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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Autoren: C.J. Cherryh
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ganzen Körper keinen Knochen, der ihm nicht wehtat, doch heute abend hatte er einen Mantel und ein Feuer und Deckung vor seinen Feinden – und so ging es ihm besser, als in mancher anderen Nacht. Er wickelte sich den Mantel fest um den Körper und lehnte sich mit dem Rücken an einen alten Baum. Das Schwert legte er sich blank über die Knie. Schließlich nahm er den Helm ab, um den das weiße Tuch des
ilin
gebunden war, stellte ihn zur Seite, schüttelte das Haar los und genoß die Befreiung von dieser Last. Der Wald ringsum war still. Wasser plätscherte über Steine; die Blätter seufzten; die Pferde bewegten sich gelassen an ihren Leinen und rupften das karge Gras, das dort wuchs, wo sich keine Bäume breitgemacht hatten. Die Shiua-Stute war auf einem Zuchtgut zur Welt gekommen und wußte nichts von Feinden; sie konnte beim Wachestehen keine Hilfedienste leisten. Siptah dagegen war als Wächter so zuverlässig wie jeder Mann, erfahren im Kampf, auf der Hut vor Fremden, und Vanye verließ sich auf das graue Pferd, wie auf einen Gefährten seiner Wache, und dieses Gefühl ließ die Welt weniger verlassen erscheinen. Nahrung im Bauch, ein wärmendes Feuer, ein Bach, der ihm zur Verfügung stand, sollte er Durst bekommen, und sicher reichlich Wild im Wald. Ein Mond war aufgegangen, nur ein kleiner Himmelskörper, nicht bedrohlich wirkend, und das Seufzen der Bäume erinnerte ihn sehr an die untergegangenen Wälder Andurs – es war ein heilsamer Einfluß, so etwas zu finden, wenn es keinen Heimweg mehr gab. Er wäre viel ruhiger gewesen, hätte
Wechselbalg
in eine andere Richtung gewiesen.
    Der Morgen zog unmerklich herauf, er brachte Vogelgesang und energischere Bewegungen der Pferde. Vanye saß noch immer an seinem Baum, den Kopf auf den Arm gestützt, und zwang sich, die schmerzenden Augen offenzuhalten. Langsam suchte er im weichen Licht des Tages den Wald ab.
    Urplötzlich bewegte sich Morgaine, griff nach ihren Waffen, dann blinzelte sie ihn bestürzt an, auf den Ellbogen gestützt. »Was war? Bist du auf Wache eingeschlafen?«
    Er schüttelte den Kopf, die Aussicht auf ihren Zorn abwehrend, mit dem er bereits gerechnet hatte. »Ich beschloß, dich nicht zu wecken. Du hast sehr müde ausgesehen.«
    »Ist es für mich von Vorteil, wenn du heute aus dem Sattel fällst?«
    Er lächelte und schüttelte wieder den Kopf, innerlich gefaßt auf den Stachel ihres ungezügelten Temperaments, der sehr schmerzhaft sein konnte. Es widerstrebte ihr, bemuttert zu werden, und sie neigte dazu, sich selbst zum Äußersten zu treiben, wenn sie lieber hätte ruhen sollen – nur um sich zu beweisen. Natürlich hätte es zwischen ihnen anders stehen müssen, zwischen
ilin
und
liyo,
zwischen Diener und Herrin – doch sie weigerte sich, ihr Vertrauen in irgend jemanden zu setzen.
Sie rechnet damit, daß ich sterbe,
dachte er mit einem beunruhigenden Anflug böser Vorahnungen,
so wie andere gestorben sind, die ihr dienten; sie wartet darauf.
    »Soll ich die Pferde satteln,
liyo

    Sie richtete sich auf, zog in der morgendlichen Kühle die Decken fester um sich und starrte zu Boden, die Hände gegen die Schläfen gelegt. »Ich muß nachdenken. Wir müssen irgendwie zurück. Ich muß nachdenken.«
    »Und das erledigt sich am besten, wenn man ausgeschlafen ist.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, und er bedauerte seinen kleinen Seitenhieb sofort – ein widersinniger Zug in ihm, dem ihre Angewohnheiten zuweilen auf die Nerven gingen. Er wußte, daß jetzt ein Ausbruch zu erwarten war, gefolgt von klaren Worten, die ihn in seine Schranken verweisen würden. Er war gewillt, dies zu ertragen, wie er es schon hundertmal oder öfter ertragen hatte, absichtlich oder unabsichtlich geäußert, und er hätte es am liebsten schnell hinter sich gebracht. »Da hast du wohl recht«, sagte sie leise, was ihn doch sehr verwirrte. »Gut, sattle die Pferde!«
    Er stand auf und kam der Anordnung nach. Er war zutiefst beunruhigt. Jede Bewegung bereitete ihm Schmerzen; er humpelte, und er spürte ein ständiges Stechen in der Seite, vermutlich eine gebrochene Rippe. Zweifellos litt auch sie Schmerzen, was zu erwarten war; Körper heilten, der Schlaf holte Kräfte zurück – doch vor allem sorgte ihn die plötzliche Gelassenheit in ihr, ihre Verzweiflung, ihr Nachgeben. Sie ritten schon zu lange miteinander, in einem Tempo, das an die Nerven ging, niemals Ruhe, eine Welt nach der anderen. Sie überlebten Wunden; doch es gab auch seelische Aspekte,
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