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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schreie stammten von Fritz Bergschulte, der vorher still auf seinem Platz gesessen war und Korngold keines Blickes gewürdigt hatte.
    »Herr Bergschulte«, sagte Dr. Bornewasser, »ich muß Sie auffordern, sich ruhig zu verhalten, da ich sonst gezwungen bin, Sie aus dem Saal zu weisen.«
    »Das Schwein lügt!« rief Bergschulte außer sich.
    Er konnte sich nicht mehr beruhigen und mußte deshalb, wie angekündigt, vom Gerichtsdiener hinausgeführt werden auf den Flur, wo er zu warten hatte, bis er wieder hereingerufen wurde.
    »Herr Korngold«, fuhr dann drinnen Dr. Bornewasser wieder fort, »Sie haben gehört, daß Bergschulte Ihre Aussage bestreitet …«
    »Das ist ja klar, daß er das tut«, antwortete Korngold prompt. »Ich habe bisher erst das Wenigste gesagt. Der Brief strotzte noch vor Ausdrücken übelster Art über seine Frau und die Ehe mit ihr.«
    »Woher wollen Sie eigentlich wissen, was in dem Brief stand? Haben Sie ihn aufgebrochen?«
    »Das war nicht nötig.«
    »Warum nicht?«
    »Bergschulte hat ihn mir selbst vorgelesen, ehe er ihn verschloß. Im übrigen war ich gar nicht überrascht. Er hatte mir schon tausendmal erzählt, was er als Soldat in Frankreich und Belgien getrieben hatte. Jede Nutte dort – so wörtlich seine Aussage – sei ihm am Arsch lieber gewesen, als seine langweilige Alte zu Hause im Gesicht.«
    Alle sahen einander an. Gemurmel erhob sich im Saal. Dr. Bornewasser blätterte in den Akten, blickte auf und sagte mit eindringlicher Stimme zu Korngold: »Sie müssen beschwören, was Sie uns da alles erzählen.«
    »Selbstverständlich, Herr Vorsitzender.«
    »Haben Sie diese Dinge damals seiner Frau berichtet?«
    »Nein, damals nicht und bis heute nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Um sie zu schonen. Aber jetzt muß ich ihr und dem Gericht die Augen öffnen, ich bin dazu gezwungen.«
    Vollkommen sprachlos war Dr. Schrader. Er dachte sich schon zum zehnten Mal das gleiche, was Fritz Bergschulte in den Saal hineingeschrien hatte: Du Schwein! Du gottverdammtes Schwein!
    Sein Blick begegnete dem des Dr. Kämmerer. Dr. Kämmerer gab ihm ein stummes unmerkliches Zeichen, sich mit ihm draußen auf dem Flur zu treffen. Beide verließen daraufhin unauffällig den Gerichtssaal.
    »Das ist ja unglaublich!« stieß Dr. Kämmerer draußen hervor.
    »Daß er so ausgekocht ist, hätte ich nicht gedacht«, sagte Dr. Schrader, wobei sogar ein Quentchen Anerkennung in seiner Stimme – der Stimme eines Anwalts – mitklang.
    »Bornewasser, dieser Anfänger, zeigt sogar schon Wirkung«, fuhr Dr. Kämmerer fort. »Ich hielt nie viel von ihm. Wie kann ich ihm nur beikommen, daß er keinen Blödsinn macht?«
    »Das Gefährlichste ist die Wirkung auf Lina. Die ist es auch, auf welche es dem Korngold hauptsächlich ankommt, verstehen Sie mich?«
    »Sie müssen in den Zeugenstand, Herr Rechtsanwalt!«
    »Was das heißt, ist Ihnen klar, Herr Präsident?«
    »Natürlich, darüber haben wir doch schon gesprochen. Was sehen Sie mich so an? Wollen Sie etwa weich werden? Sehen Sie, das habe ich befürchtet, deswegen bin ich auch hergekommen. Ich verlange von Ihnen als meinem zukünftigen Geschäftsführer, daß Sie der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen, verstanden!«
    »Schon gut«, lächelte Dr. Schrader. »Genau das wollte ich noch einmal hören von Ihnen.«
    Sie gingen wieder hinein.
    »Herr Korngold«, sagte Dr. Bornewasser gerade zu diesem, »Ihrer Glaubwürdigkeit steht vor allem im Wege, daß Sie nachweisbar gelogen haben, als Sie berichteten, daß Bergschulte in Ihren Armen gestorben sei. Wie lassen Sie sich dazu ein?«
    »Ich habe damit einer Gewißheit, von der ich überzeugt war, vorgegriffen. Tausende starben. Bergschulte hatte, so schien's, nur noch Tage zu leben. Ich wollte, daß kein Schatten auf sein Andenken in der Heimat fällt …«
    Korngold senkte demütig die Augen und schloß: »Dafür nehme ich gerne jede Strafe auf mich.«
    »Bravo!« war aus dem Zuhörerraum eine Stimme zu vernehmen – natürlich die einer Frau.
    Es war Zeit für Dr. Schrader, Abschied von seinem Beruf als Anwalt zu nehmen.
    »Herr Vorsitzender«, wandte er sich an diesen, »gestatten Sie, daß ich mich einschalte …«
    Dr. Bornewasser nickte, er tat dies allerdings widerstrebend.
    »Herr Korngold«, fuhr daraufhin Dr. Schrader fort, »Sie kennen mich …«
    Korngold hatte natürlich die Anwesenheit Schraders von Anfang an bemerkt und sich ihrethalben auch leise Sorgen gemacht, die er jedoch zu unterdrücken gewußt hatte.
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