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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik
Autoren: Jeri Taylor
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ihr im Lauf ihrer Reise gelungen, mit den Gefühlen in Hinsicht auf Mark fertig zu werden. Mehr als ein Jahr war vergangen, bis ihre Gedanken nicht immer wieder in seine Richtung glitten und sie aufhörte, seine Stimme zu hören, sein Lachen. Die Bilder von ihm hatte sie verstaut, weil sie nur dazu führten, die Wunden offenzuhalten. Nach einem Jahr mußte Mark zu dem Schluß gelangt sein, daß sie tot war, nie zu ihm zurückkehren würde. Bestimmt hatte er längst beschlossen, einen Schlußstrich unter diesen Teil seiner Vergangenheit zu ziehen und das Leben fortzusetzen. Ich sollte mich ebenso verhalten, fuhr es Janeway durch den Sinn.
    Seit einiger Zeit fiel es ihr schwer, sich an Marks Aussehen zu erinnern.
    Ihr gegenwärtiger Tagtraum sollte also nicht Mark betreffen. Es ging dabei nur um die Heimat, um den Teil ihres Lebens, den sie in einem der schönsten Teile des Landes verbracht hatte, im landwirtschaftlichen Paradies von Indiana. Die Phantasie gaukelte ihr ein Gespräch mit ihrer Mutter vor.
    »Manchmal dachte ich, wir würden es nicht schaffen«, sagte Janeway. »Du hast keine Ahnung, wie schwer es gelegentlich für mich war, nicht den Mut zu verlieren. Doch ich mußte die ganze Zeit über zuversichtlich bleiben, um der Crew ein gutes Beispiel zu geben.« Sie saßen im sonnigen Frühstückszimmer des Hauses, in dem sie aufgewachsen war. Die Kiefernholzvertäfelung schuf eine angenehme Atmosphäre, und das Sonnenlicht glitzerte durch eine alte Platane, die draußen vor dem Fenster wuchs. Ihre Zweige neigten sich im sanften Wind langsam hin und her.
    Janeways Mutter lächelte, und ihr Gesicht zeigte dabei Verständnis und Anteilnahme. »Gott behüte, daß du jemals auch nur die geringste Schwäche zeigst! Das bedeutet es also, Captain zu sein? Man darf anderen Leuten nicht mehr seine Gefühle zeigen?«
    »Darauf lief es für mich hinaus. Ich mußte die ganze Zeit über Optimismus ausstrahlen, um der Crew Kraft zu geben. Meine Taktik hat funktioniert – immerhin gelang uns die Rückkehr.«
    Gretchen Janeway streckte die Hand aus und berührte ihre Tochter an der Wange. »Ich bin ja so stolz auf dich.«
    »Bist du stolz genug, um einen Karamelkuchen für mich zu backen?«
    Gretchen lachte und ging zur Küche. »Das habe ich bereits.
    Weil ich wußte, daß du danach fragen würdest.«
    Janeway lag auf dem weißen Wedelpolster und schmunzelte.
    Sie hatte versucht, den berühmten Kuchen ihrer Mutter zu replizieren, was sie vier Tagesrationen kostete. Das Ergebnis war so enttäuschend, daß sie sich nicht dazu durchringen konnte, es zu verspeisen. Sie überließ den Kuchen dem jungen Bajoraner Jerron, und seine Freude bot ihr Lohn genug. Während der ersten Phase ihrer Reise war Jerrons Schmerz deutlich sichtbar gewesen.
    Nach und nach schaffte er es, Leid und Zorn abzustreifen, sich mehr als Besatzungsmitglied der Voyager zu fühlen. Janeway begegnete ihm mit besonderer Fürsorge, und der junge Mann reagierte darauf.
    Sie wußte nicht, wie lange sie schon dalag und träumte, als sie plötzlich eine Veränderung fühlte, die den Geruch betraf.
    Janeway roch noch immer Gras und Blumen, aber dieser Duft enthielt nun eine gewisse… Schärfe, gewann eine metallische Qualität.
    Sie öffnete die Augen, setzte sich auf und sah, daß beide Gruppen neue Sondierungen vornahmen, in verschiedene
    Richtungen deuteten und sich Hinweise zuriefen. Janeway erhob sich, und eine halbe Sekunde später identifizierte sie den neuen Geruch: Ozon. Wie bei einem Kurzschluß.
    Es war die einzige Vorwarnung.
    Es zischte, und dann knallte es. Grünes Licht formte einen weiten Bogen, und der Ozongeruch bekam eine beißende
    Qualität. Janeway zuckte so heftig zusammen, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten. Die Luft schien aufgeladen zu werden von dem… was? Handelte es sich um einen Plasmastrahl?
    Sie hob den Tricorder, nahm eine rasche Sondierung vor und entdeckte ein elektrisch erzeugtes Energiefeld unbekannter Art.
    Heißer Wind kam auf und verstärkte den scharfen Geruch.
    Janeway spürte, wie ihre Nase zu brennen begann. Aus den Augenwinkeln sah sie in den Böen flatternde weiße Wedel, doch sie schenkte ihnen keine Beachtung, rückte die beiden Gruppen des Landeteams ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit.
    Chakotay und die Fähnriche hatten sich bereits in Bewegung gesetzt. Sie näherten sich der Kommandantin, als drei oder vier weitere grüne Blitze vom Himmel herabzuckten. Es krachte fast ohrenbetäubend laut, und
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