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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er fand keine Erklärung, warum Schrader hier auftauchte, und entschied sich schließlich dafür, daß ein allgemeines juristisches Interesse an dem Fall Schraders Motiv sein werde. Mit dem Schlimmsten rechnete er bei weitem nicht: daß Dr. Schrader Bergschultes Rechtsvertreter sein könnte.
    »Es kann sein, daß ich Sie schon einmal gesehen habe«, antwortete Korngold kühl.
    »Ja, das haben Sie, Herr Korngold, bei mir in meiner Kanzlei …«
    Korngold kroch etwas in sich zusammen. Eine Katastrophe befürchtete er aber immer noch keine. Er baute nach wie vor auf die Schweigepflicht eines Anwalts. Er entschloß sich, zum Angriff überzugehen, indem er sagte: »Was wollen Sie eigentlich hier? Was haben Sie hier zu tun?«
    »Ich vertrete Herrn Bergschulte.«
    Der Blitz schlug ein bei Korngold. Alle sahen und hörten, was geschah. Korngold verlor jede Farbe und rief: »Waas?«
    »Ich vertrete Herrn Bergschulte«, wiederholte Dr. Schrader.
    »Seit wann?«
    »Schon, als Sie bei mir waren.«
    »Und das haben Sie mir nicht gesagt?!«
    »Nein.«
    Korngold drehte durch.
    »Sie Verbrecher!« brüllte er. Zugleich stürzte er sich auf Dr. Schrader, der jedoch auf so etwas gefaßt war und geschickt auswich. Der Gerichtsdiener erwischte Korngold am Rockschoß und riß ihn zurück. Wie ein Irrer schlug der Festgehaltene um sich, Schaum stand ihm vorm Mund, seine Schläfenadern waren dick und blaurot angeschwollen.
    Dr. Bornewasser reagierte rasch. Blitzartig wurde ihm klar, worauf Dr. Kämmerer, der pensionierte Präsident, gewartet hatte: auf den Skandal, der da plötzlich im Gange war. Kämmerer mußte da etwas in der Nase gehabt haben. Und jetzt wollte er sehen, wie das Gericht (sprich: Dr. Bornewasser) der Situation gewachsen war. Zwischen Kämmerer und seinem Nachfolger im Amt, dem Präsidenten Dr. Mangfall, bestand ein allgemein bekannter gesellschaftlicher Kontakt. Kein Zweifel, daß die beiden, wenn sie sich unterhielten, auch über die dienstliche Qualifikation jüngerer Juristen – z.B. Dr. Bornewassers – sprachen. Deshalb galt es nun für letzteren, sich zu bewähren.
    »Ich rufe Sie zur Ordnung, Herr Korngold!« ließ er sich scharf vernehmen. »Sie verletzen die Würde des Gerichts! Nehmen Sie sich sofort zusammen oder ich verhänge eine Ordnungsstrafe über Sie!«
    »Über mich?! Mich bestrafen?!« Korngold drohte an seiner Wut zu ersticken. »Ihr seid wohl alle verrückt! Hier steht der Verbrecher …!«
    Korngold zeigte auf Dr. Schrader …
    »Er gehört eingelocht! Oder steckt ihr alle unter einer Decke? Habe ich es mit einem Komplott zu tun?«
    Die erste Ordnungsstrafe Bornewassers belief sich auf DM 500, – wegen ›Beleidigung des Gerichts‹.
    »Nur zu!« brüllte Korngold, der sich nicht beruhigen konnte. »Das beweist mir, daß ich recht habe! Ihr seid eine Bande, die zusammengehört!«
    Zweite Ordnungsstrafe: 1.000, – DM, ersatzweise acht Tage Haft.
    Dann wurde Korngold auch des Saales verwiesen.
    »Geben Sie aber draußen Ruhe, ich rate Ihnen gut, sonst lasse ich Sie auf der Stelle festnehmen«, drohte Dr. Bornewasser ihm an. »Lassen Sie die Finger von Herrn Bergschulte!«
    »Ich werde das verhindern«, mischte sich Dr. Penzolt, Korngolds Anwalt, ein und verließ im Gefolge seines Mandanten auch den Saal. Es war überhaupt die erste Gelegenheit für ihn, in Aktion zu treten – und auch die letzte. Die Ereignisse hatten ihn überrollt. Mit einem solchen Mandanten war auch vom besten Anwalt kein Blumentopf zu gewinnen.
    Dr. Bornewasser schielte immer wieder auf Dr. Kämmerer, in dessen Gesicht sich jedoch keinerlei Zeichen einer Zustimmung oder Ablehnung zeigte.
    Die Verhandlung wurde fortgesetzt.
    »Herr Rechtsanwalt«, sagte Dr. Bornewasser zu Dr. Schrader, »es steht Ihnen frei, gegen Herrn Korngold Anzeige zu erstatten. Er hat Sie beleidigt, tätlich angegriffen –«
    »Ich werde keine Anzeige erstatten, ich kann ihn verstehen«, unterbrach Dr. Schrader.
    »Wie bitte?«
    Dr. Bornewasser war verdutzt. Es kam aber noch viel dicker für ihn, als Schrader jetzt rückhaltlos berichtete, was sich in seiner Kanzlei beim Besuch Korngolds alles zugetragen hatte. Mit jedem Satz Schraders wuchsen Fassungslosigkeit und Entrüstung Bornewassers mehr, der zuletzt nur noch ausrufen konnte: »Herr Rechtsanwalt!!!«
    Dies zeigte, daß Dr. Bornewasser weniger vom Geständnis Korngolds, über das er auf diese Weise auch in Kenntnis gesetzt wurde, aufgewühlt wurde als von der Handlungsweise Schraders.
    »Erwarten
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