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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
Autoren: Matthias Falke
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nur ein Spleen.«
    Laertes zuckte mit den Achseln.
    »Man kann es nicht sagen«, murmelte er. »Die letzten Monate waren voller Überraschungen, ich lasse mich auf keine Prognosen mehr ein.«
     
    Jennifer fuhr die Lehne zurück, legte die Beine hoch, trank einen Schluck von ihrer Auberginenschokolade und schloss die Augen.
    »Wie kommt ihr voran?«, fragte ich.
    Um diese Zeit waren wir die einzigen Personen in der Kleinen Messe. Ich ließ mir einen Drink aus der Maschine und nahm ihr gegenüber Platz. Seit Wochen sahen wir uns nur noch abends, da sie an Reynolds und Frankels Sondenprogramm mitarbeitete. Meine Zeit ging mit Gesprächen auf der nächsthöheren Ebene dahin, in Verhandlungen mit Rogers oder Commodore Wiszewsky. Am Abend trafen wir uns dann in einer der Bars oder in der sogenannten Kleinen Offiziersmesse und glichen unsere Erfahrungen gegeneinander ab.
    Jennifer schwieg. Mit geschlossenen Augen lag sie da und nippte von Zeit zu Zeit an ihrem braunvioletten Mixgetränk. Das nervöse Wippen ihrer Beine deutete darauf hin, dass sie noch angespannt und unruhig war.
    »Es wird schief gehen!«, sagte sie irgendwann. Und dann, mit Vorwurf in der Stimme, als könnte ich etwas dafür: »Dein WO hat sich durchgesetzt.«
    Ich musste im Stillen lächeln. Seit ich die märtyrerhafte Entschlossenheit in Reynolds hagerem Blick gesehen hatte, bestand für mich kein Zweifel daran, dass das Projekt früher oder später auf seine Richtung einschwenken und seinen Vorgaben folgen würde. Wiszewsky war das alles herzlich egal, Rogers präferierte jede Lösung, die die materiellen Ressourcen der MARQUIS DE LAPLACE schonte, und Frankel war nicht der Mann, sich gegen die geniale Sturheit eines Mitgliedes der Fliegenden Crew und der ersten ENTHYMESIS-Besatzung durchzusetzen.
    »Was heißt das?«, fragte ich.
    »Die Lambda-Hardware wird unverändert übernommen«, sprudelte es aus ihr hervor. »Reynolds ist der Meinung, dass er die Sonde allein über eine neue Programmierung warptauglich machen kann. Als ob man einen Generator per Befehl auf eine höhere Leistung definieren könnte.« Sie hatte noch immer die Augen geschlossen. Jetzt presste sie die Finger in die Augenhöhlen und massierte sich dann die Schläfen. Seit langem hatte ich sie nicht mehr so abgespannt gesehen.
    »Wann gibt es einen neuen Test?«, erkundigte ich mich.
    »Derzeit belegt Reynolds sämtliche Rechnerkapazitäten«, gab sie zurück. »Er hat ein Modul für die Selbstprogrammierung der Sonde entworfen, die sich jetzt selbst überlegen soll, wie sie die utopischen Vorgaben einhalten kann.« Sie sah mich in bitterem Sarkasmus an. »Nichts ist länger als eine unbekannte Abkürzung! Der sparsamere Weg wird am Ende der aufwendigere sein.«
    Ich atmete tief durch.
    »Reynolds wird schon wissen, was er tut«, sagte ich.
    Jennifer richtete sich ruckartig auf und funkelte mich an.
    »Frank«, sagte sie flehentlich. »Du musst deinen Einfluss geltend machen. Du hast den besten Draht zu Rogers, und wenn Wiszewsky auf irgendjemanden hört, dann auf dich ...«
    Ich schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände.
    »Lass mich da raus«, entgegnete ich rasch. »Ich werde einen Teufel tun!«
    Sie zerquetschte ihren Elastilbecher zwischen den Händen und schleuderte ihn zur Klappe des Verwertungsschachtes. Das automatische Kraftfeld erfasste ihn und saugte ihn ein.
    »Das Beste wäre es«, fuhr sie in konspirativem Tonfall fort, »wir würden zuvor noch einige Tests mit der ENTHYMESIS durchführen, ein paar Sprünge im Lichtjahr-Bereich. Wir sollten das Schiff unter der Hand startklar machen.«
    Ich tippte mir sachte an die Stirne. »Keine Verschwörung bitte.«
    »Aber so ist es Wahnsinn«, rief sie aufgebracht. »Die Hardware ist unzulänglich, und die Neuprogrammierung der Sondenautomatik geschieht auf einer viel zu dürftigen Datengrundlage. Wenn wir mehr Erfahrung hätten! Aber so vertun wir unendlich viel Zeit!«
    Ich hatte meinen Becher ebenfalls geleert und folgte ihrem Beispiel, indem ich ihn zum Entsorgungsschacht hinüberschlenzte, verfehlte die Klappe aber, sodass das Gefäß klappernd an die Wand prallte und zu Boden fiel. Mit resigniertem Schulterzucken stand ich auf und stopfte es von Hand in die Recyclinganlage.
    »Wir haben alle Zeit der Welt ...«
    »Ich kann nicht glauben, was du da redest«, sagte sie traurig. »Nur weil wir uns hier draußen in trügerischer Sicherheit wiegen?« Ihre Stimme nahm einen alarmistischen Ton an. »Wir wissen nicht, was
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