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Mord ist kein Geschäft

Mord ist kein Geschäft

Titel: Mord ist kein Geschäft
Autoren: Carter Brown
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am
meisten zuwider, Mr. Wagner, daß Sie dachten, ich könnte mich mit einem erpresserischen
Bastard wie Patrick zusammentun .«
    Er
saß noch immer da wie ein gigantisches steinernes Idol. Ich dachte, vielleicht
lohnte sich ein letzter Versuch, irgendeine Reaktion aus dem Mistkerl
herauszuholen.
    »He,
Mr. Wagner«, sagte ich scharf, »Ihre Zigarre ist aus !«
     
    Es
war gegen sieben Uhr abends. Die Zeit, in der bei einem heißblütigen, vitalen
Junggesellen, der absolut nichts anderes vorhat als ein einsames
Fernseh-Abendessen, die ersten depressiven Regungen einsetzen. In der
Außenwelt, das weiß er nur zu gut, ereignen sich große Dinge. Unzählige
eifrige, attraktive junge Frauen eilen der intimen Ecke einer Bar, einem
spärlich erleuchteten Junggesellenappartement oder dem Foyer eines exklusiven
Restaurants zu — alle in der Absicht, aufs großzügigste ihre Gunst
verschiedenen Junggesellen zukommen zu lassen, die eins gemeinsam haben: daß
sie alle entschieden an heißblütiger, vitaler Männlichkeit dem einen einsamen
Burschen unterlegen sind, der nur ein Fernseh-Abendessen vor sich hat.
    Ich
trank noch ein Glas. Wenn es sich nicht um Bourbon gehandelt hätte, so dachte
ich wehmütig, so hätte man von edlem Rebensaft sprechen können. Allein der
poetische Glanz dieser Bezeichnung machte zwei weitere Drinks erforderlich. Ich
goß zwei Gläser ein, stellte sie nebeneinander auf die Bar und fragte mich, was
mich, wenn ich schon zwei Zigaretten zugleich rauchen konnte, davon abhalten
sollte, zugleich aus zwei Gläsern zu trinken? Eine Sekunde später erfuhr ich
es. Es war der Türsummer, der unaufhörlich zu summen begann.
    Ich
öffnete die Haustür und blinzelte heftig, aber sie verschwand nicht. Sie sah
aus wie die erregendste Phantasievorstellung eines heißblütigen Junggesellen,
die ich je erlebt hatte. Eine kesse, total unwahrscheinliche Figur mit
kurzgeschnittenem, strähnigem, weißblondem Haar.
    »Hallo, Mißter Holman !« Sie
lächelte mir strahlend zu. » Mißter Hoffman hat mich
geschickt .«
    Dann
ging sie geradewegs an mir vorbei ins Haus. Es war wie eine Sing-mit-Show, bei
der all diese reizenden kleinen runden Gegenstände immerzu umherhüpfen. Diese
Puppe hatte ebenfalls reizende runde Gegenstände, die überall umherhüpften,
vorn und hinten, unter der engen weißen Satinbluse vorn und unter dem engen
blauen Rock hinten. Sie waren nicht gerade klein, aber allein der Anblick
erweckte in mir den unwiderstehlichen Drang, laut und klar den dazupassenden Gesang anzustimmen.
    Ich
folgte ihr in einer Art Trancezustand ins Wohnzimmer und blieb dort, mich in
der glänzenden Wärme ihres Lächelns sonnend, stehen.
    » Mißter Hoffman ßagt , er ßei Ihnen wirklich dankbar für die Hilfeßtellung ,
die Ssie Mißter Carl Liemeyer geleißtet haben«,
lispelte sie. »Wie Ssie schon ßu ihm ßagten , wenn eß nicht
für Mißter Hoffman geweßen wäre...« Sie hielt plötzlich inne und runzelte die Stirn. »Ach ich habe ganz
vergessen, Sie wissen ja schon, daß das Lispeln Schwindel ist .« Dann lächelte sie wieder. »Nun, Mr. Hoffman war heute
nachmittag im Büro quietschvergnügt über die Sache, weil es nun so
aussieht, als ob Mr. Liemeyer die Studios von Mr.
Wagner übernimmt, weil Mr. Wagner sich mit seiner Verteidigung in einem Prozeß
wegen Beihilfe zum Betrug oder so was beschäftigen muß, und Mr. Liemeyer sagt, er würde dafür sorgen, daß alle Leute, die
von Mr. Hoffman vermittelt werden, von nun an vorzugsweise behandelt werden sollen.«
    »Wie
nett«, sagte ich vage. »Ich bin froh, daß Freddie eine Art Ersatz für den Star,
den er durch meine Schuld verloren hat, erhält .«
    »Mr.
Hoffman sagte also, er wolle Ihnen ein nettes Geschenk zukommen lassen .« Wieder lächelte sie, und ich sah das Aufblitzen der
scharfen weißen Zähne, die mich irgendwie an ein Barrakuda-Weibchen erinnerte,
das die Schaufensterauslagen ausreichend besichtigt und nunmehr seine Wahl
getroffen hat. »Also sagte ich zu ihm...« Sie holte tief Luft, und es gab einen
leise knackenden Laut, als der oberste Knopf ihrer Bluse durch die Luft flog.
»Ich sagte: >Warum nicht mich ?< «
    »Wie ?« krächzte ich.
    »Genau
das sagte Mr. Hoffman auch«, quietschte sie entzückt. »Also mußte ich ihm
erklären, daß ich gleich beim erstenmal , als wir uns
sahen, den Wunsch hegte, Sie vor erotischer Begierde halbwegs um Ihren Verstand
zu bringen, und wenn er, Mr. Hoffman, mich Ihnen als Geschenk gäbe, könnten Sie
sich nicht
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