Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster
Autoren: Dan Wells
Vom Netzwerk:
keinen Vater hättest«, erwiderte ich.
    Irgendetwas in Robs Kopf rastete aus, und er versetzte mir einen Stoß vor die Brust. »Willst du über gestörte Typen reden, du Freak? Willst du wieder darüber reden, Leute aufzuschneiden? Die holen dich beinahe jede Woche auf die Polizeiwache, John. Wann werden sie dich endlich verhaften, weil du so ein Psycho bist?« Er brüllte jetzt fast, und einige andere Schüler blieben stehen und gafften.
    Das war etwas Neues – so weit hatte ich ihn noch nie getrieben. Ich musste dringend ein Kompliment finden. »Du hast eine scharfe Beobachtungsgabe.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein, doch Mr. Monster flüsterte mir etwas ins Ohr, und es rutschte mir heraus, ehe ich mich zurückhalten konnte. »Aber betrachte es mal von der anderen Seite, Rob. Entweder irrst du dich, und alle Leute, die dich jetzt anstarren, halten dich für einen Idioten, oder du hast recht, was bedeuten würde, dass du dich gerade mit einem gefährlichen Killer anlegst. Auch das kommt mir nicht sehr klug vor.«
    »Willst du mir drohen, du Freak?«
    »Hör mal, Rob«, erwiderte ich, »du bist nicht sonderlich beängstigend. Ich hatte schon mal Angst, echte Angst, und du spielst auf keinen Fall in derselben Liga. Müssen wir das wirklich jeden Tag neu aufwärmen?«
    »Du hast ja bloß Schiss, dass sie dich schnappen«, entgegnete Rob.
    »Wir müssen rein«, schaltete sich Chad ein und zog seinen Freund mit sich fort. Seine Augen verrieten mir, dass er Angst hatte, weil entweder Rob oder ich zu weit gegangen waren. Rob wich einen Schritt zurück, zeigte mir den Stinkefinger und marschierte mit Chad ins Schulgebäude. Ich gab Max sein Comicheft zurück, der es sorgfältig auf Schäden untersuchte.
    »Irgendwann macht er mal eins kaputt, und dann verklage ich ihn auf Schadenersatz«, erklärte Max. »Mein Dad hat gesagt, die Hefte sind ein paar Hundert Dollar wert.«
    »Du solltest lieber deine hundert Dollar teuren Comics zu Hause lassen, wo er sie gar nicht erst in die Finger bekommt«, riet ich ihm. Ich war wütend, weil ich Robs Aufmerksamkeit auf mich gelenkt hatte. Ich durfte meine Regeln nicht brechen, nicht einmal so einfache wie diese. Vor einem Jahr hätte ich Rob im Leben nicht auf diese Weise provoziert. Mr. Monster wurde zu stark.
    Max steckte den Comic wieder in den Ordner und verstaute beides in seinem Rucksack.
    »Wir sehen uns in der Mittagspause«, verabschiedete ich mich von ihm.
    »Halt die Klappe!«, sagte Max.

DREI

Wie vorherzusehen, war der Unterricht langweilig. Ich dachte unterdessen über Agent Forman nach. Er war als FBI -Ermittler mit dem Fall des Clayton-Killers befasst gewesen und wohnte ungefähr seit Thanksgiving in der Stadt. Die anderen FBI -Agenten waren längst abgezogen, doch Forman war geblieben. Er hatte uns zu seinem Lieblingsfall erklärt, und er war einer der ersten Beamten am Tatort gewesen, als wir den Fund von Neblins Leiche gemeldet hatten. Danach hatte er mich mindestens ein halbes Dutzend Mal vernommen. Seit dem letzten Gespräch war allerdings eine ganze Weile vergangen, und ich hatte schon gehofft, die Sache sei endlich erledigt. Was wollte er jetzt noch?
    Ich hatte ihm bereits alles erzählt, was ich ihm sagen konnte. Alles bis auf drei wichtige Fakten. Zuerst einmal das unausgesprochene Geheimnis zwischen Mom und mir: Ein Dämon hatte uns angegriffen, ich hatte ihn erstochen, und er war hinten in unserem Haus zu Matsch zerflossen. Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hatte, würde uns das abkaufen, und wir wollten ja nicht als Irre gelten, die ein Monster gesehen hatten. Also hatten wir einfach aufgeräumt und den Mund gehalten.
    Das zweite Geheimnis kannte nicht einmal Mom. Der Dämon, der uns angegriffen hatte, war unser Nachbar Mr. Crowley gewesen. Er hatte Menschen getötet und ihnen Körperteile gestohlen, um seinen eigenen Körper, der langsam zerfiel, am Leben zu erhalten. Ich hatte ihn wochenlang beobachtet, um herauszufinden, wie ich ihn aufhalten konnte. Als ich es dann endlich getan hatte, war ich einige Minuten oder vielleicht nur Sekunden zu spät gekommen und hatte Dr. Neblin nicht mehr retten können. Es ist hart, wenn man sich den Vorwurf machen muss, mindestens zum Teil am Tod des eigenen Therapeuten schuld zu sein, besonders wenn man keinen Therapeuten mehr hat, der einem bei der Verarbeitung hilft. Manchmal verpasst einem die Ironie des Schicksals einen Tritt in die Visage.
    Das dritte Geheimnis war der gute, alte Mr. Monster. Klar, er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher