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0117 - Der Rattenkönig

0117 - Der Rattenkönig

Titel: 0117 - Der Rattenkönig
Autoren: Jason Dark
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Eine Frau hatte ihn ausgestoßen. Eine Frau, die sich in Gefahr befand. Und das in der Tiefgarage, in der auch mein Bentley stand.
    Der Komplex unter der Erde war groß und schwer zu überschauen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, reckte den Hals und suchte nach der Person.
    Nichts zu sehen.
    Dann ein dumpfer Schlag, als hätte jemand hart gegen Autoblech gehämmert.
    Und das erstickt klingende Wimmern.
    Ich preßte hart die Lippen zusammen, aber diesmal wußte ich, woher das Geräusch gekommen war. Rechts von mir, gar nicht weit von der Fahrstuhltür entfernt.
    Ich sprintete los. Zahlreiche Wagen standen im Weg. Über eine Motorhaube sprang ich mit einem gewaltigen Satz hinweg, erreichte eine der breiteren Fahrbahnen, die die Halle durchschnitten, und blieb stehen, um mich umzuschauen.
    »Hallo!« rief ich. »Wo sind Sie?«
    Nur meine Stimme schwang als Echo nach.
    Da sah ich den Schatten. Die Bogenlampe an der Tür traf eine Gestalt und warf deren Schatten gegen die Wand.
    Das mußte die Bedrohte sein.
    Zwei Sekunden später war ich da.
    Ich sah eine Frau. Etwa 40 Jahre alt. Sie hatte die Hände in ihre Lockenfrisur gekrallt, und die Augen hinter den Brillengläsern waren weit aufgerissen.
    Mit dem Rücken hatte sich die Frau gegen eine Wand gepreßt.
    Etwa zwei Schritte vor ihr stand der nächste geparkte Wagen. Es war ein Ford Granada. Auf seiner langen Kühlerschnauze hockte einer der Bedroher.
    Der andere saß dicht vor den Füßen der Frau und starrte sie an.
    Beide waren widerlich anzusehen und gefährlich.
    Die Bedroher der Frau waren dicke, fette Ratten!
    ***
    Wo kamen sie her?
    Diese Frage stellte sich automatisch, als ich dicht neben der Person stoppte.
    Es war klar, die beiden Ratten wollten und würden die Frau auch angreifen, sonst hätten sie sie nicht so sehr in die Enge getrieben.
    Und die erste sprang.
    Es war das Tier, das auf dem Kotflügel vorn gehockt hatte. Es stieß sich kraftvoll ab und wuchtete seinen Körper auf die angsterstarrte Frau zu.
    Da spielte ich nicht mit.
    Im selben Augenblick, als die Ratte sich abstieß, sprang auch ich vor. Und ich jagte ihr in den Weg, schleuderte meine Faust aus dem Schultergelenk und traf das sich in der Luft befindliche Biest.
    Es klatschte, als meine Hand traf. Diesem Faustschlag hatte auch die Ratte nichts entgegenzusetzen, sie wurde aus ihrer Sprungbahn geworfen und kugelte ein paar Yards von der Frau entfernt zu Boden.
    »Okay«, sagte ich und streckte meinen Arm aus, um der Frau behilflich zu sein.
    Da warnte mich ihr Gesichtsausdruck.
    Verdammt, die zweite Ratte. Sie lauerte noch in meinem Rücken.
    Ich kreiselte herum.
    Das Biest befand sich bereits im Sprung. Sie hätte mich im Nacken getroffen, doch da ich ihr jetzt meine Vorderseite zuwandte, näherte sich das aufgerissene Maul meiner Kehle.
    Ich duckte ab.
    Das Tier streifte noch meine Schulter, versuchte zu beißen, doch die Zähne verfehlten mich.
    Die Ratte fiel zu Boden.
    Der ersten gab ich einen Fußtritt, der sie weit unter einen abgestellten Wagen schleuderte, wo sie quiekend liegen blieb. Die zweite versuchte ich auch mit einem Tritt wegzubefördern, doch sie schien meine Absicht zu ahnen. Mit einer gedankenschnellen Drehung verschwand auch sie.
    Zurück blieben die angsterfüllte Frau und ich.
    Ich lächelte. »Es ist vorbei.«
    Sie nickte nur.
    »Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
    Sie schaute mich aus den großen Augen an und hob die Schultern. Ich sah den Schweiß auf ihrer Stirn, und die Haut seitlich am Hals zuckte.
    Plötzlich begann sie zu weinen. Ihr Kopf fiel nach vorn, die Schultern bebten.
    Eine erklärliche und verständliche Reaktion nach all dem Schrecken, der hinter ihr lag.
    Ich holte den Aufzug. Mir war längst klar geworden, daß ich die Frau in ihrem Zustand nicht ans Steuer lassen durfte. Als der Lift da war, fragte ich sie: »Wohnen Sie hier im Haus.«
    Sie nickte.
    »In welcher Etage?«
    Ich erfuhr, daß sie zwei Stockwerke unter mir wohnte. Komisch, ich hatte sie noch nie gesehen. Aber so ist das oft in den seelenlosen Betonburgen. So praktisch es manchmal ist, dort zu wohnen, seine Nachbarn kennt man kaum.
    Ich schob sie in die Kabine.
    Die Handtasche hing noch über ihrem Arm. Während wir nach oben fuhren, holte die Frau ein Taschentuch hervor und schneuzte ihre Nase.
    »Ich – ich glaube, ich habe mich bei Ihnen noch gar nicht bedankt«, flüsterte sie erstickt.
    »Das ist auch nicht nötig.«
    Der Lift hielt. Ich stieß die Tür auf und ließ die
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