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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik
Autoren: Jeri Taylor
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darauf, daß ihrem Captain immer etwas einfiel. Unruhe entstand in ihr, grenzte fast an Panik. Sie hatte eine Absicht verkündet, ohne hinzuzufügen, wie sie sich verwirklichen ließ. Darin kam eigentlich nur dummer Starrsinn zum Ausdruck, mehr nicht. Die Frage lautete: Wie sollte die Landegruppe zurückgeholt werden?
    Plötzlich war Janeway wieder vier Jahre alt, saß im
    Arbeitszimmer ihres Vaters und versuchte, mit elf zu
    multiplizieren. Damals hatte sie die Augen geschlossen, um sich besser auf das Problem zu konzentrieren – woraufhin es ihr gelang, eine Antwort zu finden. Darin bestand die Lektion jener Erfahrung: Es gab immer eine Antwort; man mußte sie nur finden.
    Sie schloß die Augen und stellte sich die Tokath vor, dachte an das, was sie über diese Wesen wußte. Vor langer Zeit hatten sie das sanfte Volk der Krett geschützt, Feinde vom Planeten ferngehalten und so den Frieden bewahrt.
    Bis sich etwas veränderte. Vor dem inneren Auge beobachtete Janeway die unerwartete Eruption der Sonne – damals wurde erneut Materie ins All geschleudert, eine Wiederholung des Vorgangs, der den planetaren Nebel geschaffen hatte. Dadurch kam es zu starken elektrischen Störungen in der Atmosphäre des Planeten. Janeway dachte an die Bemühungen der Krett, nicht nur sich selbst in Sicherheit zu bringen, sondern auch die Tokath, die sie so lange geschützt hatten…
    Sie öffnete die Augen. Die Brückencrew sah sie an, stumm und voller Vertrauen. Ihre Zuversicht war eine Quelle positiver Energie, die Janeway neue Kraft gab.
    Und dann existierte der Plan plötzlich.
    »Dr. Trakis, jene Umweltkatastrophe, von der die Tokath in die Hibernation getrieben wurden… Es kam dazu, als die Sonne Plasma ins All schleuderte, nicht wahr?«
    Der Trabe musterte sie neugierig. »So heißt es in den
    Überlieferungen. Durch eine gewaltige Eruption im Bereich des Sonnenäquators geriet eine große Wolke solarer Materie ins All, traf den Planeten und ionisierte die Atmosphäre.«
    Janeway wandte sich an Chakotay. »Wir können eine solche Eruption verursachen und für eine Wiederholung des Ereignisses sorgen, das die Tokath in die Hibernation schickte.«
    Der Erste Offizier dachte darüber nach. »Unsere
    Energiereserven sind nahezu erschöpft. Ich bin mir nicht sicher, ob wir in der Lage sind, eine ausreichend starke Eruption zu bewirken.«
    »Wenn wir einen gebündelten Nadionstrahl auf eine
    Instabilitätszone in der solaren Photosphäre richten, so kommt es vielleicht zu einer Kettenreaktion.«
    »Wenn eine solche Explosion erfolgt, möchte ich nicht in der Nähe sein.«
    »Keine Sorge. Wir leiten den Warptransfer ein, sobald die Instabilität kritisch wird.«
    »Was ist mit der Landegruppe? Gerät sie dadurch in Gefahr?«
    »Wenn wir die Eruption mit der Rotationsgeschwindigkeit der Sonne abstimmen, so müßte sich ein Plasmaausstoß
    bewerkstelligen lassen, der die Atmosphäre des Planeten nur streift, ohne sie zu ionisieren. Das sollte genügen, um den Tokath einen Schrecken einzujagen und sie wieder in die Hibernation zu treiben.«
    Chakotay lächelte. Es war ein ziemlich verrückter Plan, voller Risiken und ohne eine Erfolgsgarantie. Das wußte der Erste Offizier natürlich – trotzdem fand er großen Gefallen daran.
    »Worauf warten wir noch?« fragte er. Sie machten sich sofort an die Arbeit, führten die notwendigen Berechnungen durch, um die richtige zeitliche Abstimmung zu gewährleisten. Chakotay behielt die Anzeigen seiner Konsole im Auge. »Die Sensoren haben eine gravitationelle Instabilitätszone in der Photosphäre entdeckt«, sagte er nach einer Weile.
    »Rollins, richten Sie den Nadionstrahl auf die entsprechenden Koordinaten.«
    »Strahl wird ausgerichtet.« Der dunkelblaue Nadionstrahl zuckte fort vom Schiff und stach durch die kochende Atmosphäre der Sonne. Janeway stellte sich vor, wie die Nadionen mit den Partikeln der Sonne kollidierten, mit Wasserstoff, Helium, Lithium und Beryllium. Jede winzige Kollision führte zu neuen Kollisionen, die weitere bewirkten. Dadurch verschmolzen Atome, was Energie freisetzte – eine gewaltige Kettenreaktion, die sich innerhalb weniger Sekunden ausbreitete, zu einer weiteren Destabilisierung der gravitationellen Instabilitätszone führte. Schließlich mußte ein enormer energetischer Ausbruch erfolgen.
    »Dreihundert Megajoule pro Kubikmeter«, meldete Rollins mit gepreßt klingender Stimme. »Steigt weiter an. Vierhundertzehn.
    Vierhundertneunzig. Fünfhundertdreißig.
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