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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart
Autoren: Guttenberg Biographie
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Eckart Lohse
    Markus Wehner
     
    GUTTENBERG
     
    Biographie
     
    EINLEITUNG:
     
    DEUTSCHLAND
FINDET DEN SUPERSTAR
     
    Am 2. Oktober 2010 dröhnen in
der Berliner Parteizentrale der CDU die Glocken. Alarm?
    Es sind die Glocken der Hölle.
Halleluja!
    Während im Rest Deutschlands an
dessen Wiedervereinigung erinnert wird, die sich am Tag darauf zum 20. Mal jährt,
während viele Helmut Kohl lauschen oder Angela Merkel zuhören, schlägt im
Konrad-Adenauer-Haus die Zukunft an die Tore. Aus den Lautsprechern schrillt
»Hellas Bells« der australischen Hardrock-Band AC/DC. Seit dem Frühjahr 2009 weiß jeder
politisch Interessierte, was es bedeutet, wenn auf einer Veranstaltung von CSU
oder CDU diese Musik gespielt wird.
    Karl-Theodor zu Guttenberg tritt
auf.
    Unter dem hämmernden Rhythmus
teilt sich die Schar der vielleicht 200 von der
Jungen Union geladenen Gäste wie einst das Rote Meer beim Auszug Mose aus
Ägypten, und hindurch schreitet der Bundesminister der Verteidigung. Philipp
Mißfelder, der Vorsitzende der Jungen Union, ist an seiner Seite und freut
sich über den Coup. Nicht Helmut Kohl, nicht Angela Merkel, sondern
Deutschlands Top-Promi hat er an Land gezogen. Zusätzlich zu den
Deutschlandfahnen, die die jungen Gäste schwenken, sind einige blaue Pappschilder
mit den Lettern KT zu sehen, den Initialen des Vornamens von Guttenberg.
    Mißfelder begrüßt den Gast.
Begrüßt ihn jedoch nicht als Verteidigungsminister, sondern als Ausdruck der
Hoffnung, dass konservative Werte in der Union künftig wieder stärker vertreten
würden. Und das mitten im Haus der gerade von den Konservativen in der Union so
gescholtenen CDU-Vorsitzenden Merkel. Guttenberg weiß, dass sein Auftritt
Fragen aufwirft. Warum steht er hier, ein Mann, der am Tag des Mauerfalls 17
Jahre alt war und kaum gewichtige Erinnerungen präsentieren kann? Warum er als
CSU-Mann in der CDU-Zentrale, noch dazu in Abwesenheit der Vorsitzenden? Will
er die Aufmerksamkeit, die der 20. Jahrestag der Einheit mit sich bringt,
nutzen, um sich in den Vordergrund zu spielen? Will er seine Beliebtheit, die
in der CDU ohnehin längst ähnliche Ausmaße hat wie in seiner eigenen Partei,
weiter steigern?
    Guttenberg kennt diese Fragen. Wie
es seine Art ist, greift er sie gleich zu Beginn auf. Er sei gewarnt worden,
hier zu sprechen. Der Ort, der Tag, das Thema seien falsch. Aber: »Alle
Verschwörungstheoretiker sind bisher im Praxistest durchgefallen.« Und an die
Journalisten im Saal: Da jetzt wieder alle mitschrieben, wie oft er Kanzlerin
Merkel und den CSU-Vorsitzenden Seehofer erwähne, werde er das gleich zu Beginn
tun. Es folgt eine höfliche Nennung der beiden Parteivorsitzenden. »Das war
die Erwähnung.« Nun würden die Namen im Rest der Rede »nicht mehr inflationär«
vorkommen. Das ist weit untertrieben. Sie kommen so gut wie gar nicht mehr vor
in der folgenden knappen Stunde. Am Ende wird Guttenberg den Namen der Brauerei
Löwenbräu, die die anschließende Einheits-Party sponsert, häufiger genannt
haben als die seiner Chefin in der Regierung und seines Chefs in der Partei.
    Seit Guttenberg angekündigt hat,
er werde die Wehrpflicht aussetzen, hält er überwiegend Reden zu diesem
Gegenstand. Oder er beginnt mit einem anderen Thema, schwenkt dann aber schnell
auf die Bundeswehrreform um. An diesem Samstag hat er sich vorgenommen zu
zeigen, dass sein Spektrum breiter ist. Passend zum Jahrestag geht es mit der
deutschen Einheit los. Die Begriffe »Ossi« und »Wessi« seien überholt und
würden nur noch mit einem humorvollen Augenzwinkern benutzt. Wenn einer heute
noch von »Anschluss« statt von »Wiedervereinigung« spreche, so fehle ihm,
Guttenberg, jedes Verständnis dafür. Als Beleg für die Erfolge des
Ostens erwähnt er den hohen Bildungsstandard in Sachsen. Dieses lasse etwa
Rheinland-Pfalz links liegen.
    Das Beispiel nutzt er als Sprungbrett,
um von der bedeutungsschweren Betrachtung der deutschen Geschichte mit einem
Hopser zur Polemik zu wechseln. Angesichts der Regierung in Mainz seien die
Ergebnisse der Bildungspolitik ja auch kein Wunder. Mit Blick auf den
sozialdemokratischen Regierungschef Beck sagt Guttenberg, es gebe neben Fidel
Castro keinen Bartträger, der ihn so ermüde wie Kurt Beck. Diese - zumindest
partielle - Gleichsetzung eines Diktators und eines deutschen
Ministerpräsidenten hebt er postwendend wieder auf, indem er erklärt, er habe
keinen Vergleich zwischen Beck und Castro angestellt. Guttenberg tut so,
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