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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dankes. Es war die stille Bekräftigung zweier Männer, daß sie sich verstanden hatten.
    Sie saßen dann noch eine Weile zusammen und rauchten, bis Hans Herten mit seinem Wagen Fritz Bergschulte nach Hause brachte.
    »Ich wünsche Ihnen im Leben alles Glück«, sagte er, indem er ihm die Hand gab. »Was ich dazu beitragen kann, werden Sie von mir in Empfang nehmen können. Wir sehen uns nun ja sicher öfters, schon durch Ihre Frau, Herr Bergschulte. Und wenn – das habe ich Ihrer Frau versprochen – in meinen Arbeitskolonnen ein Bauführerposten frei ist – Sie sind der erste, den ich mir holen werde.«
    Die Wagentür klappte zu, der Mercedes fuhr mit leisem Motor in die Nacht hinein.
    Fritz Bergschulte blickte an der Hausfront empor. Oben, hinter seinem Fenster, war noch Licht. Lina wartete auf ihn. Er schaute auf die Uhr. Es war halb zwölf Uhr nachts.
    Leise schloß er die Tür auf, eilte die Treppen hinauf und betrat etwas außer Atem sein Zimmer.
    Lina saß am Fenster, einen Strumpf, den sie stopfte, im Schoß. Sie schlief. Der Kopf war ihr auf die Brust gesunken. Es war ein kleines Wunder, daß sie noch nicht vom Stuhl gerutscht war. Sie schlief erschöpft, in langen, tiefen Atemzügen. Auf dem Tisch stand das Abendessen, – eine kalte Platte mit Wurst und Käse, hübsch garniert. Eine Kanne Kaffee unter einem neuen Kaffeewärmer stand auch dabei.
    Fritz Bergschulte zog die Tür hinter sich leise zu und blieb lange regungslos stehen. Dieses Bild wollte er in sich aufnehmen, dieses Bild wollte er nie vergessen … diese Hingabe an die Pflicht einer Hausfrau, dieses Bereitsein für den geliebten Ehemann zu jeder Stunde. Er wagte nicht zu atmen, aus Angst, er könne sie aufwecken.
    Auf Zehenspitzen trat er näher, beugte sich über sie und atmete den Duft ihres Haares ein. Er sah ihre Brust durch das dünne Kleid schimmern, sah die schlanken Beine und den Schwung der Hüften. Er fühlte plötzlich, wie es heiß in seinen Adern wurde, wie es in ihm brannte, wie das Herz aussetzte und dann wie rasend in der Brust schlug … Da griff er zu, mit beiden Händen riß er den schlafenden Körper an sich, hörte nicht den leisen, erschrockenen Schrei, spürte nicht die momentane unbewußte Abwehr … seine Arme umschlangen den schlanken Körper, preßten ihn an sich, und seine Lippen küßten den halboffenen Mund, tasteten sich über das Gesicht und kehrten immer wieder zu dem Mund zurück, der zuckend seine Küsse erwiderte.
    »Fritz«, stammelte sie. »Fritz … was machst du denn?«
    Er legte ihr die rechte Hand auf den Mund und drückte mit der linken den Kopf an seine Brust.
    »Nicht sprechen«, flüsterte er. »Bitte, bitte, nicht sprechen …«
    Seine Hände, zitternd wie im Fieber, tasteten ihren Körper ab. Wie wirklich bei einem Fiebernden ging rasselnd sein Atem … da ließ er ihren Körper los, stürzte zur Tür, betätigte den Lichtschalter … tiefe Dunkelheit umhüllte sie. Und in der Schwärze der Nacht riß er die Frau wieder an sich, hob sie empor mit seinen Armen, verschloß ihren stammelnden Mund mit einem langen Kuß und trug sie zu dem Bett, in dessen Kissen sie versanken – und mit ihnen Raum und Welt, Nacht und Zeit, Gedanke und Wille.
    Vor dem offenen Fenster flatterte schwach die Gardine im warmen Wind der Nacht …
    Die Verhandlung fand in einem der kleinen Säle statt, die im zweiten Stock des Mindener Amtsgerichtsgebäudes lagen. Vorsitzender war der Amtsgerichtsrat Dr. Bornewasser, ein jüngerer Karriere-Jurist, der sich für gefeit gegen Überraschungen hielt. Das Wichtigste war für ihn ein gründliches Aktenstudium, das ihn, so glaubte er, befähigte, jeden Fall schon vor der Verhandlung zu durchschauen.
    Heute irritierte ihn allerdings ein bißchen die Tatsache, daß er auf den Zuhörerbänken den pensionierten Amtsgerichtspräsidenten Dr. Kämmerer entdeckte, den er noch ein halbes Jahr aktiv erlebt hatte. Wieso interessierte sich der für diesen Nullachtfuffzehnfall, fragte er sich. Habe ich in den Akten etwas übersehen? Nervosität befiel ihn.
    Der Prozeß begann wie immer mit der Zeugenbelehrung, daß jeder die Wahrheit zu sprechen habe, und nichts als die Wahrheit, wenn er nicht Gefahr laufen wolle, sich eine hohe Gefängnisstrafe zuzuziehen.
    Affentheater, dachten einige. Was soll denn bezeugt werden? Daß der Fritz Bergschulte nicht tot ist, sondern lebt. Seht ihn euch doch an, sprecht mit ihm, hier steht er ja! Was braucht ihr dazu uns noch? Seid ihr verrückt?
    Nach der
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