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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zeugenbelehrung wurden alle hinaus auf den Flur geschickt. Bleiben konnte Lina, die als erste an der Reihe war, ihre Aussagen zu machen.
    »Frau Korngold«, begann der Richter – und wurde schon von Lina unterbrochen, die ihm ins Wort fiel: »Ich betrachte mich nicht mehr als Frau Korngold. Ich bin Frau Bergschulte und möchte als solche angeredet werden.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich vom Richter davon überzeugen ließ, daß das nicht ging.
    »Also Frau Korngold«, fing der Richter noch einmal an, nachdem Lina das endlich akzeptierte, »es geht darum, daß Sie bestätigen, daß Herr Fritz Bergschulte, den wir hier haben, auch wirklich Herr Fritz Bergschulte ist.«
    »Aber ja!«
    »Sie können das beeiden?«
    »Jederzeit.«
    »Wieso haben Sie damals beantragt, daß er für tot erklärt werde?«
    »Das fragen Sie am besten Herrn Korngold, Herr Richter. Ich bin neugierig, was er Ihnen erzählen wird.«
    Linas Augen funkelten. Die sanfte, bescheidene, zurückhaltende Lina war nicht wiederzuerkennen. Sie glich keinem Lamm mehr, sondern eher einer Tigerin. Sie kämpfte um das Glück ihres Lebens.
    Dr. Bornewasser wollte sich aber den Kurs bei der Verhandlung nicht aus der Hand nehmen lassen. Wer wann vernommen wurde, bestimmte er. So rief er denn der Reihe nach Paul Ermann, Max Schmitz, die sehr stillen und sich absondernden Eheleute Franz und Emma Stahl auf, und sie alle bezeugten, daß Fritz Bergschulte Fritz Bergschulte sei.
    Die depressiven Franz und Emma Stahl, Linas Eltern, litten darunter, daß sie ihre Tochter eingebüßt hatten. Lina hatte, seit sie aus dem Haus gegangen war, nichts mehr von sich hören lassen. Außerdem standen Franz und Emma mehr oder minder vor den Trümmern ihrer eigenen Ehe.
    Bis jetzt war alles sozusagen normal verlaufen. Stinknormal. Ich möchte nur wissen, fragte sich der innerlich auf der Lauer liegende Dr. Bornewasser, was der alte Kämmerer hier sucht. Auf irgend etwas wartet der doch. Aber auf was?
    Die Beantwortung der Frage rückte näher, als Heinrich Korngold dazu aufgerufen wurde, dem Richter jene Auskünfte zu geben, um die er gebeten wurde.
    Korngold blickte finster. Er war ein zu allem entschlossener Mann. Zu seinem Anwalt, Herrn Dr. Penzolt, hatte er schon vor der Verhandlung gesagt, daß es für ihn um Leben oder Tod ginge.
    »Was soll das heißen?« hatte ihn daraufhin Dr. Penzolt erschrocken gefragt.
    Das solle heißen, daß ein Leben ohne Lina für ihn keinen Sinn mehr habe, hatte Korngold geantwortet, Dr. Bornewasser begann folgendermaßen: »Herr Korngold, Ihre Frau – noch sind Sie mit ihr verheiratet – wurde von mir gefragt, warum sie ihren ersten Mann, Herrn Bergschulte, für tot erklären ließ. Sie sagte mir, diese Frage möge ich weiterreichen an Sie. Das tue ich hiermit. Also warum?«
    »Weil ich ihr das gesagt hatte.«
    »Was hatten Sie ihr gesagt?«
    »Daß ihr Mann im Lager gestorben sei.«
    Im Saal wurde es unruhig. Die Anwesenden waren überrascht. Korngold schien also im letzten Moment doch noch zur Vernunft gekommen zu sein. Er gestand seine Schuld ein. Ein reuiger Sünder stand vor seinem Richter.
    »In den Akten habe ich gelesen«, faßte der Vorsitzende nach, »daß Bergschulte sogar in Ihren Armen gestorben sei, laut Ihrer Aussage …«
    »Stimmt.«
    »Das muß aber dann ein anderer gewesen sein. Sie sollen von Herrn Bergschulte auch einen Brief an seine Frau in der Heimat mitbekommen haben. Ist das richtig?«
    »Das ist richtig.«
    Überraschung und daraus resultierende Unruhe unter den Anwesenden wuchsen.
    »Sie sollen den Brief bei der damaligen Frau Bergschulte nicht abgeliefert haben. Stimmt das?«
    »Auch das stimmt.«
    »Warum haben Sie ihn dieser nicht abgeliefert?«
    »Ich wollte ihn ihr ersparen.«
    »Ihn ihr ersparen?« Dr. Bornewasser schien etwas irritiert. »Wieso wollten Sie das? Glaubten Sie einen Grund dazu zu haben?«
    »Ja.«
    »Welchen?«
    Es wurde mucksmäuschenstill rundherum. Jeder spürte, daß nun plötzlich doch wieder eine Wende in der Luft hing.
    »In dem Brief Bergschultes stand«, sagte Korngold mit steinernem Gesicht, »daß ihn seine Frau schon seit Jahren ankotzt.«
    »Daß sie ihn was?« stieß Dr. Bornewasser hervor.
    »Ankotzt«, wiederholte Korngold. »Er würde nie zu ihr zurückkehren. Sie möge endlich danach handeln und diese Ehe vergessen – diese Scheißehe, schrieb er sogar.«
    Ein Schrei gellte durch den Gerichtssaal: »Du Schwein!!!«
    Und noch einmal: »Du gottverdammtes Schwein!!!«
    Die
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