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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Autoren: C.J. Cherryh
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tausend Gegner zu verfolgen, Gegner, die darüber hinaus gut bewaffnet und mit Pferden versehen waren und über ausreichend Macht verfügten, um die Welt, durch die sie ritten, aus den Angeln zu heben.
    Gewissen: Morgaine behauptete, keins zu haben – das stimmt zwar nicht ganz, kam aber der Wahrheit ziemlich nahe. Es führte kein Weg um die Tatsache herum, daß Morgaine durch die Klinge, die an ihrem Knie vom Sattel hing, einen kleinen Anteil an jenen Kräften hatte, und daß es deshalb nicht Wahnsinn war, der sie auf eine solche Straße führte, sondern eine gewisse Erbarmungslosigkeit.
    Er ritt mit, denn es blieb ihm nichts anderes übrig.

2
    Es zeigten sich Spuren der Besiedlung, offensichtlich lebte ein Stamm von Menschen weiter unten an der Straße: Wagenspuren, Fußabdrücke von Paarhufern, Herdentieren, da und dort ein Fetzen weißer Wolle an einem Ast, der in den Weg ragte.
Auf diesem Weg kommen die Herden ans Wasser,
sagte sich Vanye.
Irgendwo muß es offene Weideflächen geben.
    Es war später Nachmittag, der empfindlichste Augenblick des Nachmittags, als sie den Mittelpunkt aller dieser Beobachtungen erreichten.
    Es war ein Dorf, das – abgesehen von den gekrümmten Dächern – auch an einem Waldrand in Andur hätte stehen können; über allem lag der Glanz des vom Wald gebrochenen Sonnenlichts, die Dächer von alten Bäumen beschattet, eine grüne Kühle, die die alten Baumstämme und die strohgedeckten Dächer in einen vagen Dunst zu hüllen schien. Die Gebäude verschmolzen beinahe mit dem Wald, wenn man von den kunstfertig geschnitzten Dachbalken absah, die in verblaßten Farben gehalten waren. Es war eine gemütlich wirkende Gruppe von etwa dreißig Bauten, die keine Wehrmauern hatten. Viehgehege und ein paar Wagen, ein staubiger Marktplatz, ein großes Versammlungshaus, strohgedeckt, mit geschwungenen Balken, keine herrschaftliche Feste, sondern rustikal und mit breiten Türen und großen Fenstern.
    Morgaine hielt ihr Tier auf der Straße an, und Vanye verharrte neben ihr. Düstere Vorahnungen überkamen ihn, zugleich ein Gefühl des Bedauerns. »Ein solcher Ort«, sagte er, »darf keine Feinde haben.«
    »Er wird sie bekommen«, sagte Morgaine und spornte Siptah an.
    Die beiden Reiter lösten im Dorf eine gelassene Geschäftigkeit aus – eine Gruppe schmutziger Kinder hob den Blick von ihren Spielen und starrte; eine Frau schaute aus einem Fenster und trat schließlich aus der Tür, wobei sie sich die Hände am Rock abtrocknete; schließlich kamen zwei ältere Männer aus dem Versammlungshaus und blickten erwartungsvoll. Jüngere Männer und eine Greisin gesellten sich zu den beiden, gefolgt von einem etwa fünfzehnjährigen Jungen und einem Handwerker mit Lederschürze. Weitere Dorfälteste kamen zusammen. Feierlich standen sie da – Menschen, dunkelhäutige, kleingewachsene Menschen.
    Nervös blickte Vanye zwischen den Häusern hindurch auf die Bäume, die bis dicht an das Dorf heranreichten, und über die weiten Felder, die sich jenseits der großen Lichtung erstreckten. Mit den Blicken suchte er die offenen Fenster und Türen, die Gehege und Fuhrwerke ab, war er doch auf einen Hinterhalt gefaßt. Aber es war nichts festzustellen. Er nahm die Hand nicht vom Griff des Schwertes, das an seiner Hüfte hing; Morgaine dagegen hielt die Hände frei und offen sichtbar... sie machte einen sehr friedlichen Eindruck, eine anmutige Erscheinung im Sattel. Er machte sich nichts daraus, offen mißtrauisch zu erscheinen.
    Morgaine zügelte Siptah vor der kleinen Gruppe, die sich an der Treppe zum Versammlungshaus eingefunden hatte. Gemeinsam verneigten sich die Dorfbewohner, anmutig und feierlich wie Angehörige hohen Adels, und als sie zu ihr aufblickten, stand auf ihren Gesichtern wohl Staunen zu lesen, doch keine Spur von Angst.
    Ah, mißtraut uns,
wünschte Vanye diesen Menschen.
Ihr wißt nicht, was unter euch gekommen ist!
Doch nur Ehrfurcht bestimmte die ernsten Gesichter, und die Männer verbeugten sich erneut und ergriffen das Wort.
    Im nächsten Augenblick drohte Vanye das Herz in der Brust zu stocken, denn diese Menschen sprachen die
qhalur-
Sprache.
    Arrhthein,
begrüßten sie Morgaine, und das hieß:
hohe Lady;
auf dem langen Ritt hatte Morgaine immer wieder darauf bestanden, Vanye Brocken der Sprache zu lehren, bis er Höflichkeitsfloskeln, Drohungen und andere nützliche Begriffe kannte. Diese dunkelhäutigen, kleinwüchsigen Leute, die sich so höflich zeigten, waren auf keinen Fall
qhal
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