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Das dunkle Herz Kashas

Das dunkle Herz Kashas

Titel: Das dunkle Herz Kashas
Autoren: Liandra diLuna
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Kapitel 1: Ausgestoßen
    Der Kreis der Bashra zog sich enger und enger um mich zusammen. Es waren acht große, struppige Tiere mit pechschwarzem Fell und hungrigen, gelben Augen. Ganz offensichtlich waren sie sehr hungrig... Ich nutzte einen schweren Ast, um mir die Tiere vom Leib zu halten, indem ich den Ast mit raschen Bewegungen hin und her schwang, wobei ich mich um meine eigene Achse drehte. Verzweifelt fragte ich mich, wie lange ich mir die Biester auf diese Art noch vom Leib halten könnte. Noch waren sie nicht nah genug, dass ich sie mit dem Ast treffen konnte. Doch ich hörte bereits ihr heiseres Knurren und sah immer wieder weiße Reißzähne im Mondlicht aufblitzen. Bisher hielten die acht Abstand, doch wenn sie erst einmal angreifen würden, konnte ich unmöglich alle auf einmal in Schach halten. War dies das Ende meiner Reise? Würde ich den Tod einsam, in einer mir nicht vertrauten Gegend finden? Würde ich sterben und den Hunger der Bashra stillen, ohne dass auch nur ein anderer von meinem Tod erfahren würde? Fast war ich mir in diesem Moment sicher, aus dieser Gefahr nicht mehr lebend herauszukommen. Und doch war ich nicht bereit, kampflos aufzugeben. Vielleicht würden sich die Bashra ein weniger wehrhaftes Opfer suchen, wenn ich es ihnen nur schwer genug machte, mich zu töten?

    Doch wie war ich überhaupt in diese missliche Lage geraten? Was hatte mich in diese verlassene Gegend geführt? Im Grunde waren es meine Neugier und meine Unvernunft, die mich zu den Bashra gebracht hatten.
    Wie es in den Städten Kashas Brauch ist, wurde einige Wochen nach meiner Geburt das Orakel befragt, welcher Lebenspfad mir vorausbestimmt sei. Das Orakel meiner Heimatstadt verkündete, ich sei dazu auserkoren, eine Priesterin des Gottes des Kampfes und der Kriegskundigen zu werden. So kam ich als Novizin zur Priesterschaft des Gottes sobald ich meinen siebten Winter durchlebt hatte. Zunächst war ich krank vor Sehnsucht nach meiner Familie, verunsichert, einsam und traurig. Doch die anderen Mädchen waren freundlich und die Priesterinnen nahmen mich herzlich auf. Rasch gewöhnte ich mich an das Leben im Heiligtum des Gottes. Ich knüpfte Freundschaften, lernte und war für viele Jahre sehr glücklich. Ich lernte, mit Schwert, Bogen und waffenlos zu kämpfen. Dass ich gut darin war, erfüllte mich mit Freude und Stolz. An den Festtagen des Gottes maß ich mich in rituellen Wettkämpfen mit anderen Mädchen. Unsere Kämpfe sollten den Gott erfreuen und milde stimmen, damit er die Kriegskundigen Kashas beschützte und stark machte. Als bündnisfreies Land brauchte Kasha starke Kämpfer. Je mehr ich über Kasha und den benachbarten Bund von UR mit seinen zahlreichen Ländern erfuhr, desto mehr Zweifel kamen mir jedoch daran, dass ein so kleines Land wie das unsere auch nur den Hauch einer Chance haben würde, gegen den Bund zu bestehen. Glücklicherweise schienen die Länder des Bundes jedoch nicht daran interessiert, Kasha anzugreifen. Kasha war klein, besaß keine Schätze und wurde so sehr durch die verschiedenen Kulte und die Orakel bestimmt, dass seine Bewohner sich nicht dafür interessierten, was außerhalb der Grenzen – oder auch nur eine Stadt entfernt – vor sich ging. Was zählte, waren die Weissagungen der Orakel, von denen es in fast jeder Stadt eines gab, und die Riten und Feste, die die wichtigsten Götter für die Belange der Kasha milde stimmen sollten. Diese Götter waren die Göttin der Gesundheit und Heilung, die Göttin der Aussaat und Ernte, der Gott des Wissens und der Erkenntnis sowie der Gott des Kampfes und der Kriegskundigen. Daneben gab es noch einige weniger bedeutsame Götter und Kulte. Über all diese Gottheiten und ihre Launen und Fehden lernten wir, was unsere Lehrmeisterin für wichtig erachtete. Von den geweihten Priesterinnen lernten wir zudem, Wunden zu heilen und Rituale durchzuführen, die zu festen Zeiten des Tages und der Mondläufe durchgeführt werden mussten, um den Gott des Kampfes und der Kriegskundigen nicht zu erzürnen. Ich war zufrieden mit dem Weg, den das Orakel für mich vorgezeichnet hatte. Ich liebte das Kräftemessen mit den anderen Novizinnen. Ich mochte die festen Abläufe der wiederkehrenden Rituale und Festtage. Ich sah, dass mein Leben freier war als das der Mädchen in den Städten Kashas. Wir hatten unsere Pflichten und übten unsere Kampfkunst wieder und wieder. Doch mir lag dies eher als die Arbeit auf dem Feld. Eines war uns allerdings strengstens
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