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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster
Autoren: Dan Wells
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Serienmörder warten zwischen den Angriffen jahrelang ab wie der BTK -Mörder, aber für gewöhnlich sind das ganz andere Killer. Unserer war …« Beinahe hätte ich sie angeschaut. Ich beherrschte mich und heftete den Blick auf die Straße. Es war wichtig, sie nicht zu erschrecken. Viele Menschen bekamen es wirklich mit der Angst zu tun, wenn sie erkannten, wie viel ich über Serienmörder wusste. Sogar Agent Forman war bei unseren ersten Vernehmungen überrascht gewesen. Er war immerhin Kriminalbeamter, doch ich hatte einen Aufsatz über Edmund Kemper gelesen, von dem er noch nie gehört hatte. »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Irgendwie kann ich mir kaum vorstellen, dass er noch lebt und weitermacht.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Brooke zu. »Ich denke sowieso nicht gern darüber nach, aber direkt bei uns gegenüber wohnt Mrs. Crowley, und die erinnert mich immer daran. Sie muss jetzt so einsam sein.« Mir entging nicht, dass Brooke mich ansah. »Hattest du deshalb schon mal Albträume?«
    »Nein, noch nie.« Das war gelogen, denn ich hatte fast jede Nacht Albträume. Genau deshalb hätte ich am liebsten nie mehr geschlafen. Ich bemühte mich, an etwas Schönes zu denken, nickte ein und stand schlagartig im Haus der Crowleys, wo ich Mrs. Crowley einen Wecker auf den Kopf schlug. In meinen Albträumen entdeckte ich meinen Therapeuten Dr. Neblin tot in Crowleys Einfahrt. Ich träumte von Mr. Crowley – dem Clayton-Killer –, wie er sich auf einmal in einen Dämon verwandelte und eine ganze Reihe von Opfern zerstückelte und umbrachte, bis er schließlich auf Mom und mich losging. Ich hatte ihn getötet, aber danach waren die Albträume nur noch schlimmer geworden. Meist drehten sie sich darum, wie sehr ich das Töten genossen hatte und wie dringend ich es noch einmal tun wollte. Das war viel erschreckender als alles andere.
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es für dich gewesen sein muss, als du den Typ gefunden hast«, sagte Brooke. »Was du getan hast, hätte ich nicht über mich gebracht.«
    »Was hab ich denn schon getan?« Wusste sie etwa, dass ich den Dämon getötet hatte? Woher?
    »Du hast versucht, Neblin zu retten«, erklärte Brooke. »Ich wäre einfach nur weggelaufen.«
    »Oh, das.« Richtig, sie dachte nicht an das Töten, sondern an das Retten von Menschen. Brooke sah immer die positive Seite. Ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt eine positive Seite hatte, aber wenn Brooke neben mir saß, konnte ich wenigstens so tun als ob.
    »Denk nicht weiter drüber nach!« Ich lenkte das Auto auf den Schulparkplatz. »Du hättest sicher das Gleiche getan, und wahrscheinlich hättest du es sogar besser gemacht als ich. Leider konnte ich ihn ja nicht retten.«
    »Aber du hast es versucht.«
    »Dafür ist er mir sicher dankbar.« Ich fuhr in eine Parkbucht, die für mein riesiges Auto genügend Platz bot. Es war schon komisch, der Wagen war vermutlich schwerer als alle anderen Fahrzeuge hier, obwohl die meisten Schüler Trucks fuhren. »So, da wären wir.«
    Brooke öffnete die Tür und stieg aus. »Danke fürs Mitnehmen. Wir sehen uns in Sozialkunde.« Dann lief sie zu einer Mitschülerin. Ich gestattete mir noch einen langen Blick, als sie dem Mädchen im Laufschritt ins Gebäude folgte. Sie war einfach wundervoll.
    Und ohne mich war sie viel besser dran.
    Max gesellte sich zu mir und ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen. »Halt die Klappe!«, sagte er. Für mich verkörperte Max Bowen die Vorstellung von einem Freund noch am ehesten, obwohl es im Grunde eher Bequemlichkeit als echte Freundschaft war. Serienmörder leiden in ihrer Kindheit oft an Kontaktarmut und haben kaum oder gar keine Freunde. Deshalb hatte ich mir gesagt, solange ich einen besten Freund hätte, selbst wenn es ein falscher wäre, bliebe ich normal. Max war der ideale Kandidat dafür – auch er hatte keine Freunde und war so stark mit sich selbst beschäftigt, dass ihm meine Macken ziemlich egal waren. Andererseits hatte er seit Kurzem die ätzende Angewohnheit, jede Unterhaltung mit »Halt die Klappe!« zu beginnen.
    »Weißt du, dass es neuerdings wirklich eine große Freude ist, dich zu sehen?«, erwiderte ich.
    »Das aus dem Mund des wandelnden Toten«, antwortete Max. »Jeder weiß doch, dass du ein Goth bist, der es bloß selbst noch nicht begriffen hat. Zieh dir endlich schwarze Klamotten an, und fertig.«
    »Meine Mom kauft mir meine Sachen.«
    »Ja, das macht meine auch.« Er stellte die Anmache ein und bückte
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