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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Autoren: C.J. Cherryh
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auch in Ra-Koris in Andur gepflegt wurde, nur daß hier sogar die Kinder teilnahmen und achtlos zwischen den älteren Leuten spielten; sie durften sich am Tisch mit einem Übermut äußern, der jedem Kurshin-Kind, ob nun Sohn eines hohen Herrn oder eines Bauern, eine Maulschelle und eine strenge Verfrachtung nach draußen beschert hätte, wo eine noch strengere Bestrafung gefolgt wäre. Hier schlugen sich die Kinder die Bäuche voll und glitten dann vom Tisch, um lärmend in den säulengesäumten Nebenflügeln des Saals zu spielen. Ihr Lachen und Rufen erhob sich über das Brausen der Gespräche.
    Es war immerhin kein Versammlungsraum, in dem man das Messer oder Gift eines Attentäters zu fürchten hatte. Vanye saß zur Rechten Morgaines – eigentlich sollte ein
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hinter ihr stehen, und viel lieber hätte er ihre Speisen vorgekostet, um ganz sicher zu gehen: doch Morgaine verbot ihm das, bis er seine Besorgnisse schließlich verdrängte. In den Gehegen zehrten die Pferde von gutem Heu, und sie saßen in der hellen und warmen Räumlichkeit unter Menschen, die ihnen eher mit zu reichlichem Essen schaden wollten als aus sonstiger böser Absicht. Als schließlich niemand weiteressen konnte, wurden die Kinder, die keine Ruhe gaben, in die Dunkelheit hinausgeschickt, wobei die Älteren die Jüngsten führten, und niemand schien einen Gedanken daran zu verschwenden, daß die Kinder in der Dunkelheit vielleicht gefährdet sein könnten. Im Saal spielte ein Mädchen auf einer großen und seltsam gestimmten Harfe und sang eine wunderschöne Melodie dazu. Es folgte ein zweites Lied, in das jedermann einstimmte außer Morgaine und Vanye; dann bot man den Gästen die Harfe, doch solches Spiel gehörte für ihn in die ferne Vergangenheit. Seine Finger hatten das Wenige an Fertigkeit verloren, das sie in der Kindheit besessen hatten, und er lehnte verlegen ab.
    Morgaine schüttelte ebenfalls den Kopf; er konnte sich nicht vorstellen, ob es für sie je eine Zeit gegeben hatte, da sie die Ruhe besaß, sich mit Musik zu beschäftigen.
    Statt dessen sprach Morgaine mit den Dorfbewohnern, und ihre Worte schienen zu gefallen. Es folgte eine kleine Diskussion, an der er nicht teilhaben konnte, dann stimmte das Mädchen ein letztes Lied an.
    Schließlich war das Abendessen vorbei, und die Dorfbewohner kehrten in ihre Häuser zurück, während die ältesten Kinder den Gästen am Feuer mit flinken Bewegungen eine Lagerstatt bereiteten; zwei Liegen und ein Vorhang zur Abschirmung, und ein Kessel warmen Wassers zum Waschen.
    Die letzten Kinder liefen die Außentreppe hinab, und Vanye atmete tief ein in diesem ersten Augenblick des Alleinseins, den sie seit dem Eintreffen genießen durften. Er sah, wie Morgaine die Rüstung löste, wie sie sich von dem unangenehmen Gewicht befreite, etwas, das sie im Freien oder in unsicherer Unterkunft nicht tat. Da sie sich diese Freiheit nahm, sah auch er kein Hindernis mehr und entkleidete sich dankbar bis auf Hemd und Hose, wusch sich hinter dem Vorhang und zog sich wieder an, denn er traute dem Frieden doch noch nicht ganz. Morgaine handelte ebenso; dann ließen sie sich nieder, die Waffen griffbereit, um abwechselnd zu schlafen.
    Er hatte die erste Wache, und er lauschte aufmerksam auf jede Regung im Dorf. Immer wieder ging er an dieser und jener Seite zu den Fenstern und schaute hinaus auf den Wald und die mondhellen Felder, doch es zeigte sich keine Bewegung. Noch waren im Dorf nicht alle Fenster geschlossen. Er kehrte in die Mitte zurück, ließ sich in der Wärme des Kamins nieder und begann schließlich zu akzeptieren, daß all die erstaunliche Sanftheit und Freundlichkeit dieser Menschen wahrhaft bestand und keine Gefahr barg.
    Auf ihrer weiten Reise war es selten geschehen, daß kein Fluch sie erwartete, keine Hecke aus Waffen – sondern nur freundliches Entgegenkommen.
    Hier war Morgaines Name noch nicht bekannt.
    Der Morgen brachte den Geruch von frisch gebackenem Brot, das Geräusch von Schritten im Versammlungshaus, ein Durcheinander von Kindern, die mühsam zur Ruhe gebracht wurden.
    »Vielleicht«, murmelte Vanye, den angenehmen Backgeruch in der Nase, »bekommen wir ein Stück warmes Brot für den Weiterritt.«
    »Wir reiten aber nicht weiter«, gab Morgaine zurück, und er blickte sie erstaunt an, ohne zu wissen, ob dies eine gute oder eine schlechte Nachricht war. »Ich habe mir die Dinge überlegt. Vielleicht hast du recht: dies ist ein Ort, an dem wir Atem schöpfen können, und
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