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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster
Autoren: Dan Wells
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hatte mir sehr geholfen, als ich den Dämon töten wollte und dessen Frau bedrohte, um ihn unter Zugzwang zu setzen. Aber wie erklärt man das den Cops? »Ich habe ein übernatürliches Wesen ausgeschaltet, an das Sie nicht glauben und für das ich keine Beweise habe, indem ich die Kraft meines inneren Serienmörders geweckt und eine alte Dame geschlagen habe, bis sie das Bewusstsein verloren hat. Nein, Sie müssen sich jetzt nicht bedanken.« Kann ja sein, dass ich größere seelische Probleme hatte, aber so gestört, diese Geschichte jemandem zu erzählen, war ich dann doch nicht.
    Also schön, es gab einiges, das ich Agent Forman nicht verraten durfte, aber die Geschichte, die ich ihm aufgetischt hatte, war auch ohne diese Geheimnisse sehr einleuchtend, und es gab keinerlei sonstige Verbindung zu mir. Crowleys Leiche war niemals aufgetaucht, also konnten sie nicht einmal beweisen, dass er tot war, ganz zu schweigen davon, dass ich ihn getötet hatte. Ich hatte sogar für alle Fälle die Handys vernichtet, die ich und die anderen in dieser Nacht benutzt hatten. Also gab es keinerlei Gründe für irgendwelche Sorgen.
    Nach der Schule brachte ich Brooke wieder nach Hause, wobei ich ihr Gesicht dreimal kurz ansehen durfte, und dann fuhr ich allein zur Polizeiwache in der Innenstadt, wo Forman sich anscheinend dauerhaft eingerichtet hatte. Die Empfangsdame, eine blonde Frau namens Stephanie, begrüßte mich lächelnd.
    »Hallo, John.« Sie war wohl Anfang zwanzig, ungefähr so alt wie meine Schwester. Allerdings war meine Schwester Lauren eher düster und zwanghaft. Stephanie war immer fröhlich und gut gelaunt.
    »Hallo«, sagte ich. »Forman will mich wohl wieder sprechen, was?«
    »Ja.« Sie warf einen Blick auf ihre Liste. »Du kommst gerade richtig. Unterschreib hier, und ich sage ihm, dass du da bist.«
    Sie reichte mir ein Klemmbrett mit einem fast leeren Vordruck, auf dem ich meinen Namen und die Zeit eintrug. Die Metallkette des Stifts war gerissen, deshalb klemmte ich ihn auf das Papier und legte alles zusammen auf die Theke.
    Die Polizeiwache des Clayton County war klein und schwach besetzt. Eigentlich gerade groß genug, um hin und wieder einen betrunkenen Autofahrer oder einen Notruf wegen häuslicher Gewalt zu verarbeiten. Hinter Stephanie befand sich das große Fenster des Sheriffbüros, und drinnen erkannte ich Sheriff Meier – einen ernsten, müden Mann mit breitem grauem Schnurrbart –, der gerade telefonierte. Die Glasscheibe war mit Drähten verstärkt und wies rechts unten ein Einschussloch auf. Bislang hatte ich vergeblich versucht, von jemandem die Geschichte dahinter zu erfahren.
    »Hallo, John, vielen Dank, dass du reinschaust.« Agent Clark Forman war ein kleiner Mann mit Brille, schütterem Haar und einem schmalen Schnurrbart. Wenig begeistert schlug ich in seine ausgestreckte Hand ein.
    »Was gibt es denn dieses Mal?«, fragte ich, als ich ihm in den Nebenraum folgte, in dem er sein behelfsmäßiges Büro eingerichtet hatte. Der Schreibtisch war übergroß und schwer und hatte sein Leben vermutlich einmal als Konferenztisch begonnen. Forman hatte inzwischen einzelne Blätter, brechend volle Ordner, Stapel von Fotos und eine Menge anderer Sachen darauf verteilt. An einer Wand hing eine Karte des County, auf der jeder mutmaßliche Tatort des Killers mit einem farbigen Pin gekennzeichnet war. Ich freute mich immer darüber, dass es am See keine Markierung gab. Dort lag eines von Crowleys Opfern, von dem ich zwar wusste, das sie aber bisher noch nicht gefunden hatten. Ich konnte nichts darüber verraten, ohne mich selbst zu belasten, aber es war ja nicht so, dass ich damit eine wichtige Ermittlung behinderte. Der Killer, nach dem sie suchten, war längst tot.
    »Setz dich doch«, sagte Forman und deutete auf die Stühle, die in der Ecke gestapelt waren. Er lächelte, während ich einen davon holte und mich niederließ, dann deutete er zum Fenster. »Heute ist schönes Wetter. Wartet deine Mutter draußen?«
    »Ich bin selbst gefahren.«
    »Ach, richtig.« Er nickte. »Du hast ja eine vorläufige Fahrerlaubnis, und du wirst bald sechzehn … in zwei Monaten?«
    »In einem.«
    »Ah, so bald schon. Mach dir mal keine Sorgen, du wirst bald einen richtigen Führerschein bekommen, und dann kannst du die Straßen terrorisieren.«
    Da war die Formulierung schon wieder: die Straßen terrorisieren. Das erste Mal überhaupt hatte ich sie in der Fahrschule gehört, und jetzt, im letzten Monat, gleich
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