ihr Skole darauf vorbereitete, Blattlinge zu werfen. Sie öffnete den Klettverschluss ihres Hemds, indem sie mit dem Daumen daran entlangfuhr, und klappte es auf, um diesen ständigen Begleiter in Augenschein zu nehmen, der ihr Blut mit Sauerstoff anreicherte, weil er als Gegenleistung einen Anteil davon erhielt. Der Skole hatte sich ihr an die Brust geheftet, zwischen den Brüsten und etwas unterhalb von ihnen, und er erinnerte an eine große flache Blattlaus, die in dunklen Braun- und Purpurtönen gefärbt war. Allerdings handelte es sich dabei noch um eine relativ kleine Kreatur, dieweil Eldene ja auch noch eine junge Frau war. Sie entdeckte jetzt eine rötliche Färbung in den Ritzen zwischen den vielen Segmenten des Wesens, während es sich wellenförmig an ihrem Körper bewegte, und auf diese Weise fand sie bestätigt, dass es gerade Blut saugte – und solch häufige Nährstoffzugriffe im Verlauf eines einzigen Tages bedeuteten tatsächlich, dass die Kreatur im Begriff war zu werfen. Eldene schloss das Hemd wieder und blickte über die eckigen Teiche zu der Stelle hinüber, wo sich Schichtvormann Ulat gerade mit Proktor Volus unterhielt – Letzterer an der weißen Uniform leicht zu erkennen –, und entschied, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um die Zuteilung leichterer Arbeit zu bitten. Zähneknirschend hob sie ihren Kegelkorb hoch und ging weiter.
    Die Squerme blieben unter dem Auberginehimmel vor der Morgendämmerung schläfrig, aber das würde sich bald ändern, sobald Eldene die ersten getrockneten Schweinefleischflocken hineinstreute, die die Lieblingsnahrung der Squerme darstellten. Während sie weiterging, betrachtete Eldene ihre zwischen den Teichen verstreuten Kollegen. Die Teiche selbst sprenkelten die Landschaft bis zu dem Horizont, über dem der Gasriesenplanet Kalypse gerade aufging und dabei Vortritt vor der Sonne hatte; sie spiegelten das Rot, Gold und schimmernde Grün des Riesenplaneten. Eldenes Kollegen zeichneten sich als rußige Silhouetten vor diesen Spiegelungen ab, gebückt unter der Last ihrer riesigen Kegelkörbe, während sie die aufgeschütteten Wege entlangstapften, um die morgendliche Fütterung der Squerme vorzunehmen. Hin und wieder büßte ein Teich die Spiegelfähigkeit ein, wenn die Squerme mit Heißhunger fraßen und dabei das geschwollen und schleimig wirkende Wasser aufrührten. Eldene vermutete, dass man diesen Anblick für schön halten konnte, aber sie verstand auch gut, dass Schönheit etwas war, für dessen Wertschätzung man über Energie verfügen musste.
    Nachdem Eldene ihren Stangengreifer und das Netz an einen nahe stehenden Wasserstandspfeiler gelehnt hatte, stellte sie den Korb auf den Boden, schaufelte eine Portion getrocknete Flocken hervor und blickte ins Wasser hinunter. Die Squerme in diesem Teich waren jeweils über einen Meter lang und so dick wie Eldenes Arm. Ihre messingartigen, in Segmente unterteilten Leiber vermittelten eher den Eindruck eines künstlichen Produkts – vielleicht von Schmuck für irgendeinen Riesen – als den eines Lebewesens. Der Schwanz eines Squerms lief spitz in einem langen Legebohrer aus, der – wie Eldene aus Erfahrung wusste – Fleisch und Knochen durchdringen konnte. Der Kopf einer solchen Kreatur war ein etwas dickeres, handlanges Segment, aus dem ein Büschel glasiger Haken ragte, um damit Nahrung hereinzuziehen, auf dass sie von wirbelnden Scheiben im Hals der Kreatur zermahlen werde. Diese Haken waren weniger tödlich als die Legebohrer, aber auch sie konnten einem Arbeiter, der einen Augenblick lang nicht Acht gab, die Haut von der Hand ziehen.
    Sie warf einige Fleischflocken in den Teich, und das Wasser schäumte, als die Squerme sich wild schlängelten und fraßen, wobei sie im düsteren Licht des Morgens glänzten, und die Fresshaken zuckten in einem fort aus den Mäulern und wurden wieder eingezogen. Eine zweite Schaufel voll erzeugte weitere frenetische Aktivität, bis einige der Squerme gar mit halber Länge aus dem Wasser stiegen. Die dritte und letzte Schaufelladung beruhigte die Dinge wieder ein bisschen.
    Eldene freute sich, in diesem Teich nur einen Totling zu sehen, und auch noch ein frisches und damit intaktes Exemplar. Sie wich ein Stück zurück und nahm den Stangengreifer an sich, um zu probieren, ob sie das tote Tier vom Ufer aus damit erreichte; aber es war zu weit
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