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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster
Autoren: Dan Wells
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verhaltene Zuversicht aus.
    Übrigens war ich der Einzige, der sich die ganze Zeit über keinerlei Sorgen gemacht hatte, denn ich wusste ganz genau, dass der ClaytonKiller schon im Januar ein für alle Mal aus dem Verkehr gezogen worden war. Immerhin hatte ich ihn selbst umgebracht.
    Endlich rührte sich die Katze, nahm den Blick von mir, senkte den Kopf und leckte sich eine Pfote. Reglos stand ich da und hoffte, sie würde mich irgendwann einfach vergessen und nach draußen laufen, um Mäuse zu fangen oder so. Katzen gehen ja angeblich nachts auf die Jagd, und auch diese musste früher oder später mal etwas fressen. Schließlich zog ich meine Uhr aus der Hosentasche – eine billige Armbanduhr, von der ich die Plastikriemen abgerissen hatte – und vergewisserte mich noch einmal, wie spät es war. Fünf nach eins. Das brachte doch nichts.
    Das Gebäude war vor vielen, vielen Jahren als Nachschublager für eine Baufirma errichtet worden. Damals, als das große Sägewerk noch neu war und die Leute noch dachten, aus Clayton County könne mal etwas werden. Dazu war es jedoch nicht gekommen. Das Sägewerk hatte irgendwie überlebt, aber die Baufirma hatte nur Verluste gemacht und den Laden bald wieder geschlossen. In den Jahren danach war ich nicht der Einzige gewesen, der das aufgegebene Gebäude benutzt hatte. Die Wände waren mit Graffiti beschmiert, auf dem Boden lagen leere Bierdosen und Verpackungen herum. Hinter ein paar Paletten hatte ich sogar eine Matratze entdeckt, wahrscheinlich der Unterschlupf eines Landstreichers. Ich fragte mich, ob der ClaytonKiller auch ihn erwischt hatte, bevor ich ihn ausgeschaltet hatte. Wie auch immer, die Matratze war verschimmelt und lange nicht mehr benutzt worden. Vermutlich war den ganzen Winter über niemand hier gewesen. Als sich mir endlich die richtige Gelegenheit bot, bildete die schräg aufgestellte Matratze einen wichtigen Teil meines sorgfältig vorbereiteten Feuers.
    An diesem Abend konnte ich allerdings nichts weiter tun. Ich habe nämlich Regeln, sehr strenge Regeln sogar, und die allererste lautet: Quäl keine Tiere. Die Katze hatte mich somit zum vierten Mal daran gehindert, das Lagerhaus niederzubrennen. Vielleicht hätte ich dafür sogar dankbar sein sollen, aber … ich musste dringend etwas abfackeln. Irgendwann würde ich mir diese verdammte Katze schnappen und … nein. Ich würde ihr nichts antun. Ich würde nie wieder irgendjemandem irgendetwas antun.
    Tief durchatmen.
    Ich stellte die Flasche mit dem Benzin weg. Mir blieb nicht mehr genug Zeit, um auf die Katze zu warten. Vielleicht konnte ich wenigstens etwas Kleineres verbrennen. Also schleppte ich eine hölzerne Palette nach draußen und ging wieder rein, um das Benzin zu holen. Die Katze war noch da, sie hatte sich auf einem unregelmäßigen Flecken Mondlicht niedergelassen und beobachtete mich.
    »Eines Tages«, drohte ich ihr. Dann drehte ich mich um und ging hinaus, tröpfelte etwas Benzin auf die Palette, gerade genug, damit sie leicht Feuer fing, und stellte den Behälter neben mein Fahrrad, möglichst weit vom Feuer entfernt. Immer an die Sicherheit denken. Die Sterne leuchteten hell, und der Wald schien sehr nahe, doch das Lagerhaus stand auf einer Lichtung aus Kies und totem Gras. Irgendwo hinter den Bäumen rauschte der Verkehr auf dem Interstate, große Trucks und hin und wieder ein Auto.
    Ich kniete vor der Palette nieder, roch die Benzindämpfe und holte die Streichhölzer heraus. Die Mühe, die Bretter zu zerbrechen und ein richtiges Feuer aufzuschichten, machte ich mir gar nicht erst. Ich riss ein Streichholz an und ließ es aufs Benzin fallen. Sofort stiegen helle gelbe Flammen empor. Zuerst fraßen sie den Treibstoff, ganz langsam griffen sie auch auf das Holz über. Ich sah gespannt zu, lauschte auf das Knacken und Knistern, während die eingeschlossene Feuchtigkeit in der Hitze verdampfte. Sobald das Holz gut brannte, packte ich die Palette an einer sicheren Ecke und stellte sie hoch, um den Flammen weitere Nahrung zu geben. Etwas später drehte ich sie noch einmal um, damit das Feuer auch das restliche Holz erreichen konnte. Die Flammen bewegten sich wie Lebewesen, tasteten mit dünnen gelben Fingern die Nahrung ab, kosteten sie, griffen gierig danach und verschlangen sie.
    Das Feuer breitete sich rasch aus, besser sogar, als ich es erwartet hätte. Es wäre eine Schande, es nur für eine einzige Palette zu verschwenden.
    So schleppte ich noch eine zweite aus dem Lagerhaus herbei
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