Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster
Autoren: Dan Wells
Vom Netzwerk:
herunter. Stephanie war die gesündeste, doch sie hatte die Verletzungen erst kürzlich erlitten und brauchte am längsten, um auf die Beine zu kommen.
    »Was ist los?«, fragte Carly, die ich als Erste befreite.
    »Forman ist bewusstlos«, erklärte ich, während ich zu Jess wechselte. »Er ist gefesselt. Möglicherweise ist er sogar tot, aber es kann auch sein, dass er jeden Moment wieder zu sich kommt. Ich weiß nicht, wie er funktioniert.«
    »Was meinst du damit?«
    »Schon gut.« Ich befreite Melinda. »Gehen Sie nach oben und dann nach draußen. Wir können mit seinem Auto in die Stadt fahren, und dort gehen wir zur Polizei und bringen Sie ins Krankenhaus. Los!« Ich schloss Stephanies Kette auf und stützte sie auf dem Weg zur Treppe.
    »Weißt du, warum er das getan hat?«, flüsterte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    Schließlich folgte ich den Frauen nach oben und traf in der Küche auf Brooke.
    »Führ sie nach draußen!«, bat ich. »Es gibt noch eine weitere Frau, die ich retten muss.«
    »Wir brauchen ein Telefon, um die Polizei zu rufen«, sagte Brooke. »Ich habe mein Handy nicht dabei, und hier finde ich keins.«
    »Forman hat ein Handy.« Ich kniete neben ihm nieder und versuchte, zwischen den engen Schlingen der Kette die Jackentasche zu erreichen. Zusammen mit den Schlüsseln gab ich Brooke das Handy. »Lass den Wagen an!«, wies ich sie an. »Auch wenn wir die Polizei rufen, sollten wir so schnell wie möglich von hier verschwinden.«
    Ich wollte in die Folterkammer zurückkehren, doch plötzlich nahm ich einen eigenartigen Geruch wahr und hielt inne. Ich hatte es schon einmal gerochen, mehrmals sogar, und würde es nie wieder vergessen – beißend und schwer wie eine unsichtbare ätzende Wolke. Ich wandte mich um.
    Forman schmolz.
    Unter den Kettengliedern fiel sein Körper zischend in sich zusammen, schrumpfte und knitterte wie ein Blatt Papier im Feuer. Nach wenigen Sekunden hatte er sich aufgelöst, nur ein geschwärzter Anzug lag noch da, von Ketten umschlungen und mit fettiger Asche beschmiert.
    »Genau wie Crowley.«
    Ich zögerte und streckte die Hand aus, um ihn noch einmal zu berühren, dann beherrschte ich mich und lief den Flur entlang. Ich musste die Frau in der Wand retten. Auf halbem Weg wehte mir ein neuer Geruch entgegen – Holzrauch und Benzin. Irgendwo brannte es. Von draußen hörte ich gedämpfte Rufe, auf einmal splitterte das Küchenfenster, und der Benzingeruch wurde stärker. Brooke schrie laut auf.
    »John ist noch da drinnen! Du bringst ihn um!«
    Ich rannte zur Vordertür und stolperte die Stufen hinunter. Die Frauen drängten sich aneinander und heulten lauter denn je, als hätten sie im Freien noch größere Angst als in ihrem Verlies. Ich lief zu ihnen, aber auf einmal traf mich etwas Hartes am Hinterkopf, und ich ging in die Knie.
    »John!«, rief Brooke.
    »Er hat mitgespielt!«, rief eine tiefe Stimme. Curt. »Er hat mit Forman zusammengearbeitet, sie sind Komplizen.«
    Ich wollte aufstehen, doch Curt schlug mich noch einmal mit einem harten, metallischen Gegenstand. Einem Benzinkanister.
    »Er will doch nur helfen!«, rief Brooke. »Er hat uns alle da rausgeholt!«
    Hinter Curt loderten Flammen – das Haus brannte. Er kam auf mich zu und hob den Kanister hoch über den Kopf.
    »Er wollte mich schneiden«, sagte Curt. »Er wollte mich foltern, alle beide wollten es. So war es doch auch bei dir. Ich habe alles gehört.«
    Brooke öffnete den Mund, dann hielt sie inne. Ich war drauf und dran gewesen, sie anzugreifen, das hatte sie gesehen. Ihre Augen verdunkelten sich, als die Erinnerungen kamen. Auch wenn sie wusste, dass alles ein Trick gewesen war, sie erinnerte sich an den Moment, als sie nicht mehr gewusst hatte, ob ich zu den Guten oder zu den Bösen zählte. Curt nutzte ihr Zögern und knallte mir den Benzinkanister auf den Kopf. Ein lautes Dröhnen, ich brach zusammen, und es wurde schwarz um mich herum.
    »Willst du, dass der Drecksack tot ist?« Aus tausend Kilometern Entfernung drang mir seine Stimme ans Ohr. »Dann verbrenn das verdammte Haus!« Es krachte, die Flammen loderten höher.
    »Noch nicht.« Ich war zu schwach, um mich zu bewegen. »Dort in der Wand ist noch eine Frau …«
    Dann hörte ich nichts mehr, alles drehte sich um sich, und ich verlor endgültig das Bewusstsein.

ZWEIUNDZWANZIG

Dieses Mal träumte ich überhaupt nicht. Ich war allein und schwebte in einem unendlichen … nun ja, in einem Nichts. Wahrscheinlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher