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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster
Autoren: Dan Wells
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nicht dort, wo die Filmstars auftauchen. Es sei denn, du erwartest, dass Bruce Willis zu uns auf die Brücke kommt und Steine runterwirft.«
    »Stell dich nicht so blöd an«, schimpfte Max. »Du kapierst nicht, worum es geht. Ich sage doch nur, dass es hier entweder langweilig ist oder jemand stirbt. Entweder ist gar nichts los, oder wir finden eine Tote im See. Das ist beides nicht cool. Ich will einfach mal was Aufregendes erleben.«
    Unter uns entstand eine Lücke im Verkehr, und ich warf einen Stein auf die Fahrbahn. Gleich darauf raste ein Truck herbei und schleuderte ihn mit seinen Reifen zur Böschung hinüber. Der Fahrer hatte es nicht einmal bemerkt.
    »Ich habe Brookes Hand gehalten«, sagte ich.
    »Halt die Klappe!«
    »Nein, ehrlich.«
    Max musterte mich mit undurchdringlicher Miene.
    »Kumpel«, sagte er, »hast du sie schon geküsst?«
    »Ich glaube, wenn ich das gemacht hätte, dann hätte ich es als Erstes gesagt.«
    »Dann küss sie endlich«, drängte Max. »Bist du ein Volltrottel? Und dann fummle ein bisschen, wenn du schon mal dabei bist. O Mann, die hat einen Arsch, auf den würde ich gern mal die Hände legen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie kommt es eigentlich, dass ein klasse Typ wie du keine Freundin hat?«
    »Die Frauen lieben Max«, erwiderte er und kehrte dem Geländer den Rücken. »Sie sind nur … du weißt schon.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich weiß.«
     
    Zwei Tage nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus passte Brooke mich draußen ab, als ich zu meinem Auto ging. Es war fast neun Uhr abends und schon dunkel. Es war das erste Mal, dass wir uns seit unserer Begegnung in Formans Haus sahen.
    »Hallo«, sagte sie. Sie hielt etwas in der Hand.
    »Hallo.«
    Dann schwieg sie eine ganze Weile, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sie betrachtete mich mit verkniffenem Mund und schmalen Augen. Es arbeitete in ihr, als wolle sie etwas sagen. Endlich sprach sie.
    »Ich weiß nicht, was in diesem Haus passiert ist«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum er mich oder dich geschnappt hat oder warum dieser andere Typ das Haus niedergebrannt hat. Es gibt sicher Gründe dafür, die gibt es immer, aber ich will sie, glaube ich, gar nicht wissen. Ich dachte sogar, du wärst …« Sie hielt inne und wandte den Blick ab.
    Es gibt viele Gefühle, die ich bei anderen Menschen nicht wahrnehmen kann, doch den Satz Ich verlasse dich erkannte ich mühelos.
    »Du bist wirklich mutig«, fuhr sie fort. »Und sehr nett.« Wieder hielt sie inne. »Ich will mich nur nicht daran erinnern, was da passiert ist. Das soll kein Teil meines Lebens sein.«
    Es war genau wie mit meiner Mom und dem Dämon – sie wusste, dass es passiert war, wollte sich dem Erlebnis aber nicht stellen. Sie war der einzige Mensch auf der Welt, mit dem ich darüber reden konnte, und jetzt zog sie sich zurück. Von dem Erlebnis und von mir.
    Ich wollte etwas sagen … und brachte kein Wort heraus. Manchmal kann man nicht reden, weil es nichts zu sagen gibt, und manchmal ist es zu viel.
    »Hier.« Sie reichte mir einen kleinen schwarzen Gegenstand. Ich nahm ihn entgegen und achtete darauf, dass unsere Finger sich nicht berührten. Es war ein Handy. »Es hat Agent Forman gehört«, erklärte sie. »Ich hatte ganz vergessen, dass ich es eingesteckt hatte, bis ich es heute Nachmittag in meiner Jackentasche fand. Die Polizei will es bestimmt sicherstellen, aber ich möchte nichts mehr damit zu tun haben. Kannst du es abgeben?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Danke. Und noch einmal danke dafür, dass du mich dort herausgeholt hast. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht …« Wieder eine Pause. »Tja, wir sehen uns dann.«
    »Alles klar.«
    Dann ging sie.
    Ich war der mutige John, der Drachentöter, der das Königreich gerettet hatte und den Ruhm nicht ernten durfte. Ich hatte mich ins Verlies gewagt und keinen Schatz gefunden, sondern fünf Prinzessinnen gerettet und keine einzige abbekommen. Ich war der tapfere John.
    Ich wusste, wer ich war.
    Das Handy war besser als jeder Schatz – es war eine Landkarte der Unterwelt. Ich klappte es auf und überflog die Kontaktliste, auf der Name für Name erschien – Leute vom FBI und Kollegen bei der Polizei, Ärzte, Psychologen, Kriminologen und viele weitere. Irgendwo dazwischen, mit falschen Namen getarnt, waren die anderen. Dämonen. Crowley hatte sich von ihnen abgesondert, doch Forman hatte sie alle gekannt. Wenn ich die richtigen Nummern wählte, konnte ich sie aufstöbern.
    Auf
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