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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Autoren: C.J. Cherryh
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Waffen, die auf große Entfernung lautlos und ohne sichtbare Wunde töteten. Sie schwang sich aus dem Sattel und gab ihm ihr Jagdmesser, und er machte sich an die Arbeit, wobei er an ein anderes Ereignis denken mußte, das diesem glich, an ein Wesen, das wirklich ein Hirsch gewesen war, an ein Winterunwetter in den Bergen seiner Heimat.
    Er schüttelte den Gedanken ab. »Hätte es an mir gelegen«, sagte er, »würden wir kleine Tiere und Fische jagen, und das nur in geringer Zahl. Ich muß mir einen Bogen machen,
liyo.«
    Sie zuckte die Achseln. Im Grunde war er gekränkt, soweit sie das in ihm noch erspüren konnte, daß nicht er das Tier erlegt hatte, sondern sie; trotzdem lag es an ihr, ihn zu versorgen, ihren
ilin.
Zuweilen spürte er eine Art gekränkten Stolz in ihr, daß der Herd, den sie ihm bot, nur ein Lagerfeuer war, und ihr Heim ein Dach aus Ästen, während die Nahrung oft sehr kärglich ausfiel oder überhaupt fehlte. Von allen Herren, in deren Dienst ein
ilin
hätte geraten können, war Morgaine zweifellos der mächtigste und zugleich der ärmste. Die Waffen, die sie ihm zur Verfügung stellte, waren erbeutet, das Pferd gestohlen, ehe es verschenkt wurde, ebenso die Vorräte. Stets lebten sie wie die Banditen. Heute aber und in den nächsten Tagen würden sie nicht von Hunger geplagt sein, und er bemerkte ihre leichte Kränkung ob der Unterstellung in seinen Worten; und mit dieser Erkenntnis überwand er seine Eitelkeit und verpflichtete sich dem Dank an dem Geschenk.
    Es war kein Ort, an dem sie lange verweilen durften: Vögel schrillten Alarm, andere Wesen flohen – der Tod im Wald machte schnell die Runde. Er wählte die besten Stücke und schälte sie mit schnellen Schnitten der scharfen Klinge heraus – eine Geschicklichkeit, die er während seines ungesetzlichen Lebens in Kursh gelernt hatte, bei der wachsamen Jagd im Gebiet feindlicher Klans, zupacken und fliehen und die eigenen Spuren verwischen. So hatte er gelebt, einsam in der Wildnis, bis er eines Nachts mit Morgaine kri Chya in einer Höhle Schutz gesucht und seine Freiheit gegen einen windgeschützten Platz eingetauscht hatte.
    Er wusch sich das Blut von den Händen und befestigte das Fellbündel am Sattel, während Morgaine die Überreste ins Unterholz zerrte. Mit den Fußspitzen lockerte er die Erde und beseitigte die Spuren seiner Arbeit, so gut er konnte. Aasfresser würden den Rest aufwühlen und die Spuren weiter verwischen, und er sah sich gründlich um, denn nicht alle Feinde stammten aus größeren Kommunen, nicht alle waren in der Wildnis blind. In der Horde gab es einen, der selbst der schwächsten Spur zu folgen verstand, und diesen Mann fürchtete er am meisten.
    Dieser Mann gehörte dem Klan der Chya an, der im bewaldeten Koris in Andur zu Hause war, dem Stamm seiner Mutter... und ein enger Verwandter seiner Mutter; zumindest war das die Gestalt, die er letzthin getragen hatte.
    Sie schlugen ein Lager auf, bereiteten eine üppige Mahlzeit. Sie kümmerten sich um das Fleisch, das sie mitnehmen mußten; sie trockneten es im Rauch des Feuers und brieten es soweit vor, daß es möglichst lange haltbar blieb. Morgaine erbot sich, die erste Wache zu übernehmen, und Vanye ließ sich in einen frühen Schlaf sinken und wurde von seinem Zeitgefühl wieder geweckt. Morgaine hatte keine Anstalten gemacht, ihn zu wecken, und schien auch nicht die Absicht zu haben, sie wollte ihm wohl denselben Dienst erweisen wie er ihr in der vergangenen Nacht; als er jedoch Anspruch darauf erhob, trat sie ihm den Posten ohne Widerrede ab; sinnlose Streitereien lagen ihr nicht.
    Wachehaltend saß er am Feuer, legte Holzstücke in die Flammen und achtete darauf, daß das Trocknen und Braten weiterging. Die Fleischstreifen waren hart geworden, und er schnitt sich ein Stück ab und kaute darauf herum. Geruhsame Stunden dieser Art waren in seinem Leben selten geworden – ein oder zwei Tage Ruhe zu haben, Zeit zum Nachdenken.
    Die Pferde schnaubten und bewegten sich in der Dunkelheit. Siptah interessierte sich ein wenig für die kleine Shiua-Stute, was gewisse Probleme heraufbeschwören konnte, wenn sie wirklich Nachwuchs bekam; doch im Augenblick lag darin keine Gefahr. Es waren ganz normale, beruhigende Geräusche.
    Ein plötzliches Schnauben, eine Bewegung im Dickicht – jeder Muskel seines Körpers erstarrte, sein Herzschlag beschleunigte sich. Es knackte im Gehölz; es waren die Pferde.
    Seine Schmerzen mißachtend erhob er sich lautlos und
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