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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik
Autoren: Jeri Taylor
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und die Stimmen der Brückenoffiziere verklangen in der Ferne. Die Farben des Kontrollraums verblaßten, verflüchtigten sich dann in einem sonderbaren Nichts…
    Mit ausgestreckten Händen näherte sie sich der Tür, dazu entschlossen, sie diesmal zu öffnen. Von nichts wollte sie sich daran hindern lassen herauszufinden, was sich hinter ihr befand.
    Das Zimmer mußte aufgeräumt, in Ordnung gebracht werden. Ihr Herz klopfte schneller, als sie nach der Klinke tastete, und irgend etwas teilte ihr mit, daß Eile geboten war. Erstaunlicherweise öffnete sich die Tür sofort, leistete überhaupt keinen Widerstand.
    Janeway atmete tief durch, trat über die Schwelle und rechnete damit, einem großen Durcheinander zu begegnen.
    Kälte. Um sie herum erstreckte sich eine weiße Wüste, eine öde, unbarmherzige Landschaft aus Schnee und Eis. Janeway kannte sie natürlich. Hier hatte der Absturz stattgefunden; hier waren Justin und ihr Vater im dunklen Meer ums Leben gekommen.
    Fast wäre sie ihnen ins Jenseits gefolgt. Ihre Körpertemperatur sank auf ein gefährliches Maß, bevor ein Rettungsschiff den automatischen Notruf empfing und sie an Bord beamte.
    Warum die Rückkehr? Warum führte die verschlossene Tür hierher? Ihr lag nichts daran, diesen Ort noch einmal zu besuchen.
    Janeway versuchte, sich wieder auf die Brücke zu konzentrieren, erneut Teil der Voya ger-Realität zu werden, doch etwas ließ sie nicht los, hielt sie auf dem Planeten des Todes fest.
    Sie hatte in einer Schneewehe gelegen, war dann mühsam aufgestanden, um… um einen Eisberg zu sehen.
    Der Eisberg. Sie hatte ihn ziemlich lange beobachtet und sich immer wieder gefragt, ob sie wirklich einen Eisberg sah. Warum war ihr das so wichtig erschienen? Warum überhaupt der Zweifel?
    Sie kehrte jener Stelle nun den Rücken zu und glaubte eigentlich gar nicht daran, daß der Eisberg hinter ihr existierte. Sie mußte sich umdrehen, um Gewißheit zu erlangen, doch Furcht stieg in ihr empor. Mehr als nur Furcht: Angst und Entsetzen. Etwas zwang sie, sich umzudrehen, und gleichzeitig schreckte sie davor zurück.
    Eine Minute verging auf diese Weise. Janeway fühlte sich hin und her gerissen, war dadurch wie gelähmt. Aber… spielte es eine Rolle, wenn sie sich umdrehte und zum Eisberg sah?
    Bestimmt ragte er hinter ihr auf. Und wenn nicht… Warum sollte es so wichtig sein? Es handelte sich um eine Erinnerung, weiter nichts.
    Doch es war eine Erinnerung, die sie über viele Jahre hinweg hinter einer verschlossenen Tür aufbewahrt hatte. Was bedeutete das? Stellte der Eisberg ein so mächtiges Bild dar? Und was verlieh ihm solche Macht?
    Um ihn zu entmystifizieren und Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, mußte sie sich umdrehen. Dreh dich um, Kathryn…
    Ganz langsam, Millimeter um Millimeter, kam sie dieser Aufforderung nach. Die Drehung schien eine Ewigkeit zu dauern, und während dieser Zeit begriff Janeway, daß etwas ganz anders sein würde, wenn sie sich umgedreht hatte.
    Eigentlich war es gar keine Überraschung, als sie zu dem dunklen Teich blickte – ein vom Himmel herabstürzendes, brennendes Objekt hatte das zugefrorene Meer an jener Stelle aufgeschlagen – und gar keinen Eisberg sah.
    Ein eisbergartiges Etwas ragte aus dem schwarzen Wasser. Aber in diesem Meer konnte es gar keine Eisberge geben, weil es zugefroren war – bis auf diese eine Öffnung, geschaffen vom abgestürzten Raumschiff.
    Der Rumpf jenes Schiffes ragte aus dem brodelnden Wasser, neigte den Bug wie trotzig dem Firmament entgegen. Und durch die transparente Bugkanzel sah Janeway ihren Vater und Justin, blutüberströmt aber lebendig.
    Sie war sofort aktiv geworden. Die Starfleet-Ausbildung hatte einen tief in ihr verwurzelten Instinkt geschaffen, der sie sofort auf Notfälle und dergleichen reagieren ließ. Außerdem entsprach es einem fundamentalen Aspekt ihres Wesens. Sie hatte gelernt, mit elf zu multiplizieren und die Entfernungsformel abzuleiten.
    Sie war zu einer guten Tennisspielerin geworden und imstande gewesen, Hobbes Johnson vor dem Ertrinken zu retten. Sie hatte Admiral Paris dazu gebracht, ihr Mentor zu werden, und es war ihr schon einmal gelungen, Justin Tighe das Leben zu retten, damals, als von den Cardassianern Gefahr drohte. Jetzt mußte sie die beiden wichtigsten Personen in ihrem Leben vor dem Tod bewahren; sie durfte nicht versagen.
    In dem Teil des Schiffes, mit dem Kathryn auf der Oberfläche des Planeten aufgeschlagen war, gab es eine Konsole, deren
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