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Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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1. Kapitel
    Der alte Erzbischof lag in würdevoller Haltung lang ausgestreckt auf dem Rücken. Seine erstarrten Züge muteten auf eine unwirkliche Art jugendlich an und fast so, als befinde er sich in seliger Entrückung.
    Rita Bertold betrachtete das leblose Gesicht mit der Sorgfältigkeit der erfahrenen Ermittlerin. Die weit auseinanderstehenden Augen blickten kalt, der Mund mit den schmalen, geschlossenen Lippen drückte Entschlossenheit aus. Nase, Kinn und Wangenknochen waren markant, passend zu seinem Amt eines Kirchenfürsten.
    Die Kommissarin wandte sich dem Priester zu, der mit bleichem Gesicht neben ihr stand. »Sagen Sie, wie lange ist dieser Konrad von Hochstaden schon tot?«
    Der Geistliche überlegte kurz und antwortete dann: »Etwa siebenhundertfünzig Jahre, Frau Kommissarin. Er starb im Jahre zwölfhunderteinundsechzig.«
    Rita nickte kurz und sagte dann zu einem ihrer Kollegen, der einige Meter entfernt von ihr dabei war, sein Arbeitsgerät einzupacken. »Und der da, Herr Doktor?«
    »Etwa sechs bis acht Stunden, würde ich sagen.«
    Rita trat von der Bronzeplastik des alten Erzbischofs hin zu dem metallenen, vielleicht drei Meter hohen Geländer, welches das Grabmal umgab. Mit derselben überlegten Genauigkeit betrachtete sie nun den Toten, der bäuchlings über dem Geländer hing, aufgespießt von einigen der vergoldeten, lilienförmigen Spitzen, mit denen die Umzäunung des Grabmals verziert war.
    »Frau Kommissarin«, wandte sich der Priester an Rita. »Bitte, wie lange müssen wir den armen Bruder Dominik noch in dieser unwürdigen Haltung belassen? Das ist unerträglich.« Rita schaute den Mediziner an, der die Schultern zuckte und sagte: »Wenn die Spurensicherung ansonsten so weit ist, kann er runter.«
    Rita trat noch näher an den Toten heran. Bei ihrer Körperlänge von einsfünfundachtzig brauchte sie sich nicht übermäßig zu strecken, um ihn aus der Nähe zu betrachten. »Er sieht nicht so aus, als ob er sich gewehrt hätte.«
    Der Gerichtsmediziner trat zu ihr. »Ich bin mir noch nicht sicher, was hier geschehen ist. Wenn er aus größerer Höhe auf das Geländer gefallen wäre, würde ich mich nicht wundern. Das ist aber hier völlig ausgeschlossen. Er wurde auf das Geländer gehoben, vermutlich von mindestens zwei kräftigen Personen, und dann mit Gewalt auf die Metallspitzen gedrückt.«
    Rita nickte nachdenklich. »Ich bin gespannt auf die Obduktion.«
    Der Priester trat an sie heran und bat erneut: »Bitte, Frau Kommissarin.«
    Rita sah auf und wies ihre Kollegen an: »Jaja, nehmt den armen Kerl herunter.«
    Dann ließ sie ihren Blick nochmals durch die Johanneskapelle des Kölner Doms wandern. Das Metallgitter, an dem der Tote hing, trennte das Grabmal des mittelalterlichen Erzbischofs vom prachtvollen Chorgang ab. Die Tür, durch welche diese Umzäunung passiert werden konnte, war aufgebrochen worden. Rita trat wieder an das Hochgrab, welches von der lebensgroßen Bronzeplastik des liegenden Konrad von Hochstaden beherrscht wurde. Sie winkte den Geistlichen heran, der entsetzt verfolgte, wie die Polizisten den Toten vom Geländer abhoben. Er bekreuzigte sich und murmelte einige Worte im stillen Gebet, als er auf Rita Bertold zuging.
    »Sagen Sie«, sagte Rita. »Bruder Dominik muss mitten in der Nacht ermordet worden sein. Was, glauben Sie, hat er um diese Zeit hier gemacht?«
    »Wissen Sie«, antwortete der Geistliche, »der Dom öffnet um sechs Uhr in der Früh. Einige Bedienstete sind schon deutlich früher hier, aus ganz unterschiedlichen Gründen.«
    »Was sind das beispielsweise für Gründe?«
    »Es wird die Frühmesse vorbereitet, auch Kollegen von der Dombauverwaltung, Restauratoren, Steinmetze, Architekten und so weiter sind manchmal schon da, um sich in Ruhe ein paar Dinge anzusehen.«
    »Und Bruder Dominik?«
    »Bruder Dominik ist – war – Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Domschatzkammer.«
    Rita hob die Augenbrauen. »Und da geht man mitten in der Nacht in den Dom? Gibt es dafür einen normalen, will sagen einen üblichen Grund?«
    Der Geistliche zuckte die Achseln. »Nein, eigentlich nicht.« »Und Sie haben ihn gefunden?«
    Ein Polizist aus Ritas Team schaltete sich in das Gespräch ein. »Eine Reinigungskraft hat ihn gefunden. Sie rannte davon und schlug Alarm. Im Moment wird sie psychologisch betreut und kann daher leider noch nicht befragt werden.«
    Rita wandte sich wieder dem Priester zu. »Und Sie?«
    »Ich wurde von Ihren Kollegen
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