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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik
Autoren: Jeri Taylor
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zu achten, was mitten im Korridor stand, reglos, wie angewurzelt. Dutzende, Hunderte, Tausende, Zehntausende von Wesen surrten vorbei, ein endloser Schwärm, der das ganze unterirdische Labyrinth füllte.
    Die Männer und Frauen von der Voyager standen wie erstarrt, wagten es nicht, sich von der Stelle zu rühren. Auf diese Weise verbrachten sie die seltsamste halbe Stunde ihres Lebens, ohne genau zu wissen, was um sie herum geschah. Die Tokath – jene Geschöpfe, die sehr aggressiv gewesen waren, als sie aus den Wänden kamen – verhielten sich ihnen gegenüber wie Wasser, das um Felsen herumströmte. Kim befürchtete, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis eins der Wesen beschloß, den
    Hindernissen nicht auszuweichen und anzugreifen. In dem Fall hatten sie nicht die geringste Überlebenschance.
    Aber die Tokath schienen kein Interesse an den Fremden in ihrem Habitat zu haben. Sie achteten nicht auf sie, flogen rechts und links an ihnen vorbei. Kim und seine Gefährten bewiesen große Selbstdisziplin, indem sie auch weiterhin völlig still standen, nicht einmal zusammenzuckten.
    Schließlich ließ das Schwirren nach. Die letzten Nachzügler des Schwarms flatterten durch den Tunnel, und dann herrschte wieder Stille. Sicherheitshalber wartete Tuvok noch ein wenig, bevor er sein Handlicht einschaltete und die Gruppe mit einem Wink aufforderte, sich wieder in Bewegung zu setzen. Fasziniert beobachteten Kim und die anderen, wie die Tokath von den Wänden aufgenommen wurden. Eine gallertartige Substanz schloß sich um sie, wurde dann schnell hart. Als die Gruppe in den Eingangsbereich des unterirdischen Refugiums gelangte, waren die Wände wieder steinhart.
    Die Rampen des Deckensegments hatten sich nach unten
    gesenkt, und trübes Licht flackerte herunter. Dutzende von toten Tokath lagen auf dem Boden. Eine rasche Sondierung ergab keine Lebenszeichen von Kazon. Tuvok ging schneller und lief fast, als er die Landegruppe über die Rampen nach oben führte, aus der Grube hinaus ins Freie.
    »Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet, Mr. Vulkanier«, lobte Neelix. »An Bord der Voyager habe ich etwas, um Ihnen meine Dankbarkeit zu zeigen.« Der Talaxianer dachte an den Nocha-Kuchen und freute sich darauf, Tuvok mit seinem
    köstlichen Geschmack zu überraschen.
    Draußen markierte die Abenddämmerung das Ende eines
    außergewöhnlichen Tages. Die Dunkelheit der heraufziehenden Nacht verbarg immer mehr Einzelheiten einer gräßlichen Szene: Überall lagen tote Kazon, ihre Leichen verstümmelt und zerfetzt.
    Fliegen und andere Insekten hatten bereits damit begonnen, die Knochen abzunagen. Ein entsetzlicher Todesgestank breitete sich immer weiter aus, aber glücklicherweise brauchten ihn die Mitglieder der Landegruppe nicht lange zu ertragen – sie entmaterialisierten nacheinander.
    Als Chakotay und Rollins gleichzeitig meldeten, daß sie Tuvok und die anderen auf dem Planeten geortet hatten, gab Janeway sofort die Anweisung, sie an Bord zu beamen. Sie wollte keine weiteren Risiken eingehen, nicht so lange warten, bis die Landegruppe mit den Shuttles zurückkehrte.
    Besatzungsmitglieder und Raumfähren konnten leicht transferiert werden – das kostete Energie, sparte aber Zeit. Als der Transporterchef meldete, daß sich alle Personen sicher an Bord befanden, atmete Janeway erleichtert auf. Die Krise war überstanden.
    »Mr. Paris, nehmen Sie wieder Kurs auf den Alpha-
    Quadranten«, sagte sie und stellte fest, daß ihre Stimme hohl klang. Sie stand auf und ging zum Turbolift, mit der Absicht, die Landegruppe in der Krankenstation zu begrüßen. Doch auf halbem Wege zum Lift blieb sie unsicher stehen, denn alle Brückenoffiziere starrten sie an.
    Chakotay maß sie mit einem durchdringenden Blick, und
    Janeway fragte sich verwundert, ob sie krank aussah. Machte sich die Crew Sorgen um sie? Sah sie ihr die Anstrengungen der letzten Stunden an?
    Wie sich herausstellte, hatten die Offiziere etwas ganz anderes im Sinn. Chakotay stand auf, hob die Hände und begann langsam zu klatschen. Janeways Verwirrung wuchs, als sich auch Tom Paris erhob und ebenfalls applaudierte. Der Rest der Brückencrew folgte seinem und Chakotays Beispiel, brachte mit dem Beifall Respekt, Bewunderung und Dankbarkeit dem Captain gegenüber zum Ausdruck, der Gefahr vom Schiff und seiner Besatzung abgewendet, sie alle in Sicherheit gebracht hatte.
    Nach einigen Sekunden verstand Janeway und spürte, wie es in ihren Augen brannte. Sie war einfach nur sie
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