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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik
Autoren: Jeri Taylor
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Schaltflächen glühten. Es stand also noch immer Energie zur Verfügung, und nicht alle technischen Systeme waren
    ausgefallen. Sie hastete zu den Kontrollen und berührte Schaltflächen, stellte erleichtert fest, daß die Aggregate des Schiffes ihre Anweisungen entgegennahmen. Vielleicht war es tatsächlich möglich, ihren Vater und Justin aus der Pilotenkanzel zu beamen.
    Kathryn konzentrierte sich auf diese Aufgabe und merkte schon nach kurzer Zeit, daß sie mehrere Schaltkreise miteinander verbinden mußte, um genug Energie zu bekommen. Für den Transfer von zwei Personen brauchte sie achthundert Megawatt.
    Die individuellen Strukturmuster waren natürlich bereits gespeichert – das gehörte zu den Standardmaßnahmen für die Besatzungsmitglieder eines jeden Raumschiffs.
    Sie blickte über die Schulter, um eine visuelle
    Positionsbestimmung vorzunehmen, und dabei machte sie eine gräßliche Entdeckung: Das schwarze Meer verschlang allmählich den Rumpf des Schiffes. Seit dem Beginn ihrer Bemühungen war er bereits um zwei Meter gesunken. Noch befanden sich die beiden Männer im Cockpit über der Wasserlinie.
    Kathryn wandte sich wieder der Konsole zu und setzte die Arbeit fort. Zwei für den Notfall bestimmte
    Mikrofusionsgeneratoren funktionierten noch und konnten mit den primären Energiespulen verbunden werden. Sie aktivierte die Zielscanner und richtete den Transferfokus aus. Bei diesem Vorgang würde sich herausstellen, ob das Transportersystem zuverlässig funktionierte – angesichts der umfassenden Schäden konnte Kathryn in dieser Hinsicht nicht ganz sicher sein.
    Die beiden Personen im Cockpit ließen sich von den Scannern nicht erfassen. Kathryn überprüfte die Kontrollen und fand den Grund: Der ringförmige Sperrstrahl war nicht stabil genug, um zwei Körper in der Raummatrix zu halten, in der die
    Entmaterialisierung stattfand. Die Energie reichte aus, um eine Person zu transferieren, nicht zwei.
    Etwas schnürte ihr den Hals zu. Zwar war die Luft eiskalt, aber sie spürte die niedrige Temperatur überhaupt nicht. Ein Adrenalinschub ließ sie erzittern, und ihr Puls raste; jeder Herzschlag hallte laut hinter der Stirn wider. Sie sah zum langsam versinkenden Schiff, zu den beiden Männern, die
    zusammengesackt in ihren Sesseln ruhten und sich gelegentlich bewegten – ja, sie lebten noch. Justin, ihr Verlobter und zukünftiger Ehemann, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Und ihr Vater, ihr geliebter Daddy, der sie immer wieder herausgefordert und inspiriert hatte, dem sie verdankte, was sie heute war.
    Wie sollte sie entscheiden, wer von ihnen leben durfte und wer sterben mußte? Sie stellte sich das Leben mit Justin vor, mit dem Wissen, ihren Vater geopfert zu haben. Wie konnte sie unter solchen Umständen mit Justin glücklich werden?
    Und wenn sie ihren Vater rettete… Das Leben ohne Justin erschien ihr ebenso unerträglich. Warum zwang ihr das Schicksal eine solche Wahl auf?
    Kathryn füllte ihre Lungen mit der eisigen Luft und versuchte, ihr Bewußtsein von allem Ballast zu befreien, um die
    Herausforderung anzunehmen. Sie beschloß, sich der Situation nicht zu fügen, sondern sie zu verändern. Sie würde beide Männer transferieren, irgendwie.
    Erneut wandte sie sich der Konsole zu und rief sich alle technischen Einzelheiten des experimentellen Schiffes ins Gedächtnis zurück. Die Phaserbänke wurden mit Hilfe eines Neodyn-Kapazitorschaltkreises
    aufgeladen. Wenn die
    Kapazitoren genug Restenergie enthielten, ließ sich das energetische Niveau des ringförmigen Sperrstrahls vielleicht bis auf achthundert Megawatt erhöhen – das Minimum für den Transport von zwei Personen. Um festzustellen, ob genug Restenergie vorhanden war, mußte sie die Kapazitoren anzapfen.
    Nach der Aktivierung des Transportersystems würde sich erweisen, ob ausreichend Energie zur Verfügung stand.
    Kathryn schuf eine Verbindung zum Kapazitorschaltkreis, atmete tief durch und aktivierte den Transporter. Sie brauchte die achthundert Megawatt nur lange genug, um einen Transfer durchzuführen. Fünf Sekunden, um ihren Vater und Justin zu entmaterialisieren, die molekularen Muster im Strukturspeicher abzulegen und sie anschließend zu rematerialisieren. Es mußte möglich sein.
    Der Sperrstrahl wurde allmählich stärker. Es funktionierte! Nur noch einige wenige Sekunden – dann waren ihr Vater und Justin in Sicherheit. Die medizinische Notausrüstung befand sich in ihrem Teil des Schiffes. Damit
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